Analysten-Legende
Obwohl der Goldpreis 1980 im Umfeld des sowjetischen Einmarsches in Afghanistan nur einen kurzen Moment über 800 Dollar notierte, spielt dieses Gold Peak von 1980 eine große psychologische Rolle.
Da Gold oberhalb seiner Förderungskosten gehandelt wird, sucht die Masse der Investoren nach Begründungen für einen hohen Goldpreis. Und da liegt es nahe, sich an Notierungen zu orientieren, die früher schon einmal erzielt wurden.
Wenn man die Inflation nach der Methode berechnet, wie sie bis in die 70er Jahre verwendet wurde, müsste das 800-Dollar-Gold-Peak von 1980 heute bei 2400 Dollar liegen.
Wirtschaftslegende Steve Forbes gab vor einigen Tagen den „inflationsbereinigten“ Preis von 2400 Dollar als nächstes Kursziel aus.
Was ist von solchen Berechnungen und Kurszielen zu halten? Es ist der Strohhalm, nach dem gegriffen wird, um nach Rechtfertigungen für einen bestimmten Preis zu suchen. Dabei wäre die Antwort so einfach: Preise entstehen durch Angebot und Nachfrage, die Begründungen folgen später. In der letzten Woche sank die Nachfrage nach Euros, die Nachfrage nach Dollar, Franken und Gold stieg. Der Goldpreis erreichte in der letzten Woche ein All Time High in Euro. Dabei war Gold noch nicht einmal außergewöhnlich stark. Es war der Euro, der auf ein All Time Low gegenüber Franken und Gold einbrach.
Das ist die Momentaufnahme. Aber wie sieht Gold in einem weiter gefassten historischen Kontext aus?
Es gibt einen Analysten, der uns an dieser Stelle weiterhelfen kann: Richard Russel, seit 50 Jahren im Geschäft, ein Star unter den alteingesessenen Analysten: kein Mann für Bloomberg TV und CNBCs „Fast Money“, sondern der Grandseigneur der amerikanischen Analystenbranche.
Richard Russel ist de facto der Begründer des Genres der Börsen-Newsletter. Als nach dem Ende des II. Weltkriegs die US-Börsen haussierten, war seine große Zeit: „Dow Theory Letters“ nannte er 1958 seinen Newsletter, der anfangs vielleicht als eine Art Aktualisierung seines Buches „Dow Theory“ gedacht war. Heute gibt es zahlreiche unabhängige Informationsdienste wie Casey-Research, damals waren seine unabhängigen Analysen revolutionär. In Europa wird Richard Russel wenig erwähnt, aber für viele amerikanische Anleger und Spekulanten waren seine Artikel in der Börsenzeitung „Barrons“ prägend.
1974, ein Jahr nach der ersten Ölkrise, als die Nasdaq ihren Tiefpunkt bei 50 Dollar erreichte, rief er den Beginn eines neuen Bullenmarktes aus und empfahl seinen Abonnenten den Wiedereinstieg in Aktien. Wer damals 50 Dollar in Nasdaq-Aktien investierte, machte bis 1999 knapp 5000 Dollar aus diesen Aktien.
Russel schreibt über das Geheimnis eines erfolgreichen Börsen-Newsletters:
1. Man muss besessen sein, wenn man es beginnt.
2. Man muss fähig sein, in der Sprache zu schreiben, die Menschen mögen und verstehen.
3. Man darf nicht wie ein Schwindler rüberkommen, der alles weiß. Die Leser wissen, dass niemand alles weiß.
4. Ein langes Leben und der Wunsch nicht in Rente zu gehen, sind hilfreich.
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7. Es ist ein einsames Geschäft. Seien Sie also vorbereitet. Sie brauchen einen Freund? Schaffen Sie sich einen Hund an. Sie brauchen zwei Freunde? Schaffen Sie sich zwei Hunde an.
Ein Mann wie Richard Russel, der schon im zweiten Weltkrieg eine B-52 geflogen hat, der die Aktienhausse der 50er und die Ölkrisen der 70er mitgemacht hat, ist ausgesprochen gut geeignet, den heutigen Stand der krisenhaften Entwicklungen des Finanzsystems einzuordnen. Was oft vergessen wird: auch Ende der 60er Jahre gab es eine ausgewachsene Dollar-Panik, auch in den 70ern gab es Geldentwertungen, Devisenverkehrskontrollen, klamme Staatsschuldner und Versorgungsengpässe. Es siegten jedoch die Kräfte der Restauration. Die Frage lautet also: „Ist es heute wie damals? Oder ist es schlimmer?“.
Russel kennt die 60er und 70er und er sagt klar heraus: Es ist schlimmer. Und er findet starke Worte. Schon 2010 riet er zum Ausstieg aus allen Aktien und Anleihen. In der Zukunft sieht er einen „Gold-Tsunami“. Er glaubt, dass „die Panik, Gold zu kaufen, alles andere überrennen wird“.
Diese Gold-Kaufpanik wird „das größte Finanzphänomen sein, das heutige Investoren in ihrem Leben sehen werden“.
Weiter schreibt Russel: „Wir haben zehn Jahre steigender Goldpreise in einer Atmosphäre der Ruhe gesehen. Der große Gold-Tsunami steht bevor. Er wird historisch sein“. Bevor der finale exponentielle Anstieg kommt, sieht er, wie auch einige andere Analysten, noch einmal eine „angsteinflößende Korrektur“, einen Einbruch, der zittrige Marktteilnehmer aus dem Markt spülen wird.
Dazu erklärt Russel: „Dieser „Clean-Out“ könnte notwendig sein, bevor der große Gold-Tsunami kommt und das ist der Grund, warum man etwas Cash halten sollte und derzeit nicht alles Geld in Gold stecken sollte. Erinnern Sie sich an das alte Sprichwort: der Markt tut immer das Erwartete, aber nicht zum erwarteten Zeitpunkt“.
Schade, dass Russel nicht erklärt, in welchem wirtschaftlichen und politischen Umfeld er die Goldhausse sieht und in welchem Rahmen er die „furchteinflößende Korrektur“ einordnet. Zu dumm. Aber vielleicht wollte er auch nur ein paar neue Abonnenten gewinnen.
Von Hause aus bin ich Unternehmer und einem alternden Börsenbriefschreiber würde ich empfehlen, auf genau so ein Thema zu setzen, um wieder ins Gespräch zu kommen und Kunden zu gewinnen.
Ich gehe aber einmal davon aus, dass er so einen Trick nicht nötig hat. Von daher ist Russels Einschätzung hochinteressant, denn er steht im Ruf, sich nicht von Medien oder anderen Analysten beeinflussen zu lassen.
Wenn ein Analyst mit 50 Jahren Prognose Erfahrung voraussieht, dass der Goldmarkt vor dem Eintritt in die exponentielle Phase steht, dann ist das eine starke Aussage.
Die meisten deutschen Goldanleger könnten ziemlich gut auf einen exponentiellen Goldpreisanstieg verzichten. Handwerksmeister und schwäbische Tüftler erwirtschaften mit ihren eigenen Händen genug Wert, der einfach nur kaufkrafterhaltend angelegt werden soll. Ein Großteil der Menschen, die diesen Bericht lesen oder hören, sind auf der Suche nach einer stabilen Währung. Von daher wird man zwischen Flensburg und Bodensee weniger auf Russels Worte über einen exponentiellen Goldpreisanstieg achten, sondern über den „furchteinflößenden Rückschlag“ nachdenken, den er ebenfalls prognostiziert.
Was hat es mit dem großen Rückschlag und dem großen „Clean-Out“ auf sich, der an verschiedenen Stellen immer wieder vorhergesagt wird?
Auch der deutsche „Goldpapst“ Saiger erwartet ja eine größere Korrektur vor der finalen Haussephase – allerdings schon seit September 2009.
Im September 2009, als Gold gerade die 1000-Dollar-Grenze forcierte, spekulierte Johann Saiger, dass vor der „großen“ Hausse der Goldpreis kurzfristig noch einmal unter 900 Dollar fällt. Saiger irrte, Gold stieg ohne Rückschläge an und notierte schon ein paar Wochen später bei 1220 Dollar.
Im Mai 2010 schockierte Saiger dann die Anleger mit seiner Prognose „SOS Dammbruch“: Er prognostizierte unmittelbar bevorstehende „dramatische Kursstürze“ bei allen Edelmetallen, die viele Anleger zum „ Resignieren“ bringen werden, bevor dann, in BLOCKSCHRIFT, die ALLERGRÖSSTE EDELMETALLHAUSSE beginnen sollte.
Saiger lag zweimal grandios daneben, aber sowohl Saiger, als auch Russel nehmen auf ein reales und potentes Marktphänomen Bezug: den großen „Wash-out“, der vielen exponentiellen Preiserhöhungen vorausgeht.
Es ist ein Marktphänomen, das man beim Day-Trading genau so beobachten kann wie bei jahrelangen Bewegungen. Am Freitag der Vorwoche scheiterten zweimal Ausbruchsversuche des Goldpreises. Erst als die Optimisten kapitulierten und aus dem Markt gespült wurden und der Goldpreis bis 1480 Dollar sank, war der Weg frei für einen stürmischen Ausbruch über die 1500-Dollar-Grenze. Das klingt nach wenig, es sei aber erinnert, dass Day-Trader 1:100 gehebelt spekulieren.
Was steckt hinter diesem Muster? So lange es zittrige Marktteilnehmer gibt, die kleinste Preiserhöhungen nutzen, um Kasse zu machen, kommt es bei steigenden Preisen zu Verkäufen – und damit zu Angebotserweiterungen.
Zwischen erweitertem Angebot und Nachfrage bildet sich ein Marktgleichgewicht, der Preis stagniert. Bei sinkenden Preisen verlieren die Zittrigen die Nerven, der Preisverfall wird schneller. Erst nach der Kapitulation der zittrigen Optimisten ist der Weg nach oben frei. Wenn dann frische Nachfrager auf die Hartgesottenen treffen, die nicht verkaufen wollen, kommt es zu einem Nachfrageüberhang. Die Preise steigen schnell und nachhaltig.
Diese markttechnischen Effekte lassen sich derzeit sehr schön an den 100-Euro-Goldmünzen beobachten. Krügerrands sind in den Händen von Besitzern, die mit dem Schlimmsten rechnen und an ihrem Gold festhalten. Die 100-Euro-Goldmünzen sind zum großen Teil in der Hand von Münzenliebhabern, die in den letzten Jahren mit Nonchalance alles eingesammelt haben, was MDM anbot. Nun wurde das frische All Time High sofort genutzt, um Kasse zu machen.
Die deutschen 100-Euro-Münzen wurden in der letzten Dekade in opulenten Stückzahlen produziert, bis zu 500.000 Stück pro Auflage. Das ist so viel wie die 1971er Auflage des Krügerrand. Obwohl die 100-Euro-Münzen wegen der hohen Auflagen kaum sammelwürdig sind, galten sie als Sammlermünzen und wurden immer etwas teurer gehandelt als Krügerrand, Philharmoniker und Maple Leaf.
Noch 2009 kosteten zwei 100-Euro-Halbunzen 30 Euro mehr als ein 1-Unzen-Krügerrrand. In der letzten Woche trennten sich 100-Euro-Goldmünzensammler in rauen Mengen von ihren Schätzen, es gab einen spürbaren Angebotsüberhang. Zwei 100-Euro-Halbunzen kosten derzeit bei einigen Händlern weniger als ein Krügerrand. Der so genannte Sammleraufschlag ist „perdu“. Wenn sich ein Asset in so schwachen Händen befindet, dann kann sein Preis nicht steigen und bei sinkenden Preisen könnte es sehr schnell eine Ausverkaufsstimmung geben.
Die Vermutungen von Saiger und Russel über den „großen Wash-Out“ haben durchaus Substanz. Aber sind denn wirklich so viele Goldanleger „zittrig“, wie Saiger und Russel unterstellen? Ich bin mir da nicht so sicher.
Verglichen mit den kreditgehebelten Trapez-Artisten, die mit Aktien- und Rohstoffderivaten über die Märkte jagen, ist die Struktur der Goldanleger vergleichsweise solide und bretthart. Goldanleger ähneln den Sparern, die in den letzten Monaten Euros zu einem ziemlich schlechten Kurs in Schweizer Franken umgetauscht haben. Diesen Sparern ging es kaum darum, mit Franken großartige Gewinne zu machen. Diesen Menschen ging es vermutlich einfach nur darum, mit ihren Ersparnissen aus einer Währung zu flüchten, die zunehmend als politische Utopie einer abgehobenen, elitären Schicht wahrgenommen wurde.
Noch einmal zurück zu „Goldpapst“ Saiger. Ein Blick in die Vergangenheit zeigt, warum er bei der Warnung vor Goldkorrekturen einen so nervösen Finger am Abzug hat.
Ihm steckt das Jahr 2008 immer noch in den Knochen, als er viel zu optimistische Prognosen abgab und von den deflationären Entwicklungen völlig überrascht wurde.
Auch heute gibt es deflationäre Gefahren. Ca. 50 Billionen Dollar an offenen Dollar-Krediten soll es geben. Falls die Kreditnehmer auf die Idee kommen, ihre Kredite zurückzufahren, weil der Himmel auf die Erde stürzt, wird es eng. Denn trotz Ben Bernankes Dollar-Druckprogrammen gibt es nur rund 2,7 Billionen echte Federal Reserve Dollars um Kredite zurückzuzahlen. Und es gibt knapp 15 Billionen US-Treasuries, die sich bei US-Banken jederzeit als Sicherheit hinterlegen lassen, um Dollarkredite zu bekommen. Diese US-Treasuries befinden sich aber zum größten Teil im Besitz der FED, Chinas, Japans, der ölexportierenden Länder. Trotz „Dollarschwemme“ kann jederzeit eine Dollarknappheit ausgelöst werden.
Es gibt eine Veränderung gegenüber 2008. Gold ist wieder Geld.
Wer kurzfristig Dollars braucht, kann bei JP Morgan einen Dollar-Kredit aufnehmen und als Sicherheit US-Treasuries oder Gold hinterlegen. Das ist neu. Diese kurzfristig verfügbaren Dollar-Kredite gibt es nicht gegen Euro-Staatsanleihehn, nicht gegen Aktien, nicht gegen Immobilien-Pfandbriefe, nicht gegen Silber, Öl oder Platin, sondern nur gegen US-Staatsanleihen und Gold!
Falls es eine neue deflationäre Krise geben sollte, dürfte es bei den Marktteilnehmern ein Hauen und Stechen um Dollar-Liquidität geben – und um Gold.
Einen Vorgeschmack darauf lieferte die Euro-Krise 2010: Damals, im Umfeld einer Dollar-Knappheit, verpfändeten französische Banken das Gold ihrer Kunden bei der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich im Tausch für dringend benötigte Dollars.
Es wurden natürlich keine Schließfächer ausgeräumt, sondern hier handelte es sich um Gold, das „Gold-Konten“ der Kunden zugeordnet war.
Im Falle einer Währungskrise in Europa würden weltweit Marktteilnehmer Dollar-Kredite schließen, der Dollar würde gegenüber dem Euro steigen, noch mehr Marktteilnehmer müssten Dollar-Kredite schließen. In einem Umfeld, in dem die halbe Welt nach Luft und frischen Dollars schnappt, würden führende Ökonomen und Banker Ben Bernanke anflehen, neue Dollars zu drucken, um den deflationären Stress zu beenden.
Frei jeder Sachkenntnis unterstelle ich einmal, dass die nächste Welle der Monetarisierung der US-Staatsschulden, Quantitative Easing 3, in einem deflationären Umfeld in den Markt gedrückt wird.
Zurück zu einer möglichen Goldkorrektur. Vielleicht haben wir zwei wesentliche Signale, die zittrige Anleger aus dem Markt getrieben haben, bereits gesehen: Am 19. April senkte S&P den Ausblick für das Kreditranking der USA und trieb damit zittrige Investoren aus dem Dollar. Am 4. Mai meldete das Wall Street Journal, dass George Soros Gold verkauft und trieb zittrige Anleger aus dem Gold. Rein technisch sind damit beide Assets markttechnisch für eine Hausse präpariert.
Wer auf der sicheren Seite sein will, sollte sich mental auf eine turbulente Marktphase einstellen, exponierte Positionen mit Put-Optionen absichern und Russels Ratschlag zur Liquiditätsplanung beherzigen.
Für Bewohner der Euro-Zone heißt Liquidität: eine vernünftige Portion Euro- und Frankenliquidität, teils auf Konten, teils in bar.
Australischer Dollar, Norwegische Kronen oder Kanada-Dollar stehen kurzfristig unter Abwertungsdruck und bleiben ein Fall für Spezialisten. Ein Konto bei der dänischen Sydbank in Flensburg ist eine interessante Option: Die Sydbank bietet ein Doppelkonto in Euro und dänischen Kronen an. Die Dänen-Kronen sind derzeit an den Euro gekoppelt und gehen mit dem Euro rauf und runter. Falls der Euro im Zuge einer Umschuldung in Griechenland zu stark einbricht, werden die Dänen die Bindung der Krone an den Euro sicher lösen.
Was hätten Sie 1920 gemacht, drei Jahre vor der Hyperinflation? Wer 1920 den Glauben an die Reichsmark verlor und auf Gold und Dollar setzte, verlor innerhalb von 12 Monaten 50% seines Einsatzes, so stark zog die Reichsmark noch einmal an. Danach versank die Reichsmark im Strudel der Hyperinflation. Wer im Umfeld einer Währungskrise Vermögen bewahren will, muss offenbar mit Unsicherheit und Volatilität leben.
„Wirtschaftswoche“ -Journalist Manfred Gburek empfiehlt seit Jahren Gold und Silber. In seiner jüngsten Kolumne spricht er sich auffallend deutlich dafür aus, Liquidität auf mehrere Banken zu verteilen, Lebensmittel zu horten und den Kontakt zu ausländischen Freunden zu pflegen.
Weiß der Wiwo-Journalist etwas, was nicht in der Zeitung steht? Manfred Gburek, Jahrgang 42, ist ein alter Kämpe im Geschäft und dürfte, anders als ich, schon mit dem einen oder anderen Notenbanker im Kaminzimmer Cognac geschlürft haben. Seit Jahren schreibt er über Aktien, Immobilien und Edelmetalle, manches davon wiederholt sich über die Jahre. Seine jüngsten Tipps zu Lebensmitteln und Liquidität auf mehreren Bankkonten fallen aus dem altbekannten Raster heraus. Aus meiner Sicht hat der gut vernetzte Journalist gerade eine explizite Warnung vor einem Banken- und Währungscrash platziert.
Die FAZ berichtet, dass griechische Anleger ihre Konten plündern und Geld ins Ausland bringen. Das schreit nach einem kurzen Blick auf die Statistiken der EZB! Wie sieht es denn mit den Bankeinlagen der Spanier, Iren und Griechen aus? Unter
www.Bundesbank.de, im Statistikteil findet man… huch, … wo im Februar noch die Einlagen der Euro-Privatvermögen verzeichnet waren, klafft ein Loch in der Statistik. Diese Daten werden nicht mehr veröffentlicht. Das ist kein gutes Zeichen.
Das Hickhack zwischen EZB und europäischen Politikern, das in der letzten Woche mit deutlich härteren Bandagen geführt wurde, soll an dieser Stelle nur am Rande kommentiert werden. Vor einem Jahr beschlossen EZB und Eurozonen-Regierungen – nein, nicht Griechenland, sondern die Gläubiger Griechenlands zu retten. Der Plan, Griechenland liquide zu halten, ähnelte mehr einem „Pakt gegen die Schwerkraft“, als einem Konzept.
Derzeit wird gestritten, warum es der jeweils anderen Seite nicht gelungen ist, die Gravitation außer Kraft zu setzen.
EZB-Präsident Trichet droht inzwischen offen damit, auch beim geringsten Haircut der griechischen Staatsanleihen die Geldversorgung der griechischen Banken zu stoppen.
Auch der letzte griechische Zeitungsleser dürfte nun verstanden haben, dass nach einem Staatsbankrott alle griechischen Sparguthaben verloren wären.
Mit dieser ultimativen Drohung will Trichet vermutlich die Einführung einer EU-Transferunion erzwingen. Für die meisten Kleinsparer in Athen und Madrid, die die europapolitische Weitsicht des Karlspreisträgers nicht begreifen, sind seine Worte einfach nur eine offene Aufforderung zu einem Bank Run. Jeder mag selbst darüber nachdenken, wie er sich fühlen würde, wenn der Notenbank-Präsident offen droht, dass in vier Wochen die Geldautomaten leer bleiben, wenn diese oder jene Forderung nicht erfüllt wird. Es ist eine Tragödie.
B. Meyer
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