Suntech verdrängt First Solar von der Spitze - schwieriges Jahr 2011 erwartet.
(IT-Times) - Chinas größter Solarkonzern Suntech Power Holdings Co (NYSE: STP, WKN: A0HL4L) hat wieder die Spitzenposition im weltweiten Solarmarkt übernommen. Nachdem die Chinesen in 2009 von First Solar an der Spitze verdrängt wurden, brachte Suntech im Jahr 2010 Solarmodule mit einer Leistung von 1,57 Gigawatt zur Auslieferung und ließ damit den Konkurrenten First Solar (1,4 Gigawatt) wieder hinter sich.
Trotz der Unwägbarkeiten im Solarmarkt hat sich Suntech auch in diesem Jahr ehrgeizige Ziele gesetzt und will Solarprodukte mit einer Kapazität von 2,2 Gigawatt zur Auslieferung bringen. Die Produktionskapazitäten sollen bis Ende 2011 auf 2,4 Gigawatt im Bereich Solarzellen und Module ausgebaut, gleichzeitig soll Abhängigkeit vom europäischen Solarmarkt verringert werden.
Abhängigkeit von Europa soll sinken
Trug das Europa-Geschäft im vierten Quartal 2010 noch 61 Prozent des Umsatzes, soll dieser Anteil in 2011 auf 50 Prozent sinken. Das Deutschland- und Italien-Geschäft steuerte zuletzt noch 20 bzw. 15 Prozent zu den gesamten Umsatzerlösen bei. Marktbeobachter fürchten, dass eine mögliche Förderkürzung in Italien zur Jahresmitte die Nachfrage nach Solarmodulen kräftig dämpfen wird. Bis Ende April wollen die Italiener neue Tarife für Einspeisevergütungen beschließen, wobei diese im Juni 2011 in Kraft treten sollen.
Im Analystenlager ist man geteilter Meinung, was die Auswirkungen der italienischen Solarpolitik angeht. Jefferies & Co Experte Jesse Pichel verweist darauf, dass die Italiener mit der EU ein bindendes Abkommen geschlossen haben, wodurch Italien zugesagt hat, bis 2020 etwa 17 Prozent seines Energiebedarfs durch erneuerbare Energien zu decken. Daneben verweisen Analysten auch auf ehrgeizige Ziele anderer Länder. So will China seine installierten Solarkapazitäten bis 2020 auf 20 Gigawatt erhöhen. Auch der US-Solarmarkt soll sich bis 2014 auf 4,5 bis 5,5 Gigawatt verzehnfachen, so Marktforscher.
Bruttomargen sollen trotz fallender Preise steigen
Fraglich bleibt allerdings, ob Suntech unter den aktuellen Marktbedingungen, der von einem starken Wettbewerb geprägt ist, weiter gutes Geld verdienen kann. Suntech genießt zwar durch den Produktionsstandort China Kostenvorteile, dennoch summierten sich die Bruttomargen im vierten Quartal gerade einmal auf 16,2 Prozent.
Zwar will Suntech seine Bruttomarge im ersten Quartal 2011 wieder auf 20 Prozent heben, wie sich die Marge im Jahresverlauf entwickeln wird, bleibt dagegen offen.
Marktbeobachter wie Citigroup-Experte Timothy Arcuri rechnen damit, dass die durchschnittlichen Verkaufspreise für Solarmodule auch im laufenden Jahr im Schnitt um weitere 23 Prozent sinken werden. Ob Suntech durch die Senkung seiner Produktionskosten diese Entwicklung abfedern kann, bleibt fraglich. Bedingt durch steigende Rohstoffpreise zogen die Produktionskosten bei Suntech zuletzt wieder leicht auf 1,50 Dollar pro Watt an, weiß der Citigroup-Experte.
Zudem verweisen Investmentbanker wie HSBC-Experte Shishir Singh auf die hohe Nettoverschuldung bei Suntech in Höhe von 1,1 Mrd. Dollar. Damit beläuft sich das Schulden-EBITDA-Verhältnis auf 3:1, eines der höchsten im Solarsektor, so Singh.
Kurzportrait
Suntech Power Holdings Ltd wurde im Jahre 2001 von Dr. Zhengrong Shi gegründet. Der Gründer fungiert heute als CEO und Chairman der Gesellschaft. Die im chinesischen Wuxi ansässige Suntech Power ist heute der weltweit größte Hersteller von Solarmodulen. Das Geschäft mit dem Verkauf von Solarmodulen steuerte zuletzt die Mehrheit zu den Umsatzerlösen bei, während das Geschäft mit Solarzellen und Solar-Wafer den übrigen Umsatz trug.
Das Unternehmen betreibt vier große Fertigungsfabriken in China (Wuxi, Luoyang, Qinghai und Shanghai). Die Produkte des Unternehmens kommen nicht nur auf Hausdächern, sondern auch in Lampen und Relay-Stationen sowie in der Industrie zum Einsatz. Suntech exportiert den Großteil seiner Produkte in Ländern wie Deutschland und Spanien. Verkauft werden die Solarzellen über Distributoren und Modulhersteller weltweit. Zu den Kunden des Unternehmens zählen namhafte Solarfirmen wie die SolarWorld AG, Conergy AG, Altersa, IBC Solar AG, Ibesolar Engeria S.A..
Das Unternehmen hat sich über langfristige Lieferverträge Siliziummaterial für seine Produktion in den nächsten Jahren gesichert. In Sachen Polysilizium-Versorgung arbeitet Suntech mit der südkoreanischen DC Chemical zusammenarbeiten (Kontrakt bis 2016). Weitere Lieferanten im Bereich Solar-Wafer sind Glory Silicon, Wacker Schott, sowie PV Crystalox Solar und ReneSola.
Daneben hält Suntech zahlreiche Beteiligungen an Tochterfirmen. Bereits in 2006 beteiligte sich Suntech mit 66,88 Prozent der Anteile an dem Solarspezialisten MSK Corporation. In 2007 gründete das Unternehmen mit der Shenzhen Suntech Co Ltd eine neue Tochter, an der das Unternehmen 80 Prozent der Anteile hält. Weitere Tochterfirmen sind die Shenzhen New Photovoltaic Technology Development Co und die Shenzhen Yutong Investment Co. An der in 2007 gegründeten Tochter Jiangsu Suntech hält Suntech 90 Prozent der Anteile.
Anfang 2008 beteiligte sich Suntech mit 100 Mio. US-Dollar an den Polysilizium-Hersteller Nitol Solar, um sich weitere Polysilizium-Lieferungen zu sichern. Im April 2008 übernahm Suntech zudem den deutschen Automatisierungsspezialisten KSL-Kuttler. Gleichzeitig beteiligte sich Suntech mit einer Minderheitsbeteiligung an dem chinesischen Silizium-Spezialisten Shunda Holdings Co Ltd sowie an dem chinesischen Polysilizium-Spezialisten Asia Silicon. Ende 2010 schloss Suntech die Übernahme von Rietech Solar ab. Gleichzeitig trennte sich Suntech von seiner 20%igen Beteiligung an Asia Silicon. Im Bereich Silizium-Ingot und Solar-Wafer betrugen die Produktionskapazitäten zum Jahresende 2010 rund 500 Megawatt.
Zahlen
Im vierten Quartal des Geschäftsjahres 2010 stieg der Umsatz von Suntech von 583,61 US-Dollar auf 945,08 Mio. Dollar. Das Betriebsergebnis erhöhte sich von 87,02 Mio. auf 90,19 Mio. Dollar. Beim Ergebnis vor Steuern (EBT) legte der Hersteller von Solarenergiesystemen von 45,96 Mio. auf 63,43 Mio. Dollar zu. Insgesamt endete das vierte Quartal 2010 für Suntech Power mit einem Nettoergebnis von 383,42 Mio. Dollar. Der Vorjahreswert von 44,02 Mio. Dollar wurde somit deutlich übertroffen. Durch die positive Unternehmensentwicklung stieg schließlich auch das (verwässerte) Ergebnis je Aktie von 0,24 auf 2,02 Dollar.
Suntech Power erwirtschaftete im Geschäftsjahr 2010 einen Gesamtumsatz von 2,90 Mrd. Dollar. Damit wurde der Vorjahresumsatz von 1,69 Mrd. Dollar ebenfalls deutlich übertroffen. Auch beim Betriebsergebnis konnte sich Suntech Power von 173,98 Mio. auf 197,18 Mio. Dollar verbessern. Das Ergebnis vor Steuern (EBT) verringerte sich allerdings von 91,49 Mio. auf 10,91 Mio. Dollar. Suntech konnte aber ein Nettoergebnis von 262,33 Mio. Dollar erzielen.
Markt und Wettbewerb
Die chinesische Suntech löste zwar im Jahr 2007 die japanische Sharp als weltweit größten Solarmodulehersteller ab, wurde aber im Jahr 2009 selbst durch den amerikanischen Dünnschichtspezialisten First Solar überholt, so die Marktforscher aus dem Hause IMS Research. Im Jahr 2010 hat Suntech jedoch wieder die Führungsposition bei den Auslieferzahlen übernommen. Insgesamt wurden Solarmodule mit einer Leistung von 1,57 Gigawatt ausgeliefert, ein Zuwachs von 125 Prozent gegenüber 2009.
Der Konkurrent First Solar hat sich insbesondere auf die Fertigung von kostengünstigen Dünnschichtmodulen auf Cadmium Telluride (CeTe) spezialisiert und damit in den vergangenen Jahren stark im Solarmarkt aufholen können.
Als weiterer Wettbewerber gilt die japanische Sharp. Das Unternehmen wurde im Jahr 2007 von Suntech an der Spitze als weltweit größter Solarmodulehersteller abgelöst. Allerdings plant auch Sharp den Bau neuer Fabriken und will dadurch seine Produktionskapazitäten weiter erhöhen. Sharp galt zuletzt als weltweit drittgrößter Hersteller von Solarmodulen.
Weitere Wettbewerber im Solarmodulebereich sind Chinas zweitgrößter Solarkonzern Yingli Green, Trina Solar, JinkoSolar, Kyocera Solar, die deutsche SolarWorld, Q-Cells, sowie Mitsubishi Electric, Sanyo Electric, BP Solar und Solon.
Ausblick
In Bezug auf das erste Quartal des Geschäftsjahres 2011 rechnet die Suntech mit einer Steigerung der Bruttomarge auf 20 Prozent. Auf Jahressicht erwartet Suntech Power zum 31. Dezember 2011 einen Absatz von 2,2 Gigawatt bei Solarprodukten. Der Umsatz werde dementsprechend zwischen 3,4 Mrd. und 3,6 Mrd. Dollar liegen. Insgesamt sollen im Jahr 2011 Investitionen von 250 Mio. bis 270 Mio. Dollar getätigt werden.
Analysten rechnen bei Suntech im laufenden Jahr 2011 mit einem Jahresumsatz von 3,36 Mrd. Dollar sowie mit einem Nettogewinn von 1,22 Dollar je Aktie. Im nachfolgenden Jahr 2012 sollen die Erlöse dann auf 3,47 Mrd. Dollar klettern, wobei dann jedoch nur ein Nettogewinn von 1,18 Dollar je Aktie erwartet wird.
Für das laufende Märzquartal erwarten Analysten einen Umsatz von 810 Mio. Dollar sowie einen Nettogewinn von 34 US-Cent je Aktie bei Suntech.
Bewertung
Suntech-Aktien präsentierten sich nach den jüngsten Zahlen weiter freundlich bei 9,17 Dollar an der New Yorker Börse, womit sich damit ein Börsenwert von rund 1,65 Mrd. Dollar für Chinas führenden Solarkonzern ergibt. Auf Basis aktueller Gewinnschätzungen für das laufende Jahr 2011 ergibt sich ein Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von sieben.
Die Investmentexperten der Londoner HSBC stufen Suntech-Aktien von "neutral" auf "untergewichten" nach unten sehen weiter sinkende Aktienkurse. Die HSBC-Experten erwarten dabei einen Kursrückgang bis auf 6,60 US-Dollar.
Deutlich zuversichtlicher ist man im Hause Cowen & Co. Cowen-Experte Robert Stone bekräftigt nochmals sein Rating "outperform", wobei der Analyst auch gleich seine Umsatzschätzung für 2011 auf 3,25 Mrd. Dollar anhebt. Dabei erwartet der Analyst einen Nettogewinn von 1,31 Dollar je Aktie. Zwar gebe es in Italien Risiken, jedoch würden die positiven Aussichten im Rest der Welt, insbesondere in China überwiegen. Stone sieht Suntech gut für den wachsenden PV-Markt positioniert.
Auriga Securities Experte Mark Bachmann bleibt bei seiner Kaufempfehlung für Suntech-Aktien und sieht weiterhin ein Kursziel von 13 Dollar für den Wert. Zwar rechnet der Analyst bei Suntech nicht mit einer Anhebung der Prognose, allerdings dürfte Suntech auch nicht wie etwaige Wettbewerber unter weiter fallenden Gewinnmargen leiden. Bachman geht davon aus, dass die Konsensschätzungen mindestens um 20 Cent pro Aktie zu niedrig sind und rechnet daher mit einem Profit von 1,48 Dollar je Aktie bei Suntech im laufenden Jahr.
Bei der Citigroup bleibt man zurückhaltend und bewertet Suntech-Papiere weiterhin nur mit "halten" und einem Kursziel von 10,5 Dollar. Citigroup-Experte Timothy Arcuri rechnet damit, dass die durchschnittlichen Verkaufspreise um weitere 23 Prozent in diesem Jahr sinken werden. Zwar dürfte Suntech in diesem Jahr einen positiven Cashflow auf Jahressicht ausweisen, jedoch seien die Produktionskosten pro Watt zuletzt leicht von 1,45 auf 1,50 Dollar pro Watt gestiegen, schreibt Arcuri. Hintergrund seien steigende Kosten für Solar-Wafer, wodurch sich die Bruttomarge gerade einmal auf 16 Prozent belaufen habe.