vor einem Jahr mein Loewe noch für 350,00 EUR verscherbelt ( NP war 2.500 EUR vor 9 Jahren)
ROUNDUP: Fernsehhersteller Loewe stellt Betrieb ein
KRONACH (dpa -AFX) - Der Fernsehhersteller Loewe ist pleite und will zum
Wochenende kurzfristig den Betrieb einstellen. Dem oberfränkischen
Traditionsunternehmen ist das Geld ausgegangen, wie aus einer am Dienstag
veröffentlichten Mitteilung der Geschäftsführung hervorging. Demnach waren
Gläubiger nicht gewillt, ein weiteres Darlehen zur Fortsetzung des Betriebs zu
geben.
"Wir sind daher aus insolvenzrechtlichen Gründen zum Schutz unserer
Gläubiger verpflichtet, den Geschäftsbetrieb voraussichtlich zum 01.07.2019
vorläufig bei geringster Kostenlast ruhend zu stellen", erklärte Geschäftsführer
Ralf Vogt in einer Stellungnahme. Die Geschäftsführung wollte die gut 400
Mitarbeiter am Dienstag bei einer Betriebsversammlung informieren.
Damit hat sich die Krise bei einem einstigen Pionier der Fernsehtechnik
dramatisch verschärft. Es ist nicht einmal klar, ob Loewe im nächsten Monat noch
Gehälter zahlen kann: Laut Mitteilung von Vogt ist die Zahlung der Löhne und
Gehälter "im Rahmen von Insolvenzgeld bis zum 01.07.2019 sichergestellt" - das
ist der kommende Montag.
Bisher war bei Loewe ein Insolvenzverfahren in Eigenregie geplant, damit
hätte Vogt weiter die Geschicke des Unternehmens lenken können. Nun ist ein
reguläres Insolvenzverfahren eingeleitet, womit das Management die Kontrolle
über das Unternehmen verliert. Zum vorläufigen Insolvenzverwalter hat das
Amtsgericht Coburg den Bayreuther Rechtsanwalt Rüdiger Weiß bestellt, wie auf
der Justiz-Webseite "Insolvenzbekanntmachungen" nachzulesen ist. Die
Geschäftsführung hofft aber nach wie vor auf einen Investor, der das Unternehmen
retten könnte.
Zudem gibt es einen schweren Konflikt mit der IG Metall. Die Gewerkschaft
war am Montag auf Konfrontationskurs gegangen und hatte das Vorgehen der
Geschäftsführung scharf kritisiert. "Die IG Metall ist entsetzt über die
aktuellen Entwicklungen", hatte der bayerische Bezirksleiter Jürgen Horn gesagt
und bereits vor der Stilllegung gewarnt. Das ist ein bei Unternehmenskrisen sehr
ungewöhnliches Vorgehen der einflussreichen Gewerkschaft, das auf das Ausmaß des
Konflikts schließend lässt.
Horn macht den britischen Finanzinvestor Riverrock für die Verschärfung der
Krise verantwortlich: Laut IG Metall hat Riverrock Loewe in der Vergangenheit
bereits mit einem zweistelligen Millionendarlehen ausgeholfen, ist nun aber
nicht bereit, einen weiteren Kredit zu geben. "Es deutet einiges darauf hin,
dass der Finanzinvestor Riverrock abwartet, bis Loewe endgültig ausgeblutet ist,
um erst danach mit den Trümmern des Unternehmens Geld zu verdienen", hatte Horn
in seiner Stellungnahme gesagt. Eine Reaktion von Loewe oder Riverrock auf die
Kritik gab es zunächst nicht.
Die Geschäftsführung hat noch ein Zukunftskonzept ausgearbeitet, aus dem
hervorgeht, dass eine Fortführung der Produktion in Kronach unwahrscheinlich
ist, auch wenn Loewe gerettet werden kann: Denn laut Vogt ist das Konzept "auf
die Kernkompetenzen in den Bereichen Vertrieb, Marketing, Produktdesign und R&D
(Forschung und Entwicklung) fokussiert". Von der Herstellung der Fernsehgeräte
ist nicht die Rede.
Das 1923 gegründete Unternehmen war ein Pionier der Fernsehtechnik, hat
jedoch seit langem mit der übermächtigen Konkurrenz aus Südkorea, Japan und
China zu kämpfen. Vogt ist erst seit Ende Dezember im Amt. Eine erste Insolvenz
in Eigenverwaltung hatte Loewe 2013 mit Hilfe eines Investors überstanden.
Die Technik in Loewe-Produkten ist längst nicht mehr nur Made in Germany.
Erst im Februar hatte Vogt eine strategische Partnerschaft mit dem japanischen
Elektronikhersteller Toyoichi bekannt gegeben, der unter anderem LCD-Displays
liefert. Von der einst bedeutenden deutschen Konsumgüterindustrie sind nur
wenige Hersteller verblieben. Neben Loewe stellt noch Metz TV-Geräte her, seit
2015 unter Regie eines chinesischen Eigentümers./cho/DP/stw
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