Mastermind schrieb am 10.07.2019, 17:25 Uhr[/url]"]Wie gesagt, die Fragen habe ich jetzt erstmals gesehen hier. Gerne antworte ich hier nochmal.
Man muss bei der Berichterstattung über Boris Johnson klar die völlig blödsinnige einseitige Berichterstattung unterscheiden die im Spiegel und in der Süddeutschen steht und dem was man aus der britischen Presse und Öffentlichkeit erfährt. In Deutschland berichten die gleichen Kreise die auch rund um die Uhr gegen Trump und Putin feuern, Boris Johnson hätte in GB vor Gericht gestanden weil er bezüglich der auf dem Bus genannten Zahl 350 Millionen Pfund, die GB in die EU zahlen würde wöchentlich, VORSÄTZLICH GELOGEN hätte. So die deutsche Berichterstattung. Fakt ist: die Anhörung darüber dauerte in London keine 5 Minuten und die Richterin hat die Klage abgeschmettert. Am Wochenende wurde er auf einem der Wahlkampfauftritte von einer Zuschauerin am Mikrofon genau damit angesprochen. Die Antwort war sinngemäß: "Sollten wir so eine Aktien (wie mit dem Bus) nochmal machen, dann müssen wir nächstes Mal einen größeren Bus nehmen, denn wir haben das noch mal nachgerechnet, die Zahl ist deutlich größer, sie geht fast in Richtung 420 Millionen Euro. Jetzt drehe ich den Spieß um und sage: wenn das was der Spiegel und die Süddeutsche schreiben, also journalistisch irgendwie faktenbasiert wäre: warum ist es dann in GB völlig irrelevant und er liegt weit vor Jeremy Hunt? Ein bissle erinnert das an Fussballspiele in denen der Verteidiger zu langsam für den tänzelnden Dribbelkönig ist, es wird einfach stur nach dem Mann anstelle nach dem Ball getreten. Auch das ein bekanntes Muster, wenn es mit den Fakten nicht reicht. ich glaube also gerne das ausgerechnet ich von nichts eine Ahnung habe, Spiegel und Süddeutsche haben recht, aber dann ist halt meine Frage; woher kommt die Unterstützung für Johnson im eigenen Land? Er legt dort aktuell einen Besuchsmarathon hin es ihn außer von Trump seit Jahrzehnten nicht mehr gab. Johnson postet beinahe Tag für Tag auf Facebook Videos wo er war, wer ihn unterstützt, was er vor hat. Die können alle irren, die können alle im Gegensatz zu Herrn Augstein keine Ahnung haben, aber warum fällt das auf der Insel niemandem auf?
Ein anderes Perception Gap besteht in den 39 Milliarden Euro die sich die EU für den Fall des GB-Austrittes erdacht hat. Diese sind nirgendwo vertraglich festgelegt. Farage sagte vom ersten Tag an diese Summe sei Blödsinn, er würde sie nicht zahlen. Die ersten Kommentare Johnsons zu dieser Zeit weiß ich jetzt nicht mehr im Detail. Auf jeden Fall aber hat Farage den Ball still gehalten und Theresa May nicht reingequatscht, weil man davon ausging das es ein Agreement gibt und man sich so auf irgendwas einigen könnte das eben dann tatsächlich auch einen wie auch immer zu beziffernden Wert für GB hätte. Die Verhandlungsbasis Johnsons nun wird eine ganz andere sein. Johnson sagt klar: GAR NICHTS steht Euch zu (andere Quellen sprechen von gerechtfertigten 9 Milliarden statt 39) und wenn Euch nichts zusteht, dann verlassen wir die EU mit einem No-Deal und dann seht ihr auch kein Geld. Oder ihr wollt Geld, nämlich besagte 39 Milliarden, dann schnürt und jetzt mal ein Maßnahmenpaket das ihr dafür anbieten könnt. Im Falle eines No-Deal-Brexit, der trotz aller Vorbereitungen hier und da Probleme bereiten wird, sind diese 39 Milliarden ja schon mal im dann auf dem Tisch stehenden Subventionstopf, wobei schon bei Johnsons Wahlkampfauftritt in Belfast erklärt wurde die Agrarindustrie, also Fleisch und Milchexport betreffend, würde von Tag 1 an aus diesem Topf unterstützt bis anderweitige Deals (z.B. mit USA/Kanada/Commonwealth) geschlossen sind. Auch wenn man ja offiziell noch keine Verträge unterschreiben darf, aber in Vorbereitung ist genug. Alleine Trump will seine Handelsumsätze mit GB verdreifachen. Und natürlich schafft man so eine Art "Koalition der Willigen" und auf einmal treiben nun Nationen Handel miteinander, auch auf Vermittlung der USA, die sich so eigentlich zuvor noch gar nicht.
Wir alle unterschätzen maßlos wie angesehen United Kingdom in der Welt ist, die abzuschließenden Deals werden nach dem Brexit sehr schnell gehen - ob sie finanziell alles von jetzt auf gleich auffangen können, bzw. wie lange man braucht dazu, bleibt abzuwarten. So hat zum Beispiel Australien gerade 12 Kriegsschiffe bestellt an denen halb Schottland bauen wird, Großbritannien ist ja nicht irgendwie isoliert in der Welt.
Mittelfristig soll natürlich auch Geld ins NHS (national Healthcare System), aber da war ja kein Hard-Brexit im Gespräch, da wird schon das eine oder andere drunter und drüber gehen zu Anfang. Wo der Rest des Geldes herkommt? Weder Hunt, noch Johnson können mit dem Finger schnippen was gemacht wird, die müssen das hübsch im Parlament vortragen und um Stimmen zur Unterstützung bitten, die Finanzierung werden sie da dann natürlich auch offen legen müssen, da geht es denen dort nicht anders als bei uns den Grünen mit all ihren Ideen.
Zum Home-Bias: ich sehe das schmerzfrei, ich hege da keinen Groll weil ein anderes Land eine Politik treibt die mit der Nichtfokussierung der deutschen Regierung auf wirtschaftliche Entwicklungen kollidiert. Daran müssen wir uns ob der Verwürfnisse in der EU gewöhnen, die Länder werden alle schauen Deals für die eigene Bevölkerung zu machen. Ein Land nach dem anderen. Der "Wir retten die Welt" Gedanke der Bundesregierung findet immer weniger Mitstreiter, das wird sich so bemerkbar machen. Im Falle eines Abschwunges noch mehr als jetzt schon.
Es gab den Hinweis das natürlich Farage nicht im Parlament sitzt, aber die Formulierung von Farage war "Ich kann Johnsons größter Freund sein (wenn der Brexit pünktlich kommt) oder auch sein größter Feind" (wenn er rumeiert wie May). Farage/Johnson/Hunt sind sich einig das der Brexit sofort kommen muss, auch da man keine Lust hat bei einem Platzen des Euro noch zu irgendwelchen Zahlungen an die EU verbrummt zu werden. Große Teile der Conservative-Wähler sind zu Farage übergelaufen bei der EU-Wahl. Johnson weiß somit was es geschlagen hat, sollte Farage mit seiner Partei auch bei den nächsten Wahlen in GB antreten. Diese Wähler zurückzuholen hat Johnson bei einem Brexit zum 31.10. gute Karten, wenn nicht weiß man nicht wo das hinführt mit Farages neuer Partei.
Zuletzt: das der Ziemiak-Kuhhandel AKK statt Merz den CDU-Vorsitz gebracht hat, ist in der tat übel. Allerdings erkennen weite Teile nun ja auch wo der Unterschied ist fachlich. Will AKK ihren Laden zusammen halten, macht sie Merz trotzdem zum Kanzlerkandidaten, macht sie das nicht fliegt ihr die CDU in Teilen um die Ohren. Die innerparteiliche Lage mit den Tories ist nicht zu vergleichen.
Ein letztes Bonbon übrigens noch: Johnson weigert sich strikt Auskünfte zu seinem Privatleben zu geben. Statt dessen dreht er immer den Bogen: "was die Leute von mir wissen wollen ist doch viel eher ..." und beginnt dann klar nach vorne zu schauen und die Vision seines Landes zu erklären. Oftmals unter tobendem Applaus, da die Leute wirklich nicht hören wollen ob er und seine Tussi sich jetzt spät Abends angebrüllt haben oder nicht. Es ist auch hier wieder medial das Treten nach dem Mann statt dem Ball, denn man kann in der deutschen Presse gerne einen auf konservativ machen, doch wie oft war Fischer verheiratet, wie oft Schröder? Gab es da ähnliche Entrüstungsstürme, ich kann mich an keine erinnern.
Die Wahl zum Premierminister gewinnt Johnson alleine dadurch, das er darauf hinweist für was Jeremy Corbyn steht: Steuererhöhungen, Sozialismus, Unterstützung von Hamas und Hisbollah (so aufgezählt bei einer der letzten Reden) und dafür das er der am weitesten links stehende Labour-Vorsitzende aller Zeiten sei und auch einer der schwächsten Gegner aller Zeiten.
Wenn einer sich in GB damit beschäftigt hat was ein Premierminister zu machen hat um das Land zu einen, die Leute mitzunehmen und den Wohlstandes anzuheben, dann Boris Johnson. Nicht zuletzt wegen seines Churchill-Buches usw. - unter Jeremy Hunts Video schrieb die Tage einer "Es ist schwer sich vorzustellen das dieser Mann (Hunt) sich überhaupt zu irgendwas und in irgendwas als "stark" erweisen könne. Ein anderer schrieb er sei eine herumeiernde Theresa May ohne Lippenstift und in Hosen. So ist halt Hunt´s menschliche Art, derart nieder machen muss man ihn nicht, zumal er sich im Bezug auf den ersten für einen amtierenden Außenminister sehr unsicheren Auftritt in Belfast, auch gesteigert hat. Trotzdem kommt er an den Applaus den Johnson für seine Gradlinigkeit und sprachliche Klarheit bekommt (noch?) nicht dran.
Es bleibt also spannend, aber bei all dem Irrsinn der uns in den nächsten Jahren hier treffen könnte (weiter erodierende Zinsmarge der Banken, wirtschaftlicher Abschwung nach Zerstörungstendenzen im Bezug auf weitere Schlüsselindustrien usw.) würde ich mich auf der anderen Kanalseite wohler fühlen. Auch finanziell.
[url=https://peketec.de/trading/viewtopic.php?p=1904360#1904360 schrieb:
Elfman schrieb am 10.07.2019, 14:56 Uhr[/url]"]1) Woher soll das Geld kommen? Investition + Steuerkürzungen???
Von der Brexitdividende was immer das auch ist? Ich dachte die geht in den Healthcare Sektor? Soll es sich "selber finanzieren" wie das schon in der vergangenheit nie geklappt hat?
Was hat Farage mit Johnson zu tun? Die Brexitpartei ist überhaupt nicht im Parlament vertreten?
2) Wen interessiert wo geographisch 10 km weiter diese Häfen liegen wenn es den Zollfreien Handel mit den Nachbarländern nicht mehr gibt?
weißt du, dass es Freihäfen in Deutschland gibt? Cuxhafen, Bremerhaven-
https://www.haufe.de/finance/finance-office-professional/freihafen_idesk_PI11525_HI863736.html
3) warum muss ich als Deutscher eigentlich diese Leute gut heissen die uns mit Steuerdumping zukünftig wirtschaftlich bekämpfen wollen?
Ich würde erstmal abwarten wer gewählt wird und ob der sich halten kann und ob der einen Brexit durchbekommt. Friedrich Merz war auch schon der beste Kanzler aller Zeiten, dummerweise hat ihn seine eigene Partei dann nicht mal zum Vorsitzenden gewählt.
Inwiefern unterscheiden sich die Nachverhandlungsforderungen Johnsons von May, ausser dieser Sinnlosvorschlag GATT24?
[url=https://peketec.de/trading/viewtopic.php?p=1904330#1904330 schrieb:
Mastermind schrieb am 10.07.2019, 12:47 Uhr[/url]"]da setzen wir dann mal dem Geheule der EU-Jammerlappen den Optimismus der Briten für ihr Land dagegen:
1) Nigel Farage, will mit einem "Brexit-Masterplan" 200 Milliarden Pfund in Großbritannien investieren, in Summe zweieinhalb mal so hoch wie der damalige Marschall-Plan nach dem zweiten Weltkrieg, auch wenn ich jetzt vermute die Kaufkraft ist nicht korrekt eingerechnet, vieles in regionale Projekte, auch um den Abstand der ländlichen Regionen und der mittleren Städte zur Entwicklung des Großraumes Londons ein wenig zu verkleinern und anzupassen und um den industriell abgehängten Norden von UK, sprich Schottland besser mitnehmen zu können bei dieser dringend nötigen Entwicklung.
2) Boris Johnson, plant massive Steuersenkungen in bisher nicht genannter Höhe, aber einhergehend mit mindestens sechs angedachten Freihäfen, wo Waren umgesetzt werden können und die KOMPLETT von der Steuer befreit sein sollen, einer davon ist bereits definitiv bekannt: Belfast. Die Titanic wurde 1910 in Belfast gebaut und mit Steuerbefreiung von dort massiv auszubauenden Docks und Werften könnte der Schiffbau und der Containertransport den Großraum Belfast massiv bevorteilen und durchaus die ganze Branche in der traditionellen Schiffbau-Stadt zu alter Größe zurückführen oder zumindest wieder in Richtung der Rolle die die Stadt diesbezüglich vor dem ersten Weltkrieg hatte. Vielleicht nicht mehr ganz so sehr im Schiffbau, dafür aber als Containerhafen, bzw. -Umschlagplatz. Die Namen der anderen von Johnson angedachten Häfen sind noch nicht gefallen, da hält er sich auch gezielt bedeckt, aber in Belfast hat er sich in einem FAQ mit Zuschauern nach seiner Rede verplappert, bzw. das anhand von Belfast erklärt. Johnson hat punktgenau erkannt, das man das finanzielle Gefälle auf der irischen Insel dadurch in den Griff bekommt steuerliche Anreize zu schaffen um zum Beispiel irischen Firmen bei Personalmangel Filialen in Nordirland zu ermöglichen, wie dies im Bereich Call-Center jetzt schon in Belfast geschieht - aber eben auch ausgeweitet auf andere Branchen. Warum wird denn in Schottland mancherorts über ein zweites Unabhängigkeitsreferendum nachgedacht um Schottland dann aus dem Vereinigten Königreich zu lösen und der EU beizutreten. Ein solches zweites Referendum wird es niemals geben. denn die Schotten werden sich die Augen reiben was steuerlich mit ihnen geschieht. Die Motivation aus UK raus und die EU reinzugehen, kann nur sein weil die Leute glauben das es ihnen dann in Sachen Handel, Arbeitsplätze und generell finanziell besser geht. Nach entsprechenden Zinssenkungen und Neuansiedlung von Industrie und Arbeitsplätzen ist dies komplett obsolet. Mit derart massiven Steuersenkungen treibt er nicht nur den Wohlstand der Mittelschicht und der Arbeiter hoch, er eint auch das Land und schweiß UK wieder zusammen. Auch vor diesem Hintergrund, gehe ich davon aus das bei den fünft von Johnson noch nicht geouteten angedachten Freihäfen, eben um die schottische Wirtschaft anzukurbeln, mal mindestens Glasgow (wie Belfast für den Handel Richtung USA/Kanada) und Aberdeen dabei sind (für den Handel in die andere Richtung, mindestens mal Skandinavien) So etwa würde ich das planen, müsste ich sechs Häfen aussuchen für das gigantische Projekt. Mit Edinburgh einen dritten schottischen Hafen denke ich nicht, eher dürfte wegen genereller Strukturschwäche und ebenso großer historischer Seefahrtsgeschichte auch das englische Liverpool dabei sein. Da es ja auch zwischen den einzelnen Ländern bissle ausgewogen sein muss, könnte auch der Hafen von Cardiff dabei sein.
3) Jeremy Hunt, macht weniger zu diskutierende Ausnahmen (weil ja in der Johnson-Lösung dann sofort die Bürgermeister der nicht zum Freihafen erklärten Hafenstädte diskutieren werden warum ihre Stadt nicht dabei ist), bügelt aber gedanklich bereits komplett über ganz Großbritannien einen neuen Unternehmenssteuersatz von 12,5% (dem aktuell in Irland geltenden Niveau) drüber (aktuell 19%) und gibt schon jetzt wo immer eine Kamera auftaucht bekannt: "Great Britain could be the next Silicon Valley of the world." Ab und an ist er bissle schlaftablettig in seiner Art, auch im direkten Vergleich Johnson gegenüber, aber von den Aussagen steht er visionär den anderen beiden in kaum etwas nach. Er spricht nur langsamer und manchmal muss man ihn anschubsen damit er nicht einschläft beim sprechen. Make "Great Britain great again"wohin man schaut.
Mit den Problemen deutscher Politiker (Gendertoiletten, Mittelmeer-Seenot, Häuserenteignungen, Dieselgate, CO2-Besteuerung) und dem verfluchten Gejammer der EU-Marionetten nach dem Brexit würde in Großbritannien die Welt still stehen und das Klopapier knapp werden kann man das nicht vergleichen.
Wäre ich heute zwanzig Jahre jünger, keine Kinder und nichts, dann würde ich nach aktuellem Gedankenstand exakt dort zur Besiedelung aufschlagen: allen voran Belfast, Glasgow, Edinburgh, vielleicht Liverpool. Auf jeden Fall aber raus aus der sich selbst immer sozialistischer entwickelnden und so jede Marktwirtschaft bremsenden EU.
Jetzt wurde es doch etwas länger, sorry, aber ich hoffe es hilft jemandem was.