Problem mit Broker - Geschäft wieder rückabgewickelt

jeffjackson

Freshboarder
Beiträge: 3
Hallo zusammen,
dies ist mein erster Post und direkt vermutlich etwas ungewöhnlich.
Ich wusste nur nicht, welches Forum sich besser eignen würde - zugegeben: Ich kenne nicht so viele Börsenforen. Vielleicht kann mir ja jemand von euch einen Tipp geben, und dann könnte der Thread auch wieder gelöscht werden, meinetwegen.

Folgendes:
Ich hielt ein Papier zu 1.050 Stücken zu einem Kaufwert von ca. 2,80 je Aktie.
Zwischenzeitlich war dieses Papier um ca 90% abgestürzt/abgesackt.
Ich wollte die Aktie so lange behalten, bis sie sich entweder erholt oder eben komplett wertlos wird.

Insbesondere zu den aktuell sehr volatilen Zeiten (insb. seit Corona) prüfe ich meine Depots täglich mehrfach. So auch am 09.02.22. Mir fiel auf, dass mein Depot auf einmal einige TEUR größer war. Kurz geprüft und gesehen, dass das besagte Papier plötzlich nur noch bei -3% stand. Ich wollte unbedingt verkaufen.

Leider funktionierte das über die App des Brokers nicht. Der Mailsupport schrieb mir um die Mittagszeit herum, dass das eigentlich gehen müsste und ich es bitte noch einmal probieren soll. Gesagt getan, ging aber nicht. Wieder Kontakt zum Mailsupport. Dieser schrieb mir erneut und sagte mir, dass man den Fehler nicht nachvollziehen könne, da man bei sich den Verkauf ganz normal ausführen könne (Mails liegen vor). Ich soll es nochmal probieren, und wenn es nicht geht, soll ich mich ans Telebanking wenden, die würden das für mich erledigen.

Nun, ca. 8h später rief ich tatsächlich an, da der Kurs noch so hoch stand. Die nette Dame las mir vor, wie viele Stücke ich hatte, welchen Wert die Scheine hatten usw. und fragte mich, was ich tun möchte. Ich sagte, dass ich gerne den gesamten Bestand von dem Papier verkaufen möchte. Sie las mir die möglichen Börsenplätze vor und zu welchem Kurs der Verkauf jeweils ging. Wir kamen schnell zum Direkthandel und ich bat um ein Limit von 2,80 €/Stück.

Der Verkauf wurde sofort durchgeführt und ich sah das Geld auf meinem Verrechnungskonto.

Ich fragte nochmals nach, ob das jetzt alles durchgeführt wurde, da ich mein Glück (siehe oben: Volatile Zeiten) nicht fassen konnte. Sie bejahte alles und lachte sogar etwas, weil sie sich wahrscheinlich wunderte oder meine Freude "süß" fand oder was auch immer.
Ich bekam dann auch eine Abrechnung und alles war gut (Abrechnung liegt natürlich auch vor).

Nun, dann plötzlich, 7 Tage später, sah ich einen um ca. den Verkaufswert verringerten Depotwert und blickte in die Positionen.
Ich sah diese Position mit ca. 950 Stücken im MINUS wieder in meiner Aktienliste.

Daraufhin kontaktierte ich sofort wieder den Mailsupport und fragte, was los sei.
Man schrieb sinngemäß so etwas wie, dass es einen Reversesplit 20:1 gab, und der Verkauf nicht rechtens gewesen sei und man deswegen den Kauf zurück abgewickelt hätte.
Man sagte auch sowas wie, dass man sich mit dem Depot an Kunden wende, die sich auskennen würden und sich selbständig informieren würden. (Damit könnte man auch denken, dass man mir gewissermaßen Betrug unterstellt, da ich das alles absichtlich gemacht hätte, aber seis drum.)
Begründung war, dass "ein Vertriebsweg noch nicht abgesperrt" gewesen sei und der Verkauf deswegen möglich gewesen sei.

Meine Sicht (keine Ahnung, ob das juristisch etc. so korrekt ist, aber: ):
- Es gab einen abgewickelten und abgerechneten Handel;
- Ich kann nichts dafür, wenn da mindestens 3 Personen von ING nichts merken, zumal das deren alltäglicher Job ist (3 Personen: 2x Mailsupport, 1x Telebanking mit Verweis auf den Mailsupport inkl. der Schreiben)
- ich habe vor Verkauf mehrfach nachgefragt, ob alles so ok ist und ob ich wirklich verkaufen kann.

Wer ist hier eurer Ansicht nach im Recht?
Aber viel wichtiger: Ist euch so etwas schon einmal passiert? Ich kanns irgendwie immer noch nicht ganz glauben.

Ich suche aktuell auch einen Anwalt, der sich dieses Falls annimmt. Aber vielleicht gibts hier auch schon Erfahrungswerte.

Ich hoffe, ich verstoße hier gegen keine Forenregeln o.Ä. Wenn doch, bitte ich um Verzeihung und einen entsprechenden Hinweis.

Ach so:
Man buchte ja nicht alle Aktien negativ ein: Den restlichen Bestand von ca. 52,5 buchte man wieder ein und verkaufte dann 52 und 0,5 Stücke.
Dies hätte ich so ja nicht in Auftrag gegeben.

Mittlerweile bot man mir an, den Verkauf der 52 Stücke wieder rückgängig zu machen.
Auf das Angebot habe ich nicht reagiert, da ich erstmal juristischen Rat brauche.
 

Elfman

DayTrader
Beiträge: 10.843
Trades: 36
Cyren Tou?

Gibt hier noch mehr Betroffene. Mit denen kannst dich kurzschließen:
https://www.wallstreet-online.de/diskussion/1340929-1-10/lohnt-sich-cyren-ltd-nasdaq-cyrn-investieren#neuster_beitrag

Kurs liegt aktuell höher als dein Verkauf, wegen Cyberangriffsdebatte- würde sich also lohnen den letzten Verkauf zu stornieren. Ansonsten bist du den AGB des Brokers ausgeliefert. Dir ist kein Schaden entstanden, du versuchst nen Vorteil für dich zu ertricksen. Das ist nochmal deutlich schwerer da juristisch vorzugehen. Die Anwälte in dem Bereich sind ausserdem sehr teuer, dein Streitwert eher gering.
Ausschluss zivilrechtlicher Anfechtungsmöglichkeiten

Damit die Mistrade-Regeln nicht umgangen werden und Gerichte im Nachgang sich nicht doch mit der Frage beschäftigen müssen, ob ein Geschäft Bestand hat oder nicht, sind an den meisten Börsen zivilrechtliche Anfechtungsmöglichkeiten zur Aufhebung des Geschäftes explizit ausgeschlossen.[19][20][21]

Nur so ist es zivilrechtlich möglich, dass auch offensichtliche Mistrades nicht im Nachhinein durch Irrtumsanfechtungen aufgehoben werden und die Banken somit die Verluste tragen müssten.[22]

Jens Ekkenga schreibt im Münchener Kommentar zum HGB: „Begründet wird der zurückhaltende Umgang mit der Irrtumsanfechtung im Effektengeschäft zum einen damit, dass die Anfechtung typischer Geschäfts des Massenverkehrs eine der Verkehrssicherheit abträglichen Breitenwirkung entfalten könnte“.[23]
https://dewiki.de/Lexikon/Mistrade

Es gab mal einen spektakulären Fall von Misspricing bei einem Zertifikat im Direkthandel mit der BNP:

Falsches Pricing könnte BNP Paribas Millionen kosten
Die französische Großbank hat bei einem Zertifikat einen um mehr als 99 Prozent zu niedrigen Preis genannt. Ein Daytrader hat das "Schnäppchen" genutzt und fordert nun die Einbuchung der erworbenen Wertpapiere. Die Großbank ziert sich und beruft sich auf Handelsusancen.
https://www.fondsprofessionell.de/news/recht/headline/falsches-pricing-koennte-bnp-paribas-millionen-kosten-133984/
 

nixdaacher

BronzeMember
Ort: Aschaffenburg
Beiträge: 4.925
Trades: 28
WKN oder irgendwas handfestes um das Problem nachvollziehen zu können?

Wenn die Diba die alte Gattung verkauft hat, obwohl sie eigentlich schon in die neue hätte getauscht haben sollen, ist eine Rückabwicklung normal.
 

jeffjackson

Freshboarder
Beiträge: 3
Hi, es geht um die A1W7D2 - nicht um Cyren. Aber auch da schien es ja einen 20:1 Split gegeben zu haben.

Was heißt denn "ertricksen"? Ich habe mich doch vorher erkundigt, ob das alles so seine Richtigkeit hat. Mir wurde es quasi von 3 Seiten bejaht (seitens ING).

Ich wette, dass, wenn es ein analoger Vorteil zu Gunsten der Bank wäre, diese ebenso alles probieren würde. Vielleicht sehr pessimistisch gedacht.
 
Oben Unten