Artikel und Diskussionen zu Wirtschaftsprognosen & Wirtschaftlichen Zusammenhängen

07. März 2009, 17:58 Uhr
EINKAUFSTOURISMUS IN POLEN
Deutsche im Discount-Paradies


Von Nana Gerritzen

Waschmaschinen, Kühlschränke, Flachbildfernseher: Seit die polnische Währung immer mehr an Wert verliert, lohnt sich der grenzübergreifende Shopping-Tourismus für Deutsche ganz besonders. Selbst aus Berlin kommen die Schnäppchenjäger.

Frankfurt an der Oder/Slubice - Das Erste, was man sieht, wenn man die Stadtbrücke von Frankfurt an der Oder in Richtung Slubice, Polen überquert, ist ein großes Transparent mit der Aufschrift "Sie überschreiten jetzt die Preisgrenze". Mit leeren Einkaufstaschen und Körben machen Männer und Frauen zu Fuß, mit dem Fahrrad oder dem PKW rüber. Ein paar Stunden später kehren sie vollbepackt mit Lebensmitteln, Zigaretten und einem Kanister Benzin im Kofferraum auf die deutsche Seite zurück. An sich sind deutsche Einkaufstouristen in Polen nichts Neues. Seit einigen Wochen aber sind die nicht nur auf der Jagd nach Zigaretten und Gemüse, sondern auch nach größeren Mitbringseln: Möbel und Waschmaschinen, Kühlschränke und Flachbildfernseher.

Wegen des günstigen Wechselkurses ist der Einkauf im Nachbarland für die Deutschen noch viel billiger geworden. Seit dem Zusammenbruch der Lehman Brothers im vergangenen September ist die polnische Währung auf Talfahrt, bisher ist kein Ende in Sicht. Bekam man pro Euro im vergangenen Sommer noch 3,19 Zloty, waren es am letzten Montag schon 4,68 Zloty. Auch innerhalb der letzten Woche ist die polnische Währung weiter gefallen. Am Freitag stand der Wechselkurs bei 4,75 Zloty pro Euro.

Auf den Parkplätzen der Einkaufszentren stehen nun immer öfter Autos mit deutschen Kennzeichen. Sie kommen nicht nur aus dem benachbarten Frankfurt/Oder, sondern auch von weiter her: aus Fürstenwalde etwa, sogar aus dem 100 Kilometer entfernten Berlin. Am ersten Wochenende des Monats sei besonders viel los, erzählt eine Taxifahrerin. "Wenn die Leute ihr Gehalt bekommen, tragen sie es direkt rüber."

Butter, die schön braun wird

Horst Vietz fährt sogar jede Woche die 40 Kilometer aus Fürstenwalde nach Polen. "Schon immer", wie er sagt. Seit knapp zwanzig Jahren meint er damit. Vietz kauft eigentlich alles in Polen: Blumen für seine Nachbarin "weil ja bald Frauentag ist", polnische Butter "weil die beim Braten schön braun wird" und Zywiec-Bier: "Das ist das Beste!"

Doch auch größere Sachen hat der 71-Jährige schon in Polen gekauft. Anzüge für den Sohn, einen Motorradhelm für die Tochter, Fahrräder für die halbe Nachbarschaft. "Die kosten bei uns mindestens 200 Euro, hier kriege ich sie für die Hälfte", sagt er. "Auch meine Reifen fürs Auto habe ich hier gekauft, einen Satz Sommerreifen und einen Satz Winterreifen." Im Moment denkt er über die Anschaffung größerer Elektrogeräte nach.

Zwanzig bis dreißig Prozent seiner Kunden kämen aus Deutschland, erzählt Radoslaw Bala, Geschäftsführer des Media Expert-Marktes in Slubice. "Die Umsätze steigen." An den vergangenen Wochenenden sei der Umsatz doppelt so hoch gewesen wie normalerweise. "Früher kamen auch schon Deutsche, aber sie haben nur geguckt und höchstens mal einen Wasserkocher oder eine CD gekauft", sagt Bala. Seit einem guten Monat aber gehe alles mögliche über die Ladentheke und Landesgrenze: Waschmaschinen und Kühlschränke, LCD-Fernseher und Digitalkameras und sogar ganze Heimkinoanlagen.

"Ich nutze das schon aus"

Besonders bei größeren Anschaffungen lohnt sich der günstige Tauschkurs. Für einen Bosch-Kühl- und Gefrierschrank, der im deutschen Fachhandel 650 Euro kostet bezahlt man bei Media Expert umgerechnet nur 426 Euro. Ein 32-Zoll-LCD-Fernseher von Sony, der im deutschen Elektro-Discountmarkt für 600 Euro angeboten wird, kostet hier nur 430 Euro.

Media Expert ist der größte Elektrofachmarkt in Slubice, doch im Vergleich mit den großen Discount-Geschäften im Nachbarland ist die Verkaufsfläche ziemlich klein. Wegen des steigenden Umsatzes wird das Geschäft seit kurzem täglich mit neuen Produkten beliefert. Was nicht in den Laden passt, wird einfach vor die Tür gestellt. Abends ist von der verstärkten Anlieferung meist nur noch ein Haufen Kartons und Styropor übrig.

"Der Zloty ist da, wo er hingehört", sagt Horst Vietz über den günstigen Wechselkurs. "Ich nutze das schon aus", gibt er zu. Doch auch für die Polen sei die gesunkene Währung gut. "Die nehmen jetzt mehr Euros ein und das füllt die polnische Staatskasse."

Um den wöchentlichen Einkauf zu erleichtern, hat Vietz ein Portemonnaie mit Euros und eines mit polnischem Geld. Viele seiner Bekannten, erzählt er, würden nicht nach Polen fahren, "die haben noch Vorurteile". Auch er selbst habe anfangs etwas Angst um sein Auto gehabt, aber schnell gemerkt, dass das Quatsch sei. "Die fahren teilweise viel bessere Autos als wir, ich hab schon Polen mit Jaguar und Geländewagen gesehen", berichtet Vietz. Etwas Polnisch hat er auf seinen wöchentlichen Einkaufsfahrten auch schon gelernt. "Meine Tochter sagt immer: Du bist ein halber Pole", sagt Vietz.

Die polnischen Händler sind gut vorbereitet auf die deutsche Kundschaft. Alle Geschäfte werben in beiden Sprachen für die zum Verkauf angebotenen Produkte, es gibt keinen Laden, in dem nicht zumindest einer der Angestellten fließend deutsch spricht. "Alles schmeckt wunderbar", sagt die Wirtin einer Imbissbude am Slubicer Basar über ihr Angebot. Ihren polnischen Akzent kann man kaum erahnen. Aus den Boxen ihrer Stereoanlage dröhnen deutsche Schlager. Die Shopping-Pendler freuen sich über Bauernfrühstück, Schnitzel und Bockwurst zu Tiefstpreisen. Dazu gibt es Senf aus Bautzen.



Was ist das denn ...


Zloty bis zu 50 % ABGEWERTET seit Anfang Oktober
:shock:

Eur/Zloty 4,7245 :eek:
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Moody`s hält Ängste vor Zerfallen der Eurozone für übertrieben
London (Dow Jones)--Nach Auffassung der Ratingagentur Moody's sind Ängste vor einem Auseinanderbrechen der Eurozone stark übertrieben. In einer am Dienstag veröffentlichten Studie schreibt Moody's, dass das Risiko des Austritts einiger Länder aus der Eurozone - bedingt durch eine schwache wirtschaftliche Lage und stark angespannte Staatsfinanzen - äußerst gering sei. Zum Einen verweisen die Ökonomen der Ratingagentur darauf, dass es in der Europäischen Union (EU) verschiedene Solidaritätsmechanismen gebe, um angeschlagenen Staaten zu helfen.

Zudem, so Moody's, sei das Risiko eines Auseinanderbrechens der Währungsunion auch deshalb gering, weil der Austritt aus der Eurozone mit immensen finanziellen, wirtschaftlichen und politischen Konsequenzen verbunden wäre. Die Ratingagentur verweist in diesem Rahmen auch darauf, dass der mit einem Austritt verbundene Gewinn an geldpolitischer Autonomie nur wenig Vorteile bringen würde. "Tatsächlich ist der gegenwärtige Zins der EZB bereits so niedrig, dass die Vorteile einer autonomen Zinssetzung zweifelhaft wären", schreibt Moody's-Ökonom Arnaud Mares.

Zuletzt hatten Finanzmarktakteure darauf spekuliert, dass Länder wie Griechenland, Irland oder Portugal aus der Währungsunion austreten könnten, um ihre schwache Wettbewerbsfähigkeit über eine sehr expansive Geldpolitik in Verbindung mit einer Währungsabwertung zu fördern. Vor diesem Hintergrund waren die Renditeunterschiede zwischen Staatsanleihen dieser Länder und Bundesanleihen kräftig gestiegen. Ebenso hatten die Prämien für Kreditausfallversicherungen (CDS) auf diese Länder deutlich zugelegt.

In einem weiteren ebenfalls am Dienstag veröffentlichten Report warnt Moody`s zudem davor, die osteuropäischen Länder bei der Risikoanalyse über einen Kamm zu scheren. Vielmehr sei es klar erforderlich, die mit der globalen Wirtschafts- und Finanzkrise verbundenen Risiken für diese Länder sehr differenziert zu betrachten. Demnach gibt es nach Einschätzung der Ratingagentur gegenwärtig vier Kategorien von Ländern in Mittel- und Osteuropa:

(1.) Länder, deren Rating "gut verankert" ist (Tschechien, die Slowakei und Polen); (2.) Länder, die solide Kreditfundamentals aufweisen, jedoch noch Schwächen zeigen könnten (Rumänien, Bulgarien und Kroatien); (3.) Länder, deren Kreditfundamentals sich gerade verschlechtern, die aber auf externe Hilfen zurückgreifen können (Estland, Lettland und Litauen); und (4.) Länder, deren Kreditfundamentals sich verschlechtern und die geringen Chancen auf externe Hilfen haben (vor allem die Ukraine).
 
Baltic Dry seit dem Crashtief im Dezember 2008 bei 663 Dollar nunmehr
+ 1630 Dollar ( + 246%) zugelegt und liegt jetzt schon wieder mit 2.298,00 wesentlich über dem langjährigen Schnitt. von ca. 1500-1700 Dollar !!!!

BALTIC DRY INDEX

03/10 Currency: USD
Value 2,298.00 Change 36.000 Change 1.592 %
[url=http://peketec.de/trading/viewtopic.php?p=594996#594996 schrieb:
Azul Real schrieb am 11.02.2009, 07:30 Uhr[/url]"]aktuell
Value 1,974.00 Change 159.000 Change 8.760% :eek:
[url=http://peketec.de/trading/viewtopic.php?p=594972#594972 schrieb:
vip543900 schrieb am 10.02.2009, 23:26 Uhr[/url]"]War noch mal kurz pullern! :kichern:

New York (BoerseGo.de) -

Auffällig ist, dass der Shanghai Composite Index, der den Aktientrend in der Volksrepublik China abbildet, ebenfalls seit Tagen steigt und in den vergangenen 16 Tagen 14 Prozent gewann. Laut Bespoke bewegen sich Baltic Dry und Shanghai Composite traditionell tendenziell im Gleichschritt. Der Infodienst erklärt den engen Zusammenhang damit, dass die Wirtschaft Chinas - und damit der Shanghai Composite - stark vom Export abhängen. Beide Barometer stehen zwar noch tief unter ihren jeweiligen Höchstständen, die jüngste Entwicklung gibt aber immerhin einen Lichtblick.

Der Wall Street half das heute wenig. Der Dow Jones Industrial Average verlor 4,62 Prozent auf 7.888 Punkte, der - für den breiten US-Aktienmarkt repräsentative - S&P 500 rutschte 4,91 Prozent auf 827 Punkte und der technologielastige Nasdaq Composite Index sank 4,20 Prozent auf 1.524 Punkte.

:scratch:


[url=http://peketec.de/trading/viewtopic.php?p=593318#593318 schrieb:
Azul Real schrieb am 09.02.2009, 12:31 Uhr[/url]"]uuuppps sorry .. Anzeige im Arsch bei wiki ... aber

Value 1,642.00 Change 144.000 % Change 9.613

+ 330 Dollar seit Donnerstag :eek:
[url=http://peketec.de/trading/viewtopic.php?p=593308#593308 schrieb:
ratschi schrieb am 09.02.2009, 12:16 Uhr[/url]"]http://www.bloomberg.com/apps/quote?ticker=bdiy&exch=IND&x=15&y=11
[url=http://peketec.de/trading/viewtopic.php?p=593305#593305 schrieb:
Ollinho schrieb am 09.02.2009, 12:15 Uhr[/url]"]» zur Grafik

[url=http://peketec.de/trading/viewtopic.php?p=593301#593301 schrieb:
Azul Real schrieb am 09.02.2009, 12:11 Uhr[/url]"]BDI hoch auf 1.498 :eek:
[url=http://peketec.de/trading/viewtopic.php?p=591840#591840 schrieb:
Azul Real schrieb am 05.02.2009, 20:18 Uhr[/url]"]Guckst du BDI
seit dem Verlaufstief ~ 100% hoch - 52 WT war kürzlich war bei 663 Dollar, das hoch allerdings bei 11.771 :eek:

Baltic Dry Index (BDI)
Value 1,316.00 Change 168.000 Change 14.634%

http://www.wikinvest.com/stock/Baltic_Dry_Index_-_BDI_(BALDRY)/WikiChart
[url=http://peketec.de/trading/viewtopic.php?p=590796#590796 schrieb:
Azul Real schrieb am 05.02.2009, 08:05 Uhr[/url]"]Moin .... 8)

japanische Logistik- und Frachtunternehmen stark heute - aus dem Nilkkei 225 in den Top Ten - :eek: :scratch:
Code:
Time Price Change Change % Volume
KAWASAKI KISEN	396.00	29.00	7.90%	14,702,000	
NIPPON YUSEN	496.00	25.00	5.31%	15,963,000	
MITSUI OSK LINES	638.00	31.00	5.11%	53,414,000
[url=http://peketec.de/trading/viewtopic.php?p=591809#591809 schrieb:
zerberus schrieb am 05.02.2009, 19:59 Uhr[/url]"]aha woran siehts Du das?

[url=http://peketec.de/trading/viewtopic.php?p=591802#591802 schrieb:
Azul Real schrieb am 05.02.2009, 19:57 Uhr[/url]"]Also Logistik zieht doch schon wieder ... :juchu:
 
Brutal Euro/Franken fast sieben Punkte hoch von 1,47 auf fast 1,54


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:eek:


12. März 2009, 15:49, NZZ Online
Nationalbank zieht Notbremse gegen Wirtschaftskrise
Schweizer Geldpolitik wird kräftig gelockert


Paukenschlag der Nationalbank: Sie befürchtet einen steilen Absturz der Schweizer Wirtschaft und greift zu unkonventionellen Massnahmen in der Geldpolitik. Sie will Unternehmensanleihen kaufen und am Devisenmarkt gegen den starken Franken intervenieren. Zudem wird der letzte Spielraum beim Leitzins ausgeschöpft.

Im Kampf gegen die schärfste Rezession seit 1975 greift die Schweizerische Nationalbank (SNB) zu ungewohnt drastischen Mitteln. Sie senkt den Leitzins auf noch 0,25%, tätigt Devisenkäufe und erwirbt Unternehmensanleihen.

Damit will die Nationalbank die Geldmenge ausweiten, den Konjunktureinbruch mildern und dem Risiko einer Deflation entgegentreten. Dennoch rechnet sie im laufenden Jahr mit einer negativen Teuerung von 0,5%, wie die der Preisstabilität verpflichtete SNB am Donnerstag mitteilte.

Eine Deflation ist besonders gefährlich, weil in Erwartung stets noch tieferer Preise Investitionen und Konsumausgaben hinausgezögert werden, was die Wirtschaft weiter bremst. Letztmals war die Schweizer Jahresteuerung 1959 negativ (-0,7%). Kommendes Jahr wird mit einer Teuerung von nahe null gerechnet.

Schlimmer als befürchtet

Die Prognosen für die Schweizer Wirtschaft sind trotz allem ausgesprochen düster: Die SNB rechnet für das laufende Jahr mit einem Einbruch des Bruttoinlandprodukts (BIP) um 2,5 bis 3,0 Prozent. Im Dezember hatte die Notenbank noch einen Rückgang von höchstens 1% vorhergesagt.

Die Rezession fällt damit so tief aus wie nie mehr seit der Ölkrise der 70-er-Jahre: 1975 war die Wirtschaftsleistung um 6,7% eingebrochen.

Die von den USA ausgegangene globale Finanz- und Wirtschaftskrise scheine die Schweiz zwar weniger stark zu treffen als die grossen europäischen Länder, schreibt die SNB. Doch die Exporte seien bereits markant zurückgegangen.

Laut SNB hielt die Erhöhung der Lagerbestände als Folge des abrupten Konjunktureinbruchs im vierten Quartal 2008 den BIP- Rückgang noch künstlich in Grenzen. Eine Wende dürfte im laufenden Quartal eingetreten sein.

Aufwertung des Frankens stoppen

Damit den Schweizer Exporteuren nicht auch noch eine drastische Franken-Aufwertung das Geschäft vermiest, greift die Nationalbank zu neuen Mitteln. Sie kauft am Markt Devisen, um eine weitere Aufwertung der Schweizer Währung zum Euro zu verhindern.

Unmittelbar nach dieser Ankündigung kostete ein Euro 1.52 Franken, 4 Rappen mehr als zuvor. Der Wert des Franken hat sich seit Ausbruch der Krise im August 2007 spürbar erhöht. Ein höherer Franken läuft den Anstrengungen der SNB zur Lockerung der Geldpolitik entgegen.

Neu will die Nationalbank auch Franken-Obligationen von privaten Schuldnern kaufen. Auch dies soll die Bedingungen auf dem Kapitalmarkt lockern, nachdem die SNB mit einem Leitzins von fast null hier ihr Pulver weitgehend verschossen hat.

Das Zielband für den massgeblichen Dreimonats-Libor nahm die SNB auf 0 bis 0,75% zurück. Das Zielband, das normalerweise einen Prozentpunkt breit ist, wird damit zum zweiten Mal seit den Terroranschlägen vom 11. September 2001 verengt, weil ein negativer Libor-Satz technisch unmöglich ist.

Strengere Kreditbedingungen

Der von der SNB nur indirekt steuerbare Leitzins soll bei 0,25% zu liegen kommen. Das ist der tiefste Stand seit 2004. Seit Oktober 2008 hat die SNB ihren Schlüsselzins damit um insgesamt 2,5 Prozentpunkte gesenkt.

Trotz dieser massiven Lockerung der Geldpolitik hätten einige Banken die Kreditbedingungen leicht verschärft, stellte die SNB bei einer Umfrage im Januar fest. Einige Banken wollten zudem nachziehen. Das Wachstum des gesamten Kreditvolumens flache ab.
 
HSV-NORDBANK :cry:

Steuerhinterziehung?
Tochterfirmen auf der Insel Jersey / Geldinstitut bestreitet Vorwürfe

CHRISTIAN BURMEISTER

Was treibt die HSH-Nordbank auf der britischen Kanalinsel Jersey?

Der Bremer Wirtschaftswissenschaftler Professor Rudolf Hickel ist sich sicher: Wie anderen Landesbanken auch, geht es der teilstaatlichen HSH-Nordbank um Steuerhinterziehung und Steuerersparnis. :eek:

Diese Vorwürfe erhob Hickel in der ARD-Sendung "Monitor".

Es sei ein Skandal, dass Landesbanken auf Jersey oder Bermuda mithelfen, Steuerhinterziehung zu organisieren und von dort aus mit toxischen Papieren handelten, sagte Hickel. Dass das Engagement der Schifffinanzierung diene, sei "blanker Unsinn". Es gebe keinen Grund, Schifffinanzierungen nicht von Hamburg oder London aus zu betreiben. Die Nordbank hatte das Engagement verschiedender Tochterunternehmen in Steuerparadiesen mit Schifffinanzierung gerechtfertigt.

Die HSH-Nordbank bestreitet den Vorwurf der Steuerhinterziehung. In Jersey will die Bank, die wegen einer eigenen Hochseeyacht und dicken Autos ins Gerede gekommen war, lediglich mit Tochterfirmen vor Ort gewesen sein. Deren wesentliche Aufgabe bestand laut Bank-Sprecher Rune Hoffmann im "Dollar-Funding", also im Ankauf von Dollar. "Alle wesentlichen Tochterunternehmen waren den deutschen Steuerbehörden bekannt. Außerdem wurden wir als Bank ständig von deutschen Steuerbehörden überprüft." Allerdings hätten "internationale Investoren" mit denen die Bank gearbeitet hat, die Rechtssicherheit auf Jersey zu schätzen gewusst, so Hoffmann. In Deutschland sei zur selben Zeit über Abgeltungs- oder Vermögenssteuern diskutiert worden.

Unterdessen gerät die Bank weiter in Erklärungsnot. Laut einem Bericht der "Bild" hat der Vorstand den Verlust 2008 jetzt auf 3,4 Milliarden Euro veranschlagt. Bisher war von 2,8 Milliarden Euro die Rede. :sick:

Zitat:
"Wir wurden ständig von Steuerbehörden überprüft"

Rune Hoffmann, HSH-Sprecher

(MOPO vom 14.03.2009 / SEITE 10)
 
DIE ZEIT, 26.03.2009 Nr. 14 [http://www.zeit.de/2009/14/Sparkassen]

Finanzkrise
Kassensturz auf dem Dorf


Von Arne Storn
Sie waren die Helden der Krise – jetzt müssen die ersten Sparkassen gestützt werden. Und die großen Verluste durch Kreditausfälle kommen erst noch
:shock:

Chiffon, die Taschen fürs Besteck sind aus Chiffon. Grob ist der Stoff, durchsichtig und hellgrün. Wie die Vorhänge, wie die Wände. Rosa ist die zweite Farbe, die das Restaurant in Neumünster prägt, vom T-Shirt der Bedienung bis zur gemalten Lotosblüte an der Wand.

»Ich bin sauer«, sagt Wang Xue. Der Name ist geändert, aber sie ist wirklich 40 Jahre alt und lebt schon lange in Neumünster, dies ist ihr Restaurant, ihre Idee bis ins Detail. Unter ihrer rosa Jacke trägt sie ein rosa T-Shirt. Dazwischen ein hellgrünes Halstuch. Viele Gäste seien seit der Eröffnung am 13. März da gewesen, erzählt sie, und sie habe Lob bekommen für das schicke Interieur und ihre fernöstlichen Gerichte, keines teurer als 7,80 Euro.

Die Banken waren nicht begeistert, berichtet Wang Xue. Sie habe die Sparkasse Südholstein nach Kredit gefragt, ihr Konzept eingereicht und gewartet, eine Woche, zwei Wochen. Schließlich sei die Absage gekommen: Mit Gastronomie habe man schlechte Erfahrungen gemacht. »Ich wollte doch nur 20.000 Euro«, klagt Wang Xue, die am Ende ihre Lebensversicherung kündigte, um zu investieren. »Warum muss das so schwer sein?«

Mario Porten erklärt: »Wir hätten in den vergangenen Monaten besonders im Bereich der Großkredite neue Kunden gewinnen, zusätzliches Geschäft machen können.« Aber der Vorstandschef der Sparkasse Südholstein mit Sitz in Neumünster hat Geschäfte von mehreren Hundert Millionen Euro nicht gemacht. Er blinzelt hinter seiner randlosen Brille, schweigt kurz, fast scheint es, als ob er seinen Worten selbst kaum glauben kann. Die Sparkasse als Bank der kleinen Leute, das rote S als Baustein der Gemeinschaft – diesem Ideal fühlt er sich verpflichtet. 41 Jahre ist Porten alt und schon 23 Jahre dabei. Südholstein ist seine vierte Station, er ist der Chef, ein Mann wie ein großer Junge, Borstenschnitt, sparkassenrote Krawatte. Sein Name steht auf einem Schild am Revers – man merkt, man ist hier nicht bei einer Großbank. Umso schwerer wiegen seine Worte: »Die Sparkasse Südholstein braucht Eigenkapital.«

Die Verbindung zur HSH Nordbank könnte sich als tödlich erweisen

In ein paar Wochen schon dürfte sein Haus zu einem Fall für den Stützungsfonds der Sparkassen werden. Zum ersten sichtbaren Krisenfall im bisher so stabil scheinenden Sparkassenland. Wer hätte das gedacht? Seit Monaten lassen sich die 438 Sparkassen als Gewinner der Finanzkrise feiern. Viele Milliarden Euro flossen ihnen nach der Lehman-Pleite zu, ihr Fokus auf die Kreditvergabe am Ort galt plötzlich als Stärke, ihre biedere Arbeit als Stütze der Wirtschaft.

Südholstein droht dieses Bild zu zerstören, und weitere Häuser dürften folgen:
Den Sparkassen gehört erstens ein guter Anteil an den Landesbanken, und deren horrende Verluste belasten die Provinzbanker.
Zweitens haben sich Sparkassen eigenhändig verspekuliert, was sie teils mit Bilanzkniffen kaschieren.
Und drittens erfasst die Rezession viele Kunden der Sparkassen. Deshalb wird 2009 ihr Krisenjahr.

Einige Milliarden fließen bereits ab. Viele verdienen an ihren Kunden nur wenig. Die Rendite sinkt. »Ein Drittel aller Sparkassen steht mit dem Rücken zur Wand«, sagt ein Sparkassen-Manager. »Diese Krise hinterlässt Blutspuren. Landauf. Landab.« Man muss also reisen, um Antworten zu finden: nicht nur nach Neumünster. Auch zum Chef des Sparkassenverbands in Berlin etwa, zu einem Schuldeneintreiber in Bad Homburg, einem Golfclub bei Köln.

Die Krise hat in Neumünster schon 2005 begonnen. Durch zwei Fusionen entstand die mit sechs Milliarden Euro Bilanzsumme zweitgrößte Sparkasse Schleswig-Holsteins, aktiv von Pinneberg bis Bad Segeberg. Kurz darauf stellte sich heraus, »dass Segeberg viele Leichen im Keller hatte«, sagt Arnold Wilken, SPD-Politiker am Ort und Mitglied im Verwaltungsrat der Südholsteiner. Faule Kredite verursachten Riesenverluste. In ihrer Not verkaufte Südholstein Immobilien und an den US-Fonds Lone Star sogar Kredite in Höhe von 123 Millionen Euro.

Dann kam der 15. September 2008.

Als Richard Fuld von der Investmentbank Lehman Brothers in New York Gläubigerschutz anmeldete, konnte Mario Porten von der Sparkasse Südholstein in Neumünster sieben Millionen Euro abschreiben. Als zwei Wochen später die Bank Glitnir in Island an den Staat fiel, kamen weitere Millionen hinzu. So entstanden 2008 Abschreibungen, die das Kapital der Sparkasse gefährlich senken.

Der Todesstoß droht Südholstein nun durch die HSH Nordbank. 2,8 Milliarden Euro Verlust hat die Landesbank 2008 eingefahren, das lässt ihren Wert tief sinken, und weil die 15 Sparkassen des Nordens zu fast 15 Prozent an der HSH beteiligt sind, müssen sie ihre Anteile abschreiben.

Mit 700 Millionen Euro stehen Letztere in den Büchern der Sparkassen – nur 200 Millionen Euro könnten sie wert sein, wenn die Wirtschaftsprüfer demnächst ihr Urteil fällen.

Der Sparkasse Südholstein drohen weitere Abschreibungen bis zu 70 Millionen Euro. Dann »ist zu befürchten, dass sie auf die Hilfe des Sparkassenverbandes zurückgreifen muss«,
sagt Wolfgang Grimme, CDU-Landrat und ebenfalls ein Mitglied im Verwaltungsrat. Sonst droht ihr die Schließung.

Im Gespräch gestikuliert Mario Porten mal wild, mal guckt er entschlossen. Er braucht eine Lösung, bald. Die Kunden wissen meist von nichts. »Sorgen mache ich mir nicht«, heißt es auf der Straße.

Dem Vernehmen nach laufen im Stillen bereits Gespräche mit den Sicherungseinrichtungen. Einspringen würde erst der Stützungsfonds des Landesverbands. Reicht dieser nicht, greift der überregionale Ausgleich. »Es wird Hilfen geben«, sagt Porten. Ihm passt das nicht. »Ein Institut über Wasser zu halten ist gut und schön. Unseren öffentlichen Auftrag können wir damit aber nicht in dem Maße wahrnehmen, wie wir es für nötig halten.« Der beinhaltet soziales Engagement, Präsenz, die Finanzierung der Wirtschaft und die Stärke, dabei mehr Mut und Ausdauer zu zeigen als andere: »Selbst wenn uns der Fonds hilft, werden wir in unserer Kreditpolitik einen vorsichtigeren Kurs fahren müssen.« Wang Xues dürfte es mehr geben.

Ob eine Bank gesund ist, sagt vor allem die sogenannte Kernkapitalquote: das Verhältnis des sichersten Kapitals zum Geschäftsvolumen. Vier Prozent sind Pflicht. Acht Prozent notwendig, um gelassen neue Kredite vergeben zu können. Will die Sparkasse Südholstein dort wieder hin, braucht sie laut Kennern 130 Millionen Euro und mehr. Im Sicherungsfonds des Landesverbands steckten aber nur 85 Millionen Euro, ist in informierten Kreisen zu hören. Die Sparkasse selbst will den Einstieg der finanzstarken Holding der Hamburger Sparkasse, doch dem stehen Gesetz und Landesverband entgegen.

Südholstein droht sich woanders zu wiederholen. »Sinkt der Wert der Anteile an der HSH Nordbank massiv, hängt mehr als eine Sparkasse am Haken«, heißt es. Viele Sparkassen im Land seien »marode«, ja »praktisch pleite«. Der Landesverband weist das zurück.

Echte Pleiten oder Einlagenverluste für Kunden hat es bei Sparkassen seit dem Aufbau eines Haftungsverbunds vor mehr als 30 Jahren nicht gegeben. Angeschlagene Sparkassen wurden gestützt oder, weit öfter, durch die Fusion mit stärkeren gerettet, sodass sich die Zahl der Sparkassen im Land seit 1990 fast halbiert hat. Mitte 2008 etwa schlüpfte Meldorf bei der Sparkasse Westholstein unter und Flensburg bei der Nord-Ostsee Sparkasse – »überlebenswichtig« sei dies gewesen, gab Flensburgs Oberbürgermeister Klaus Tscheuschner zu. Die Not lässt sich auch daran ablesen, dass die Sparkassen den Landesbanken kaum helfen.

In Baden-Württemberg ist der Verband nur nach langer Debatte und unter Vorbedingungen bereit, von fünf Milliarden Euro frischen Geldes 1,8 Milliarden zu tragen. In Rheinland-Pfalz zaudern sie, in NRW wollen viele Sparkassen nach einer Garantie keinen Euro mehr in die WestLB stecken. In Bayern lehnten sie eine Kapitalzufuhr offiziell ab. »Ziel war es, die Sparkassen als Partner des Mittelstands vor der Last der BayernLB zu schützen«, sagt Richard Steinbichler, Vorstandschef der Sparkasse Wasserburg am Inn. Sein Institut hätte sie schultern können, aber »einige bayerischen Sparkassen hätten zu kämpfen gehabt«. Dass alle insgesamt gut 500 Millionen Euro Abschreibungen auf die BayernLB verkraften konnten, lag auch an Geheimschatullen, die es noch gibt. »Alle müssen wir auf unsere Reserven zurückgreifen. Das ist in ganz Deutschland so«, sagt ein Vorstand.

Zum Beispiel bei der Sparkasse KölnBonn.
Sie weist für 2008 einen Bilanzgewinn aus, so wie es viele Sparkassen tun. Doch wie kommen die zwei Millionen Euro zustande? Die Antwort weist weit über KölnBonn hinaus. Die Sparkasse hat mehrere Kniffe angewandt: 147 Millionen Euro entnahm sie ihrer Gewinnrücklage. 37 Millionen dem Eigenkapital. Dann nutzte sie 70 Millionen Euro Steuergutschriften. Der Jahresfehlbetrag beträgt 252 Millionen Euro, und das auch erst, nachdem zum Aufhübschen 124 Millionen Euro stille Reserven gehoben wurden. Von diesen habe man nun, nach der Entnahme von 174 Millionen Euro 2007, »so gut wie keine mehr«, sagt Finanzvorstand Ulrich Gröschel.

Wo die Sparkasse das Geld versenkt hat? »Golf Club Gut Lärchenhof« steht auf zwei Flaggen. Zwischen ihnen wehen weitere Fahnen: EU, USA, Deutschland und das Rot des Eigentümers. Das eiserne Tor öffnet sich lautlos und gibt den Blick frei auf den Parkplatz, wo ein Porsche und andere Nobelautos stehen.

Vor den Augen des Besuchers erstreckt sich wellig ein Golfkurs, durchsetzt mit Birken, Sträuchern und Teichen, ein paar Krähen spazieren übers Gras. Grau hängt eine Landschaft aus Wolken darüber, nur ab und zu blinzelt die Sonne hervor. In diesen Momenten leuchtet die goldfarbene Bärenplastik in der Nähe des Clubhauses. Selbstbewusst steht das Tier da, das Symbol von Jack »Golden Bear« Nicklaus. Dieser war einst bester Golfspieler der Welt und hat den Golfkurs angelegt. Für 31.900 Euro kann man etwas erwarten. So viel kostet maximal die lebenslange Spielberechtigung, die viele der 700 Mitglieder besitzen.

Im Innern des Clubhauses: Ruhe, zwei Regale voller Trophäen und ein Restaurant, das ein Degustationsmenü für 135 Euro anbietet. In einem Raum mit Kamin, Bücherreihe und Sessel nimmt Josef Spyth Platz. Enthusiastisch erzählt der Geschäftsführer vom Golf als Kommunikationsbörse und Demutssport. Doch nein, zu Historie und Kosten des Topclubs will er nichts sagen. Da müsse man den Eigentümer fragen – die Sparkasse KölnBonn.

Ein paar Stunden zuvor in der Zentrale ebendieser Sparkasse am Kölner Rudolfplatz: Pressekonferenz. Nein, man sage nicht, was man vor Jahren für den Golfclub bezahlt und wie viel man darauf abgeschrieben habe. Ebenso wenig, wie viel man sich aus dem geplanten Verkauf erhoffe. Mit einer Bilanzsumme von 31 Milliarden Euro sind die KölnBonner die zweitgrößte Sparkasse in Deutschland – hinter Hamburg. Ihre Zahlen für 2008 sind desaströs, doch wiederholt kommen Fragen zum Golfclub, weil es keiner fassen kann.

»Müssten sie nach Marktpreisen bilanzieren, stünden viele schlecht da«

»Das Gut Lärchenhof ist finanziell ein kleiner Aspekt, aber ein sehr symbolischer«, sagt Martin Börschel, Verwaltungsratschef und für die SPD Vorsitzender des Finanzausschusses im Kölner Stadtrat. Ein Symbol für den Größenwahn und die Misswirtschaft der früheren Führung. Die hat die Sparkasse an den Rand des Ruins gebracht mit Bauprojekten wie der Rheinparkmetropole für RTL, mit der Beteiligung an einem Immobilienkonzern und Prestigeobjekten wie dem Golfclub. »Man hat schon die Attitüde gelebt: Wir sind die größte Sparkasse der Region, wir sind eine Bank«, sagt ein Kenner der Verhältnisse. Außerdem musste die Kasse Abschreibungen auf eigene Wertpapiere vornehmen. Weitere Wertkorrekturen von 268 Millionen Euro vermied sie, indem sie Wertpapiere vom Handels- ins Anlagenbuch umwidmete. »Schwebende Marktwertverluste« nennt Gröschel diese Summe, es handle sich, natürlich, um tolle Papiere, man glaube nicht, dass die Verluste eintreten.

Fast alle Sparkassen bilanzieren nach dem deutschen Handelsgesetzbuch (HGB), nicht nach den International Financial Reporting Standards (IFRS). »Müssten die Sparkassen nach IFRS bilanzieren, zu Marktpreisen also, würden viele so schlecht dastehen wie KölnBonn«, sagt ein Kenner.

Und Kapital benötigen.

Das HGB hilft den Sparkassen, Verluste aus bundesweit 247 Milliarden Euro an Wertpapieren niedrig zu halten und so ihr Kapital zu schonen. Zudem erlaubt es, große stille Reserven zu bilden, die bei Bedarf den Gewinn aufhübschen helfen. Wer also die Kernkapitalquote der Sparkassen von 9,5 Prozent und ihren Gewinn 2008 von 2,5 Milliarden Euro an den schlechteren Zahlen privater Großbanken misst, vergleicht Äpfel mit Birnen. So scheint ihre relative Stärke weniger einem überlegenen Geschäftsmodell geschuldet als anderen Bilanzregeln.

Für KölnBonn steht im Warnsystem der Sparkassen die Ampel längst auf Rot, wie angeblich auch für rund drei Dutzend andere. Der Ernst der Lage verlangt den Abbau von 500 der 5300 Jobs sowie eine große Kapitalspritze von 650 Millionen Euro, um den Hauptgeldgeber des lokalen Kleingewerbes zu stützen und Spielraum für neue Firmenkredite zu eröffnen. 300 Millionen Euro steuert der regionale Sparkassenverband bei, 260 Millionen Euro die Stadt Köln und weitere 90 Millionen Euro die Stadt Bonn. Ob die Sparkasse in den nächsten Jahren Zinsen auf dieses Kapital, Gewerbesteuer oder gar Gewinnausschüttungen leisten kann, ist sehr fraglich.

Landesbanken, Größenwahn, Fehlspekulationen: Der Plagen und Sünden gibt es auch bei den Sparkassen viele. Da wiegt umso schwerer, dass nun die Rezession den Sparkassen Ausfälle bei Krediten und Kunden beschert.

»In der Anlage erhalten Sie meine EC-Karte zurück. Die Kreditkarte habe ich bereits vernichtet«, schreibt ein säumiger Schuldner am 23. November 2008. Mit 14.141 Euro und 73 Cent steckt der 61-Jährige in den Miesen, als eine Sparkasse aus dem Westfälischen die Notbremse zieht und das Konto kündigt. In seinem Brief notiert er, eine »Frau RA« habe für ihn einen Insolvenzantrag eingereicht. Die Handschrift ist geschwungen, die Buchstaben sind groß gezogen, die Sätze ziehen sich über die ganze Breite des Blatts. Das ungeübte Auge sieht, dass der Verfasser selten zum Stift greift. Das geübte Auge sieht mehr. »Es tut ihm leid. Wenn Sie 30 Jahre im Geschäft sind, erkennen Sie das«, sagt Karsten Schneider. »Allein dass er überhaupt antwortet.« Seine sonst so kräftige, kratzige Stimme klingt ein wenig leiser.

Bad Homburger Inkasso (BHI) heißt die von Schneider geführte Firma. Vor dem geistigen Auge tauchen Gestalten auf, die mit drohenden Worten Schulden eintreiben. In der Tat verheißt der erste Eindruck vom Chef Hinterhof-Flair : sehr gelbes Hemd, weiße Streifen, weißer Kragen, die Krawatte voller Gelb und Braun, Ringe an den Händen, das Büro verraucht, ein Ascher auf dem Tisch – kein Banker würde so Besuch empfangen. Doch aus den Worten Schneiders, der selbst einst bei der Sparkasse anfing, spricht Leidenschaft für die Arbeit und, ja, Verständnis.

Will eine deutsche Sparkasse hoffnungslose Schuldner oder frisch gekündigte Fälle loswerden, dann landen diese bei der BHI. Erst wenige Jahre ist sie alt, kaum bekannt, eine Art Bad Bank der Sparkassengruppe. Aber Kunden werden nicht verkauft. Kredite bleiben in der Bilanz der Institute, die BHI wickelt die Fälle nur ab. Die paar wichtigen Seiten jeder Akte werden gescannt, die Originale bunkert man in einem gut gesicherten Gebäude im nahen Oberursel. In vier Meter hohen Metallregalen, säuberlich nummeriert, voll mit 21.000 Kartonboxen und 13.000 Aktenordnern. 80 Millionen Blatt Papier. Dramen, abgelegt.

Mehr als 500.000 Fälle sind es bis dato, ein Volumen von 6,4 Milliarden Euro. Sieht man die Bilanzsumme der Sparkassen von 1071 Milliarden Euro, ist das wenig, aber Schneiders Geschäft wächst rasant. An der Wand hängt eine Deutschlandkarte voller Stecknadeln. Fast jede steht für eine Sparkasse, die den Service nutzt. Irgendwann hat Schneider aufgehört, neue hineinzustechen, es wurden zu viele. Für 225 Sparkassen und Finanzdienstleister arbeitet er heute, unter ihnen acht der zehn größten Sparkassen.

Die Rezession ist da. »Die Zahl der Insolvenzen nimmt zu«, sagt Schneider. »Das merken wir.« Etwa an den über die Sparkassen abgeschlossenen Auto-Leasingverträgen, die plötzlich platzen. Viele wurden von Transportfirmen gezeichnet, die mit dünnen Margen arbeiten und denen nun in der Krise schnell die Luft ausgeht. »Wir spüren eine Zunahme unseres Geschäfts im gewerblichen Bereich«, sagt Schneider. »Bei Privatkunden erwarten wir Richtung Herbst eine Zunahme der Problemfälle. Dann werden viele Unternehmen die Kurzarbeit beenden und Leute entlassen.« Demnächst zieht die BHI um. »Wir müssen uns vergrößern«, sagt Schneider. Die Zahl der Mitarbeiter – aktuell 130 – wird sich um bis zu 30 erhöhen, das Callcenter legt stark zu.

Private Schuldner ohne Sicherheiten anschreiben, nachhaken, Monatsraten vorschlagen, oft 50 Euro, mitunter nur 20 oder 5 Euro – das ist bei der BHI das Massengeschäft. Ruhig hingegen geht es in den Büros zu, in denen jeweils nur zwei oder drei Menschen sitzen und die schwierigen Fälle bearbeiten, viele davon Firmenpleiten. Da geht es dann um fünf oder zehn Millionen, um Sicherheiten und hakelige Verhandlungen mit dem Insolvenzverwalter.

Intern erwartet die Sparkassengruppe für 2009 nur Wertberichtigungen auf Kredite von 3,2 Milliarden Euro. Ein Topmann merkt an: »Was jetzt da draußen geschieht, sehen wir erst in zwei Jahren in der Bilanz.« Als Ausgleich hofft man auf sinkende Wertberichtigungen auf Wertpapiere. Ein Sparkässler sagt, dass Sparkassen oft Firmen akzeptieren, die alle anderen zuvor abgelehnt haben. »Diese Unternehmen nimmt uns keiner mehr ab. Wir Sparkassen bleiben immer auf unseren Risiken sitzen und haben immer höhere Wertberichtigungen.« Da komme noch einiges, heißt es in Kreisen der Aufsicht.

Mitte vergangener Woche tritt der Mann, der das ganz anders sehen muss, aufs Podium. Heinrich Haasis, Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes, Netzwerker und Vieltelefonierer, nestelt an seinem Handy, die linke Hand lässig in der Hosentasche. Er öffnet eine Flasche Wasser, setzt sich. Es ist sein Auftritt, die Jahrespressekonferenz, wie in den Jahren vorher im 44. Stockwerk der DekaBank, des Fondsanbieters der Sparkassengruppe. Durchs Fenster kann Haasis die eingerüsteten, skelettierten Silbertürme der Deutschen Bank sehen, und mehr als je dürfte er sich auf Augenhöhe mit dem nationalen Primus wähnen. »Die Sparkassen dürften zu den wenigen Kreditinstituten weltweit gehören, die 2008 einen Milliardengewinn erwirtschaftet haben«, sagt er. Die Commerzbank und andere im Hinterkopf, fügt er an: »Während andere Finanzmittel des Staates benötigen, zahlen die Sparkassen sogar in Milliardenhöhe Steuern. Und darauf sind wir auch stolz.« Haasis, ein knorriger Mann von 63 Jahren, spricht ruhig, mit seiner unverkennbaren schwäbischen Färbung. Die Genugtuung ist zu spüren.

Lange waren die privaten Banken herablassend, jetzt sind die Sparkassen wieder wer. »Ich bin mir ganz sicher, dass wir das Vertrauen der Menschen und das gute Image behalten«, sagt Haasis im Gespräch. »Die Leute werden nicht so schnell vergessen. Der Wunsch nach Sicherheit wird bleiben.« Wertberichtigungen aus der Realwirtschaft werde es geben, ja. »Die tun weh, sind aber verkraftbar«, sagt er. Seine Institute sieht er nicht gefährdet: »Wir werden keine Zwangsfusionen oder Notheiraten sehen. Höchstens in Einzelfällen.« Einen Stützungsfall fürchtet er, ohne dass er Südholstein erwähnt. Schmerzlich seien die Lasten der Landesbanken, aber viele Verbände hätten den Wert ihrer Anteile immer niedrig angesetzt – »Gott sei Dank!«.

Es ist das Idealbild von der sauberen, sicheren, einlagenstarken, dem Standort verpflichteten Sparkasse, das Heinrich Haasis pflegt. Das Bild, in dem Südholstein oder KölnBonn nur Ausnahmen darstellen. Was aber ist mit dem Skandal um den Promi Franjo Pooth bei der Sparkasse Düsseldorf? Was mit der Nassauischen Sparkasse in Wiesbaden, der ihr Landesverband ein Wertpapierportfolio von 4,2 Milliarden Euro in Dublin abnehmen musste? Was ist mit der in Turbulenzen geratenen Sparkasse Leipzig? Wie viele Ausnahmen braucht es, um aus Einzelfällen ein Massenphänomen zu machen?

Sicher sind in jedem Fall die Kundeneinlagen. Doch die Bedeutung einer Sparkasse für ihre Kommune geht übers Girokonto hinaus. Südholstein etwa fördert mit 1,1 Millionen Euro jährlich Gutes. So wie in Neumünster, wenige Hundert Meter von der Zentrale entfernt: Die Tafel bietet kostenloses Essen, täglich Platz zum Spielen oder Hilfe bei den Hausaufgaben. »Mal kommen fünf Kinder am Tag, mal 40 Kinder«, sagt Leiterin Christina Arpe. Die Sparkasse bezahlt im Jahr 1000 Euro, neulich gab es 5000 Euro extra für ein Kühlfahrzeug. Sicher ist davon nichts. »Eine ertragsschwache Sparkasse kann ihre Stiftung nicht aufstocken«, sagt Landrat Grimme. »Stiften und sponsern kann eine Sparkasse erst, wenn sie zuvor Geld verdient hat.« Der Chef sorgt sich: »2009 werden wir unser soziales Engagement nicht einschränken«, sagt Mario Porten. »Was danach geschieht, darüber wage ich keine Prognose.«
 
In der peketec-Mediathek findet ihr im Bereich "Konjunktur & Wirtschaft" viele interessante Videos zum Thema wirtschaftliche Zusammenhänge :)
http://peketec.de/portal/mediathek/select/category/2/
 
London. Die Regierungschefs der führenden Wirtschaftsnationen (G-20) haben auf dem Wirtschaftsgipfel in London weitreichende Beschlüsse über die weltweite Kontrolle der Geldmenge gefasst.

Dabei soll im ersten Schritt der staatliche Einfluss auf die Geschäfte der Zentralbanken verstärkt werden.
Im Abschlusskommuniqués heißt es wörtlich: „Die Staaten der G-20 sehen die Kontrolle der Geldmenge als hoheitliche Aufgabe souveräner Staaten. Die Macht, Geld zu schöpfen muss vom privaten Sektor zurück in die öffentliche Hände überführt werden. Stärkere staatliche Einflussnahme auf die zentrale Funktion der Geldschöpfung ist ein wichtiger Schritt zur langfristigen Stabilisierung der außer Kontrolle geratenen Finanzmärkte und der entscheidende Hebel für soziale Gerechtigkeit und gesellschaftlichen Wohlstand künftiger Generationen.“

Faktisch will man die Macht der Zentralbanken massiv beschneiden. Wichtiges Ziel dabei sei es, ... Hier unbedingt weiter lesen ;)
 
mmmhhh, das wäre ein direkter Angriff auf die Unabhängikeit der EZB

[url=http://peketec.de/trading/viewtopic.php?p=629912#629912 schrieb:
DrOck schrieb am 01.04.2009, 23:31 Uhr[/url]"]London. Die Regierungschefs der führenden Wirtschaftsnationen (G-20) haben auf dem Wirtschaftsgipfel in London weitreichende Beschlüsse über die weltweite Kontrolle der Geldmenge gefasst.

Dabei soll im ersten Schritt der staatliche Einfluss auf die Geschäfte der Zentralbanken verstärkt werden.
Im Abschlusskommuniqués heißt es wörtlich: „Die Staaten der G-20 sehen die Kontrolle der Geldmenge als hoheitliche Aufgabe souveräner Staaten. Die Macht, Geld zu schöpfen muss vom privaten Sektor zurück in die öffentliche Hände überführt werden. Stärkere staatliche Einflussnahme auf die zentrale Funktion der Geldschöpfung ist ein wichtiger Schritt zur langfristigen Stabilisierung der außer Kontrolle geratenen Finanzmärkte und der entscheidende Hebel für soziale Gerechtigkeit und gesellschaftlichen Wohlstand künftiger Generationen.“

Faktisch will man die Macht der Zentralbanken massiv beschneiden. Wichtiges Ziel dabei sei es, ... Hier unbedingt weiter lesen ;)
 
Herzlich Wilkommen bei Peketec DrOck :blumen:

hatte gestern diverse gesprächsrunden in brüssel unter anderem mit verheugen
zu dem untenstehenden artikel das ist wohl wunschdenken einiger regierungschefs :kichern: spaß beiseite sie können ihren einfluss geltend machen die herren regierungschefs ... nur entscheiden werden sie es nicht!!! und Aushandeln Glücklicherweise erst recht nicht ... entscheidungen nach windrichtungen brauchen wir nicht in europa ... meine kritik an berlin erspare ich mir im moment ... nur soviel manche aussagen sind nicht gerade sehr förderlich :sick:
[url=http://peketec.de/trading/viewtopic.php?p=630395#630395 schrieb:
zerberus schrieb am 02.04.2009, 14:06 Uhr[/url]"]mmmhhh, das wäre ein direkter Angriff auf die Unabhängikeit der EZB

[url=http://peketec.de/trading/viewtopic.php?p=629912#629912 schrieb:
DrOck schrieb am 01.04.2009, 23:31 Uhr[/url]"]London. Die Regierungschefs der führenden Wirtschaftsnationen (G-20) haben auf dem Wirtschaftsgipfel in London weitreichende Beschlüsse über die weltweite Kontrolle der Geldmenge gefasst.

Dabei soll im ersten Schritt der staatliche Einfluss auf die Geschäfte der Zentralbanken verstärkt werden.
Im Abschlusskommuniqués heißt es wörtlich: „Die Staaten der G-20 sehen die Kontrolle der Geldmenge als hoheitliche Aufgabe souveräner Staaten. Die Macht, Geld zu schöpfen muss vom privaten Sektor zurück in die öffentliche Hände überführt werden. Stärkere staatliche Einflussnahme auf die zentrale Funktion der Geldschöpfung ist ein wichtiger Schritt zur langfristigen Stabilisierung der außer Kontrolle geratenen Finanzmärkte und der entscheidende Hebel für soziale Gerechtigkeit und gesellschaftlichen Wohlstand künftiger Generationen.“

Faktisch will man die Macht der Zentralbanken massiv beschneiden. Wichtiges Ziel dabei sei es, ... Hier unbedingt weiter lesen ;)
 
„Euroland“ in der Zerreißprobe

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Der Euro – ein Puzzle; © Maik Blume - Fotolia.comDer Euro – ein Puzzle; © Maik Blume - Fotolia.com

Zehn Jahre nach Einführung der Gemeinschaftswährung kämpft die Europäische Währungsunion ums Überleben. In der Krise offenbaren sich die finanzpolitischen Versäumnisse der Vergangenheit. Schwächelnde Länder wie Griechenland, Irland, Portugal und Italien müssen hohe Risikoaufschläge für Anleihen zahlen. Und an den Kapitalmärkten wird bereits auf das Auseinanderbrechen von „Euroland“ gewettet.

Noch bis vor kurzem galt der Euro als eine Erfolgsgeschichte. Hat er doch nicht nur Wachstum, Wohlstand und Handel in der Euro-Zone angekurbelt, sondern auch für niedrige Inflationsraten, stabile Preise, wachsende Investitionen und Millionen von Arbeitsplätzen gesorgt. Nicht umsonst schienen die Zentralbanken der Welt inzwischen fast ein Drittel ihrer Devisenreserven in Euro zu halten. Doch der Wind hat sich gedreht. Heute steht die Europäische Währungsunion (EWU) vor einer Zerreißprobe. Gnadenlos ist die Weltwirtschaftskrise dabei, Missstände, Defizite und Fehlentwicklungen in „Euroland“ aufzudecken.

Stunde der Propheten

Dabei hat sie den Blick frei gemacht auf eine tief greifende ökonomische Spaltung zwischen den 16 Mitgliedern. So beklagt etwa der Chefvolkswirt der Deutschen Bank in London, Thomas Mayer, ein massives Nord-Süd-Wettbewerbsgefälle. In der Zeitschrift Capital rechnet er vor, dass die Lohnstückkosten seit 1998 in Spanien um 53 Prozent, in Portugal um 35 Prozent, in Italien um 29 Prozent, in Deutschland aber nur um zwei Prozent zugenommen hätten. :shock:

Zugleich seien im Süden die Verbraucherpreise schneller gestiegen, und in der Leistungsbilanz hätten sich enorme Defizite von bis zu 16 Prozent der Wirtschaftsleistung aufgetürmt.

Oberwasser haben in der derzeitigen Endzeitstimmung naturgemäß Euro-Kritiker wie Wilhelm Hankel, Wilhelm Nölling, Karl Albrecht Schachtschneider und Joachim Starbatty bekommen, die von Anfang an Vorbehalte gegen die EWU hatten. Das Quartett aus renommierten Wirtschaftswissenschaftlern, das sich 1997/98 vergeblich mit einer Verfassungsbeschwerde gegen die Beteiligung an der Gemeinschaftswährung gestemmt hatte, unterzieht die aktuelle Lage in einem gemeinsamen Beitrag für die Neue Zürcher Zeitung (NZZ) einer nüchternen Analyse.

Misere älter als die Finanzkrise

Der Euro in Gefahr
Als Hauptverantwortliche für die gegenwärtige Misere machen sie die „Schwachwährungsländer im Euro-Einzugsgebiet“ dingfest. Gemeint sind zum einen Irland, Spanien und Portugal, die nach einem jäh beendeten Immobilienboom jetzt unter galoppierender Inflation ächzen.

Ferner Griechenland, das schon seit Jahren zweistellige Leistungsbilanzdefizite mit sich herumträgt und nun zusätzlich vom wirtschaftlichen Einbruch auf dem Balkan nach unten gezogen wird. Und nicht zuletzt Italien, das seit Jahr und Tag weit über seine Verhältnisse gelebt hat. Die Rede ist aber auch von all den Euro-Anwärtern vom Baltikum über Polen und Ungarn bis hin zum Balkan. Alle diese Länder – mit Ausnahme von Tschechien – hätten in der Vergangenheit ihre Kreditwürdigkeit kräftig aufbessern können, „und dies trotz Binneninflation, Leistungsbilanzdefiziten, die in Relation zum Bruttoinlandsprodukt zum Teil höher waren als der Saldo der USA, sowie hoher, überwiegend privater Verschuldung in Euro wie in Fremdwährungen“.

Das Fazit der vier Finanzweisen: „Der Euro hat weder zur ‚Konvergenz’ der Wirtschaftspolitik noch der Wirtschaftsentwicklung im gemeinsamen Währungsraum beigetragen – im Gegenteil: Die Ungleichgewichte zwischen den Euro-Ländern sind seit der Euro-Einführung gewachsen. Den inflationären, bis vor kurzem noch boomenden Ländern an der Peripherie der EU stehen die stagnierenden Stabilitätsländer im Zentrum gegenüber.“ Eine Einschätzung, die von vielen Sachverständigen geteilt wird und klar macht, dass die bedrohlichen Ungleichgewichte in „Euroland“ keineswegs nur eine Folgeerscheinung der Finanzkrise sondern wesentlich älter sind.

Auf Gedeih und Verderb

Der Euro - ein Sympol der Stärke?
Besonders beunruhigend dabei ist, dass die EWU-Partner auf Gedeih und Verderb miteinander verbunden sind, dank eines Systems fixer Wechselkurse. So erweist sich gerade für kleinere Staaten der Euro in der Krise als ein Zwangskorsett, das es ihnen verwehrt, den Leitzins bedürfnisgerecht anzupassen oder zur Ankurbelung der heimischen Wirtschaft die eigene Währung abzuwerten. „Die Europäische Währungsunion schließt per Definition Wechselkursänderungen aus und verlegt das Problem der Anpassung der Volkswirtschaft in die einzelnen Volkswirtschaften zurück", erläuterte der ehemalige Chef der Deutschen Bank, Helmut Schlesinger, in der Deutschen Welle. „Die Volkswirtschaften müssen sich selbst bemühen, einigermaßen im Gleichschritt mit den anderen Partnerländern zu marschieren in Bezug auf Inflation, Lohnerhöhungen, Solidität der Staatsfinanzen.“

Umgekehrt fehlt es aber auch der Europäischen Zentralbank (EZB) offenbar an effektiven Instrumenten, die hausgemachten Inflationstendenzen in Schach zu halten oder Inflationssünder in den eigenen Reihen selektiv zu sanktionieren. Der quasi institutionalisierte Verzicht auf Währungswettbewerb zur Herstellung realistischer Wechselkurse stellt nach den Worten des tschechischen EU-Ratspräsidenten Václav Klaus einen unter dem Etikett „Europa“ praktizierten „Währungssozialismus“ dar.

Untergang oder Spaltung?

Während die europäischen Investoren in Alarmstimmung sind, und Spekulanten auf den Finanzmärkten bereits ungeduldig auf die ersten Bankrotte von Wackelkandidaten warten, schießen die wüstesten Zukunftsszenarien ins Kraut. Sie reichen vom Untergang von „Euroland“ und von der Renaissance nationaler Währungen bis hin zur Spaltung in einen „Starkwährungsblock“ mit Deutschland, Finnland, den Niederlanden, Österreich und Frankreich auf der einen Seite und einen „Schwachwährungsblock“ mit den Staaten an der südlichen Peripherie auf der anderen.
Roland Detsch
arbeitet als Freier Redakteur, Journalist und Autor in Landshut und München.

Copyright: Goethe-Institut e. V., Online-Redaktion
April 2009
 
:shock:

Viva la Revolución :juchu:

17. April 2009, 21:05 Uhr
KURSWECHSEL
Clinton erklärt Kuba-Politik der USA für gescheitert

Annäherung nach Jahrzehnten: US-Außenministerin Hillary Clinton hat die bisherige Kuba-Politik der USA als "Fehlschlag" bezeichnet - und treibt damit den Tauwetter-Kurs von Präsident Obama weiter voran. Auch Kubas Präsident Raul Castro ging einen Schritt auf Washington zu.

Santo Domingo - Der Entscheidung von US-Präsident Barack Obama, das jahrzehntelange Embargo gegen den sozialistischen Karibik-Staat zu lockern, folgen weitere positive Signale:

US-Außenministerin Hillary Clinton hat die bisherige Politik der USA gegenüber Kuba für gescheitert erklärt und einen Dialog mit der Regierung in Havanna in Aussicht gestellt.

US-Außenministerin Clinton: "Bemühen um produktivere Ansätze"
"Präsident Obama und ich betrachten die gegenwärtige Politik gegenüber Kuba als Fehlschlag", sagte Clinton am Freitag bei einem Besuch in der Dominikanischen Republik. "Wir bemühen uns um produktivere Ansätze."

Die Ministerin begrüßte es, dass sich Kubas Präsident Raul Castro offen für ein Gespräch mit Washington gezeigt hatte. "Wir sehen Raul Castros Bemerkung als sehr willkommene Ouvertüre", sagte Clinton. Castro hatte den USA am Vortag bei einem Besuch in Venezuela einen Dialog über alle Themenbereiche angeboten, sofern derartige Beratungen auf gleicher Augenhöhe stattfänden.

Kuba sei bereit, mit der neuen amerikanischen Regierung über alles zu sprechen, was von US-Seite gewünscht werde. Ausdrücklich nannte er dabei auch die Themen Menschenrechte, Pressefreiheit und die Situation der politischen Gefangenen.


Die USA hatten Anfang der Woche ihre Kuba-Politik modifiziert und alle Reisebeschränkungen für Exilkubaner aufgehoben, die jetzt auch Geld auf die sozialistische Karibik-Insel schicken können.

Obama hatte am Donnerstag für einen pragmatischen Umgang mit Kuba plädiert und betont, die Beziehungen zwischen Kuba und den Vereinigten Staaten seien Beispiel für eine Debatte, die oft dem 20. Jahrhundert verhaftet sei.

Clinton und Obama wollten noch am Freitag zum Amerika-Gipfel nach Trinidad und Tobago weiterreisen. Kuba ist nicht zu dem 34-Länder-Treffen eingeladen, weil es auf Druck der USA 1962 von der Arbeit in den Gremien der Organisation ausgeschlossen wurde. Dennoch dürfte das seitdem bestehende US-Wirtschaftsembargo gegen Kuba ein Hauptthema des Treffens sein.

amz/AFP/dpa
 
21.04.2009, 07:00 Uhr
Keynes-Serie im Handelsblatt
Der neue Keynes
von Olaf Storbeck
In deutschen Ökonomen-Kreisen ist der Keynesianismus bis heute verpönt. International jedoch erlebt er seit Mitte der 90er Jahre eine Wiedergeburt - aber in ganz neuem Gewand. Lesen Sie, was sich hinter dem Neu-Keynesianismus verbirgt und warum er mit Oskar Lafontaine nichts am Hut hat. Teil vier unserer großen Keynes-Serie.

Wer einen deutschen Ökonomen beleidigen möchte, braucht ihn nur "Keynesianer" zu nennen. Seit Jahrzehnten ist das für Volkswirte hierzulande ein Schimpfwort. Keynesianer, so der Tenor in der Ökonomen-Zunft, sind Ewiggestrige, die veralteten Ideen folgen; Gewerkschaftsfreunde, die höheren Löhnen das Wort reden und von moderner VWL keine Ahnung haben.

Ganz anders ist es in der internationalen Makroökonomie. Dort gibt es seit gut 15 Jahren eine Denkschule, deren Anhänger sich bewusst "Neu-Keynesianer" nennen.

"Wir wollen damit deutlich machen, dass wir den keynesianischen Ansatz adaptieren, unsere Analyse aber auf einem Gerüst basiert, in dem die jüngsten Fortschritte in der ökonomischen Modellierung berücksichtigt sind", schrieben die Ökonomen Richard Clarida (Columbia University), Jordi Galí (Universität Pompeu Fabra) und Mark Gertler (New York University) 1999 im "Journal of Economic Literature". Die neuen Keynesianer lehren an den besten Universitäten und publizieren in den anspruchsvollsten Zeitschriften; ihre Modelle gehören zu den Standard-Werkzeugen der westlichen Notenbanken. In Deutschlands Hochschullandschaft hat diese Bewegung allerdings noch nicht Fuß gefasst.

"Konjunkturschwankungen - vor allem Rezessionen und hohe Arbeitslosigkeit - sind zu einem gewissen Grad nicht wünschenswert, und sie sind vermeidbar", fasst Jordi Galí die wesentlichen Erkenntnisse der neuen Denkschule zusammen. Wirtschaftspolitik könne die negativen Folgen von Konjunkturschwankungen abmildern. In dieser Hinsicht, schreibt Galí, hätten Keynes und seine Anhänger recht. "Was ihnen fehlte, waren die Instrumente, um ihre Erkenntnisse umzusetzen."

Wenn Makroökonomen heute das Adjektiv "keynesianisch" verwenden, haben sie dennoch etwas ganz anderes im Sinn als wissenschaftliche Laien. In der öffentlichen Debatte ist Keynesianismus bis heute eine Chiffre für "linke" Wirtschaftspolitik à la Oskar Lafontaine.

Moderne Volkswirte dagegen beziehen das Adjektiv auf eine bestimmte Modellannahme - auf die Frage, wie flexibel Preise und Löhne in der Wirtschaft sind. "Keynesianisch" ist ein Modell dann, wenn Preise und Löhne kurzfristig starr sind und erst zeitverzögert auf Veränderungen von Angebot und Nachfrage reagieren. Das unter Wissenschaftlern gebräuchliche englische Schlagwort dafür lautet "sticky prices" ("klebrige Preise"). Ein Modell, das unterstellt, dass sich Preise sofort an neue Bedingungen anpassen, gilt dagegen als "neoklassisch".

In anderen wichtigen Punkten ähneln sich die Makromodelle der Neu-Keynesianer und der Neoklassiker stark. Beide Schulen leiten gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge aus dem Verhalten einzelner Verbraucher und Unternehmer her. Beide unterstellen, dass Menschen rational und egoistisch ihren Nutzen maximieren, der ausschließlich vom Einkommen abhängt. Beide postulieren, dass Menschen dabei keiner Geldillusion unterliegen, für sie also stets reale und nicht nominale Größen relevant sind. Und beide Schulen unterstellen, dass Menschen rationale Erwartungen haben, dass sie alle verfügbaren Informationen stets optimal nutzen und verarbeiten.


"In wichtigen Gesichtspunkten sind neu-keynesianische Modelle direkte Nachfolger der keynesianischen Makromodelle der frühen Nachkriegszeit", erklärt Michael Woodford, Ökonom an der New Yorker Columbia University. "Gleichzeitig stammen wichtige Teile ihrer DNA von den neoklassischen Wachstumsmodellen".

Weil dabei zwei an sich gegensätzliche Denkschulen kombiniert werden, sprechen viele Wissenschaftler auch von der "neuen neoklassischen Synthese". Die Neu-Keynesianer haben sich gegen die methodische Kritik an den alten, bis Anfang der 70er-Jahre gängigen Makromodellen immunisiert. Ihre Schlussfolgerungen aber liegen teilweise recht nah am Original.

Vor mehr als 30 Jahren geriet der Keynesianismus der alten Schule heftig in die Kritik, weil er in der Praxis und auch wissenschaftlich als gescheitert galt. Ab 1973 erlebten die Industrieländer die erste größere Wirtschaftskrise der Nachkriegszeit: Die Wirtschaft stagnierte, die Arbeitslosigkeit stieg drastisch; vor allem, weil die Rohölpreise innerhalb kürzester Zeit explodiert waren. Notenbanken und Regierungen versuchten, die Rezession mit niedrigen Zinsen und schuldenfinanzierten Ausgaben zu bekämpfen. Ganz so, wie es die damals gängigen keynesianischen Makromodelle empfahlen. Statt Wachstum und Beschäftigung heizten sie aber nur die Inflation an.

"Keynesianische Wirtschaftsmodelle sind nicht in der Lage, verlässliche Leitlinien für die Wirtschaftspolitik zu liefern", fassten 1978 Robert Lucas und Tom Sargent die neue Mehrheitsmeinung zusammen. Die Theorie leide an fundamentalen methodischen Schwächen. "Es gibt keine Hoffnung, dass kleinere oder sogar größere Veränderungen dieser Modelle dazu führen, dass ihre Zuverlässigkeit nennenswert steigen würde."

Heute, 31 Jahre später, ist klar: Zumindest in dem letzten Punkt haben sich die Kritiker geirrt. Die keynesianischen Modelle erwiesen sich keineswegs als vollständig irreparabel. "Diese Schlussfolgerung von Lucas und Sargent erscheint aus heutiger Sicht voreilig", stellt Michael Woodford fest.

Vor allem mit Blick auf die Frage, welche Rolle die Geldpolitik in der Wirtschaft spielen kann, stellen Neu-Keynesianer die strikten Positionen der Neoklassiker infrage.


Allen voran Milton Friedman hatte postuliert: Notenbanken könnten im Grund nur sicherstellen, dass Geld nicht zur Quelle von Instabilität werde - indem sie das Preisniveau stabil halten. Alle anderen Versuche, mit der Geldpolitik direkt Wachstum und Beschäftigung zu fördern, seien zum Scheitern verurteilt und würden die Wirtschaft destabilisieren.

Diese Position stand diametral der alten keynesianischen Sicht entgegen. Diese besagte, dass es einen Zielkonflikt zwischen niedriger Inflation und hoher Beschäftigung gebe. Eine laxe Geldpolitik könne daher die Arbeitslosigkeit bekämpfen. Friedman und Lucas widersprachen mit dem Argument: Das funktioniere nur, wenn die Menschen dumm wären und ihre Erwartungen nicht an eine höhere Inflation anpassten. Tatsächlich aber würden wir unser Verhalten bei Inflationsgefahr ändern und höhere Löhne fordern - eine Lohn-Preis-Spirale käme in Gang. In ihren Modellen konnten die Neoklassiker dies theoretisch leicht belegen. Das geht allerdings nur unter der Annahme, dass sich Preise und Löhne in der Wirtschaft schnell anpassen.

Das wiederum zweifeln Neu-Keynesianer an - unter anderem mit den Argumenten: Preisänderungen für Unternehmen seien mit Kosten verbunden und Beschäftigte würden Einschnitte bei den Nominallöhnen vermeiden. Dass die These von völlig flexiblen Löhnen und Preisen dennoch in der Wirtschaftswissenschaft über Jahre so viele Anhänger gefunden habe, "spricht nicht für den Respekt der Ökonomen vor Fakten", kritisierte Princeton-Professor Alan Blinder bereits 1987.

Auf den ersten Blick mag die Frage, wie flexibel Preise und Löhne sind, wie ein nebensächliches, technisches Detail erscheinen. Tatsächlich aber ist die Antwort darauf immens wichtig, um zu verstehen, wie die Wirtschaft funktioniert und welchen Gestaltungsspielraum Politik hat.

Wenn Löhne und Preise rigide sind, besteht durchaus die Möglichkeit, mit höherer Inflation kurzfristig mehr Beschäftigung zu erreichen. Denn wenn die Unternehmen nicht permanent ihre Preise an Kosten und Nachfrage anpassen, kalkulieren sie mit einem Gewinnaufschlag, der im Laufe der Zeit in gewissen Grenzen schwankt.

"Wenn das Preisniveau klebrig ist, dann schwankt der Gewinnaufschlag mit Reallohn und Arbeitsproduktivität", erklärt Marvin Goodfriend, Professor an der Carnegie Mellon University, eine wesentliche Erkenntnis der neu-keynesianischen Forschung.

Aus ihr ergibt sich kurzfristig ein inverser Zusammenhang zwischen Inflation und Arbeitslosigkeit: Höhere Inflation bedeutet, dass die Reallöhne sinken und daher tendenziell die Beschäftigung steigt - solange der Inflationsschub überraschend kommt, Verbraucher und Unternehmer grundsätzlich weiter an stabile Preise glauben und ihr Verhalten nicht ändern.

Für die Notenbank folgt daraus ein Dilemma, das Marvin Goodfriend das "zentrale Glaubwürdigkeitsproblem der Geldpolitik" nennt: Zentralbanker sind versucht, mit laxer Geldpolitik kurzfristig etwas für die Beschäftigung zu tun. Geben sie dieser Verlockung nach, untergraben sie aber ihre Glaubwürdigkeit. Früher oder später antizipieren die Akteure Inflation und passen wie von Friedman und Lucas beschrieben ihr Verhalten an. Und in diesem Moment verschwindet die Möglichkeit, über die Geldpolitik die Beschäftigung zu erhöhen. Wie in den 70er-Jahren beobachtet, steigt dann bei expansiver Geldpolitik nur noch die Inflation - aber nicht mehr die Beschäftigung.

Auch staatliche Fiskalpolitik sehen Neu-Keynesianer differenzierter als die Kritiker aus den 70ern. Diese hatten argumentiert, schuldenfinanzierte Ausgabenprogramme und Steuersenkungen auf Pump seien unwirksam, schädlich und destabilisierend. Solch eine Politik schüre Inflationsgefahren und verdränge private Aktivitäten.

Das kann tatsächlich schnell passieren, wenn Menschen rational sind und die Kapitalmärkte reibungslos funktionieren. Dann würden wir unseren Konsum über den Lebenszyklus glätten. Steigt das Einkommen also nur vorübergehend und nicht dauerhaft, hätte dies keinen Effekt auf das Konsumverhalten. Bei einer schuldenfinanzierten Steuersenkung wäre den Verbrauchern klar, dass ihnen diese in Zukunft höhere Steuern beschert. Darauf würden sie sich vorbereiten und mehr Geld sparen. Der Konjunkturimpuls der Steuersenkung würde verpuffen. Hinzu kommt ein zweites Problem: Wenn der Staat viel Schulden aufnimmt, treibt er die Zinsen in die Höhe und verdrängt damit private Investitionen.

Neuere empirische Arbeiten ziehen diese theoretisch plausiblen Argumente allerdings in Zweifel. So kamen Olivier Blanchard und Roberto Perotti 2002 zu dem Schluss: Fiskalpolitik war in den USA nach 1947 keineswegs wirkungslos. Wenn die Regierung die Staatsausgaben erhöhte, stieg nicht nur die Wirtschaftsleistung, sondern auch der private Konsum. "Das ist ein Ergebnis quasi aller keynesianischen Modelle und schwer mit dem neoklassischen Ansatz zu vereinbaren", schrieben die Forscher.

Allerdings scheint der Wirkungsgrad der Konjunkturpolitik geringer zu sein als Keynes annahm. Er schätzte den entscheidenden "Multiplikator" auf etwa 2,5. Das bedeutet: Wenn die Staatsausgaben um einen Dollar steigen, nimmt die Wirtschaftsleistung um 2,50 Dollar zu.

Heutige Schätzungen sind deutlich geringer. Jordi Galí bezifferte den Multiplikator 2007 für die USA auf 1,74. Laut Blanchard und Perotti ist er "in den meisten Fällen gering und liegt oft in der Nähe von eins." Die Ökonomen Frank Smets und Rafael Wouters, die eines der führenden neu-keynesianischen Modelle für die US-Wirtschaft konstruiert haben, schätzen den Multiplikator gar nur auf 0,4. Dann würde Fiskalpolitik mehr kosten, als sie nutzt.

Keynes selbst wäre das in einer Krise wohl egal. "Öffentliche Arbeiten von selbst zweifelhaftem Nutzen", schrieb er in der "Allgemeinen Theorie", "mögen sich in Zeiten großer Arbeitslosigkeit um ein Vielfaches bezahlt machen, sei es auch nur um die Verminderung der Kosten für Arbeitslosenunterstützung."
http://www.handelsblatt.com/politik/nachrichten/der-neue-keynes;2244658;3
 
Bankenrettung mit sozialer Note und Prinzip Hoffnung

Ralf Streck 23.04.2009

Wie in Irland steigt die Arbeitslosigkeit in Spanien massiv, doch statt Steuern anzuheben, denkt
Madrid über eine Bankenrettung mit sozialer Note nach, während in Großbritannien die Staatsschulden rasant wachsen


Dass auf Spanien eine heftige Krise zukommt, war seit vielen Jahren klar.

Doch das Schlimmste steht noch aus.

Im Schauglas kann der Absturz beobachtet werden: Explodierende Arbeitslosigkeit und Staatsausgaben, zu denen sich nun die gefährliche Deflation gesellt. Obwohl der Staatshaushalt wie in Irland aus dem Ruder läuft, denkt Madrid neben einer traditionellen Bankenrettung nun auch darüber nach, die Bezugsdauer von Arbeitslosengeld um 12 Monate zu verlängern. Auch damit sollen die steigenden Kreditausfälle begrenzt werden, die immer mehr Banken gefährden. In Irland geht man andere Wege, dort erhöht man Steuern, kürzt Sozialausgaben und bittet Geringverdiener für die Bankenrettung zur Kasse. Großbritannien will trotz der enormen Verschuldung viel Geld ausgeben und 200 Milliarden Euro neuen Schulden aufnehmen.

Das einst so hoch gelobte Spanien stürzt tief in den Abgrund, weil die Finanz- und Wirtschaftskrise die strukturellen Probleme der unproduktiven Ökonomie offenbart haben. Als neueste Hiobsbotschaft muss das Land verkraften, dass die gefährliche Deflation (2) auf der Türschwelle steht, die in Japan schon zuschlägt. Als erstes Mitgliedsland des Euroraums wies Spanien eine sogenannte negative Inflationsrate aus. Es ist kein Zufall, dass ausgerechnet in den Ländern, in denen Immobilienblasen geplatzt sind, nun die gefährliche Deflation aufzuziehen droht.

So sind die Preise in Irland im März gegenüber dem Vorjahresmonat um 0,7 % gesunken. In Großbritannien und den USA fielen sie um 0,4 %. Obwohl der Preisverfall in Spanien angeblich geringer war – die Berechnungen sind allerdings etwas spanisch - sehen (3) die Experten der New York Times die Gefahr für die extrem gefährliche Abwärtsspirale besonders hoch. "Die Kombination aus einer steigenden Arbeitslosigkeit und dem Preisverfall lässt die Ökonomen befürchten, dass sich Spanien in der Eingangsphase zu einer Deflation befindet, das Vorzimmer zu Vorgängen wie der Großen Depression", schreibt das Blatt.


Die Arbeitslosigkeit steigt und steigt und damit einher gehen Kreditausfälle. Offiziell registrierte schon im Februar die europäische Statistikbehörde (Eurostat) eine Quote von 15,5 % (4). Damit nimmt die viertgrößte Volkswirtschaft der Eurozone weiter abgeschlagen vor Lettland (14,4 %) und Litauen (13,7 %) den traurigen Spitzenplatz ein. Die Unruhen in den baltischen Staaten zeigen auch, welcher soziale Sprengstoff sich aufbaut ( Rezession und Repression (5)).

Die Quote von Eurostat bezog sich auf offiziell knapp 3,5 Millionen Arbeitslosen, so viele wie in Deutschland, aber bei nur halber Bevölkerung. Doch im März kamen weitere 125.000 arbeitslose Menschen hinzu und im April zeichnet alles andere als eine Verbesserung ab, da neben der Bauwirtschaft nun das zweite Standbein Tourismus wegbricht. Die Zahlen sind auch hier dramatisch. Im ersten Quartal kamen 16,3 % weniger ausländische Touristen ins Land als noch vor einem Jahr (6).

Spanien schreitet mit großen Schritten auf eine Arbeitslosenquote von 19 % zu. Das war die Zahl, die der spanische EU-Währungskommissar Joaquin Almunia dem gerade geschassten (7) Wirtschaftsminister Pedro Solbes um die Ohren geschlagen hatte, weil der seit Ausbruch der Krise die Prognosen ständig schönte (8). Doch auch Almunias Angabe für 2010 wird noch deutlich zu niedrig liegen und diverse Experten geben nun Quoten zwischen 20 und 30 % an.

In Spanien bedeutet aber jeder Arbeitslose ein potenziell fauler Immobilienkredit, zu denen sich oft noch Konsumkredite für Einrichtung, Autos und Kreditkarten gesellen. Viele Familien sind derart verschuldet, dass sie schon die Hypothekenkredite nicht mehr bedienen können, wenn nur ein Familienmitglied das geringere Arbeitslosengeld anstatt eines Lohns nach Hause trägt. Die Zahl der Kreditausfälle hat sich in nur einem Jahr vervierfacht. Die Quote ist nach Angaben der Banco de España auf knapp 4,2 % (9) explodiert. Vor allem die Sparkassen sind besonders betroffen, bei denen die Kreditausfälle durchschnittlich auch offiziell schon auf knapp 5 % beziffert werden. Die Zentralbank hat sieben Sparkassen derweil auf eine schwarze Liste gesetzt (10), deren Ausfallquoten noch deutlich über dem Durchschnitt liegen. Darunter befindet sich die Caja CastillaLa Mancha (CCM) das erste Institut, das kürzlich (11) unter Staatsverwaltung gestellt wurde. Dabei ist auch die Cajasur, die von der katholischen Kirche kontrolliert wird, die wohl längst pleite ist. Deren Kreditausfälle (12) waren schon zum Jahresende mit fast 6,5 % deutlich höher als die der CCM.

Das Schlimmste steht noch aus

So ist es auch nicht verwunderlich, dass die spanische Regierung auf allen Ebenen an neuen Rettungspaketen arbeitet. Von der angeblichen Sicherheit des spanischen Bankensystems, das der gefeuerte Solbes lange als weltweit beispielhaft darzustellen versuchte. was ihm viele "Experten" lange abkauften, ist keine Spur mehr zu sehen. Nach einem Rettungspaket von 100 Milliarden Euro richtet die sozialistische Regierung gerade einen Fonds mit weiteren 30 Milliarden Euro ein, um weitere Institute aufzufangen. Der Chef der Sparkassenvereinigung mahnt die neue Wirtschaftsministerin Elena Salgado zur Eile und Juan Ramón Quintás weiß (13) genau, wie es um seine Pleitekandidaten steht.

Doch das Schlimmste steht noch aus. Demnächst erhalten hunderttausende Arbeitslose keine Unterstützung mehr. In Spanien wird höchstens 24 Monate Arbeitslosengeld gezahlt, danach gibt es oft keinerlei Leistungen mehr. Schon jetzt gibt es, nach offiziellen Angaben (14) der Regierung, 300.000 Personen, die keinerlei Unterstützung mehr erhalten. Andere gehen längst von einer halben Million aus und dazu kommen knapp eine Million Menschen, die ohnehin nie Geld vom Arbeitsamt bekommen haben, weil sie die Kriterien für den Bezug nie erfüllten.

Arbeitsminister Celestino Corbacho hatte kürzlich angeregt, den Bezug von Arbeitslosengeld um bis zu 12 Monate zu verlängern. Nach dem üblichen hin und her in der planlosen Regierung, scheinen sich die fast dementierten Pläne nun doch zu verfestigen (15). Dazu trägt auch bei, dass mehr als 100 Ökonomen die Regierung in einem Manifest (16) zu dieser Maßnahme auffordern. Dass es aber nicht um eine Verbesserung des Sozialsystems geht, sondern um Bankenrettung, zeigt sich auch daran, dass sie die Maßnahmen bald wieder zurücknehmen wollen und das ohnehin miese Sozialsystem dann sogar weiter aushöhlen wollen.

Ohnehin hat sich die sozialistische Regierung bisher nicht um die gekümmert, die von der Krise besonders hart getroffen werden. Dafür schaffte sie die Erbschaftssteuer ab und senkte die Einkommenssteuer für Banker drastisch. Mit der sozialen Note bei der Bankenrettung geht es wie beim Konjunkturpaket in Deutschland vor allem auch um die Wählergunst ( 50 Milliarden für Wahlkampfgeschenke (17)).

Denn die Sozialisten (PSOE) stürzen ab. In Umfragen für die Europaparlamentswahlen im Juni liegt die ultrakonservative Volkspartei (PP) deutlich vorne. Schon im März musste die PSOE die Region Galizien wieder an die PP zurückgeben. Sie bläst nun zum Sturm auf Madrid, wenn die Europawahl im Debakel für die PSOE endet, die ohnehin keine eigene Mehrheit im Parlament hat und in nur einem Jahr alle potenziellen Bündnispartner vergraulte.

Dabei ist die PP als Krisenretter ein Absurdum: Es waren die Konservativen, die das Debakel mit ihrem extrem neoliberalen Kurs in acht Regierungsjahren auf Kurs gebracht haben. Die PP, bis 2004 an der Regierung, hat die Ökonomie nicht diversifiziert und auf Produktivität, Entwicklung und Forschung ausgerichtet, sondern auf die schnellen Gewinne im Bauboom und Immobilienspekulation gesetzt. Der PSOE ist vor allem vorzuwerfen, dass sie in fünf Jahren an der Regierung das Ruder nicht herumgerissen hat. Das gilt auch in vielen anderen Feldern, wie im Dauerstreit mit den Basken und Katalanen (18), der fehlenden Entmachtung der katholischen Fundamentalisten (19) oder der weiter ausstehenden Aufarbeitung der Franco-Diktatur, von der sich die Postfaschisten der PP nie distanziert haben. Stets knickten (20) die Sozialisten vor der starken Rechten ein, wenn Reformen geplant waren.

In der Wirtschaftspolitik waren aber bei den extrem unternehmerfreundlichen Sozialisten ohnehin nur wenige Reformen geplant. Deshalb blieben die Arbeiter entrechtet und an der ausufernden befristeten Beschäftigungsverhältnissen änderte sich trotz einer Arbeitsmarktreform (21) nichts, der Kündigungsschutz wurde weiter ausgehöhlt, auf den die Unternehmer in der Krise nun einen neuen Generalangriff starten. Die Lebensarbeitszeit wurde ausgeweitet und der Mindestlohn liegt weiter unter der Armutsgrenze ( Spanien beschließt "freiwillige" Verlängerung des Rentenalters auf 70 Jahre (22)). Die neoliberalen Versprechungen, von mehr und qualitativ hochwertigerer Beschäftigung… wurden natürlich nicht erfüllt.

Dafür kann nun noch schneller und billiger gekündigt werden, Grenzen setzen (23) dem Vorgehen nur die Kampfkraft und -bereitschaft der Beschäftigten. Wie die Zentralbank ankündigte, sind die ohnehin schmalen Renten angesichts der Krise trotz der bisherigen Reform nicht mehr sicher, die Überschüsse in den Sozialkassen seien schon nächstes Jahr aufgebraucht. Auch Miet- oder Sozialwohnungen wurden den unteren Einkommensgruppen nicht zur Verfügung gestellt, womit auch sie auf den freien Immobilienmarkt getrieben wurden. Banken und Immobilienfirmen zockten sie mit extrem hohen Preisen für Wohnungen und über variable Zinsen ab.

Geplante Rettungspakete ohne Finanzierung

Stets war allerdings klar, dass dies schief gehen wird, denn es handelte sich nicht um eine Wachstumsdelle, über die man sich mit ein paar Notmaßnahmen hangeln kann, sondern um eine tiefgehende weltweite Wirtschaftskrise. Ausgang ungewiss. Nach dem Platzen der Immobilienblasen ist angesichts von Billionenverlusten, die noch in Bankbilanzen versteckt werden (24), aber unabweisbar, dass der Müll ans Tageslicht gebracht und der Immobilienmarkt stabilisiert werden muss. US-Präsident Barack Obama hat das zum Teil verstanden, das zeigt das geplante neue Stabilisierungspaket (25) und sein Stresstest für Banken (26). Auch in Madrid scheinen derartige Erkenntnisse langsam anzukommen, weshalb Sozialleistungen offenbar nun ausgeweitet werden sollen, damit die Banken nicht weitere unzählige Kredite in den Wind schreiben müssen. Dann würde das spanische Bankensystem schnell implodieren und das Szenario einer Staatspleite würde real ( Großbritannien: "It's finished!" (27)).

Die spanische Regierung weiß aber nicht, wie sie die neuen Pakete bezahlen soll. Die einst prall gefüllten Kassen sind längst leer, nachdem etwa 70 Milliarden ziellos in den diversesten Maßnahmen verpulvert wurden. Die Staatsverschuldung explodiert, lag schon 2008 über der 3 %-Grenze der EU und wird 2009 auf mindestens 7 % anwachen. Zur Finanzierung des verlängerten Arbeitslosengelds sollen nun die Regionen im spanischen Staat einspringen. Doch die haben auch kein Geld, müssten es an anderen Stellen einsparen, sich ebenfalls noch stärker verschulden oder wollen, wie Basken und Katalanen, nicht erneut für die verfehlte Politik Madrids aufkommen. Im Fall der Basken, wo die Arbeitslosigkeit deutlich geringer ist, sollte die Sozialversicherung seit 30 Jahren eine Kompetenz der Autonomieregierung sein, wurde aber nie an sie übertragen.

Spanien wird erneut auch versuchen, in Brüssel die Hand aufzuhalten, um Geld für seine unheilige Finanzpolitik zu erhalten. Corbacho will sich für EU-Stützungsmaßnahmen für Arbeitslose einsetzen. Große Hoffnungen darf sich er dabei aber nicht mehr machen. Der geplante Gipfel der 27 Staats- und Regierungschefs im Mai in Prag wurde inzwischen auf ein Treffen der Sozialpartner zurückgestutzt, weil ein Gipfel zu hohe Erwartungen geweckt hätte, hieß es aus Brüssel zur Begründung.

Irland stopft Haushaltslöcher durch Erhöhung der Steuern

Ganz anders als Spanien versucht man in Irland oder in Großbritannien mit der steigenden Arbeitslosigkeit und den Löchern in den Kassen umzugehen. Die drei Länder, welche die größten Haushaltsdefizite der EU aufweisen werden, gehen ganz unterschiedliche Wege. Die irische Regierung, eine merkwürdige Allianz aus Konservativen und Grünen, hat ein Notbudget vorgelegt, um die Haushaltslöcher zu stopfen. Statt der 9,5 % Defizit, die mit der EU schon abgesprochen waren, werden es wohl 13 % der Wirtschaftsleistung, die mit 165 Milliarden Euro beziffert wird.

Geld für Sozialprogramme oder Konjunkturpakete sind nach den Bankenrettungen nicht mehr vorhanden. Denn aus der theoretischen Garantie für die Spareinlagen in einer Höhe von 500 Milliarden Euro (28) ist schnell der Ernstfall eingetreten. So musste die Anglo-Irish Bank mit ihren Außenständen von mehr als 70 Milliarden Euro komplett verstaatlicht werden. Die angeschlagene Allied Irish Banks braucht eine zusätzliche Milliardenhilfe von der Regierung und will ihre Kapitaldecke um 1,5 Milliarden Euro aufstocken. 3,5 Milliarden Euro hatte die Regierung schon in die Bank gepumpt. Die gleiche Summe erhielt auch der Rivale der Bank of Ireland, wofür die Regierung mit jeweils 25 % der Vorzugsaktien bei den Geldhäusern eingestiegen war.

Der Pleitekandidat (29) richtet als erstes europäisches Land auch ein zentrale "Bad-Bank" ein. Eine Regierungsbehörde nimmt den Banken nun die "Unwertpapiere" mit einem "Wert" von knapp 90 Milliarden Euro ab. Geschätzt wird, dass die Regierung für das Altpapier sage und schreibe etwa 60 Milliarden Euro bezahlen will, die reale Summe ist bisher geheim. Erstaunlich ist, dass die Übernahme der toxischen Papiere an keine Auflagen geknüpft wird. Zu weiteren Verstaatlichungen oder Teilverstaatlichung werde es erst kommen, wenn die Banken noch mehr Geld benötigten, sagt Finanzminister Brian Lenihan.

In einer einzigartigen Dummheit entzieht die Regierung nun dem Markt über höhere Steuern und Sparprogramme weitere 3,5 Milliarden Euro. Es ist offensichtlich, dass die Unter- und der Mittelstand für die Krise blechen sollen. Die Einkommenssteuer war ohnehin schon zum Jahresbeginn erhöht worden und wird ab Mai erneut um 2 bis 6 % ansteigen. Lohnsteuer müssen nun auch die bezahlen, die nur den Mindestlohn in einer Höhe von 8,65 Euro erhalten. Der Steuersatz für Unternehmen bleibt dagegen auf dem europaweit niedrigsten Stand von 12,5 %. Neben einer Anhebung von Verbrauchssteuern gab es auch Einschnitte im sozialen Netz. Jugendliche unter 21 Jahren erhalten nur noch halb so viel Arbeitslosengeld. Weitere Einschnitte will Lenihan nicht ausschließen. Der Lebensstandard werde in den kommenden zwei Jahren um 10 % sinken, eine "schmerzfreie Lösung" sei ausgeschlossen, weil die irische Wirtschaft um 8 % schrumpfen werde.

Großbritannien verschuldet sich weiter, auch wenn eine Reichensteuer geplant ist

Obwohl das Defizit beim Nachbar in Großbritannien ähnlich krass ausfällt, will der britische Finanzminister Alister Darling die Ausgaben weiter erhöhen. Vorhergesagt hatten Beobachter die "düsterste Haushaltsrede seit Menschengedenken". Tatsächlich musste Darling heute eine ausuferndes Staatsdefizit (30) und eine enorme Neuverschuldung eingestehen. Denn auch in Großbritannien schlagen Bankenrettungen, Verstaatlichungen und Teilverstaatlichungen (31) schwer auf den Haushalt. Mit knapp 200 Milliarden Euro wird das Defizit im Finanzjahr 2009/10 mindestens 12,4 % des Bruttoinlandsprodukts ausmachen, gab der Minister offiziell bei der Vorlage des Haushalts bekannt (32). Die Staatsverschuldung hatte schon jetzt einen neune Rekordstand erreicht. Im Finanzjahr 2008/09 war sie schon um gut 100 Milliarden gestiegen.

Zu den Mehrausgaben gehört auch, dass die britische Regierung die Abwrackprämie aus Deutschland kopieren will. Für den Kauf eines Neuwagens wird ein Zuschuss von knapp 2250 Euro bezahlt, wobei die Hälfte von den Automobilunternehmen kommen soll. Vorraussetzung ist, dass das Fahrzeug vor dem 31. Dezember 1999 zugelassen wurde. Etwa 350 Millionen Euro werden dafür zur Verfügung gestellt. Die Labour-Partei will, Wahlen stehen an, nun plötzlich (wie die SPD) auch Besserverdienende zur Kasse bitten. Der Spitzensteuersatz soll von 40 auf 45 % erhöht werden. Das gilt für Jahreseinkommen über 170.000 Euro. Geplant werden auch Förderprogramme, die den Arbeits- und Wohnungsmarkt stützen sollen, und Investitionen in Umwelttechnologien. Man sei entschlossen, mit Investitionen den Weg aus der Rezession zu bahnen.

Darling setzt auf das Prinzip Hoffnung. Auch wenn Institutionen wie der IWF eher eine Depression als Licht am Ende des Tunnels sehen, zeigte sich Darling zuversichtlich, dass die Wirtschaft noch in diesem Jahr wieder in die Wachstumszone zurückkehrt. Trotz allem werde die Wirtschaftsleistung insgesamt 2009 um 3,5 % schrumpfen. Im kommenden Jahr werde es aber wieder ein Wachstum von 1,25 und 2011 eine Zunahme um 3,5 Prozent geben, orakelte Darling in einer Rede im Unterhaus. Dabei musste auch er – wie die deutsche Regierung - seine optimistischen Prognosen der Vergangenheit an die Realität anpassen. Noch im November meinte er, die britische Wirtschaft werde nur um 0,75 - 1,25 % schrumpfen.

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Die Dokumentation "American Casino" über die Finanzkrise sollte man sich wohl anschauen.


ZEIT ONLINE 24.4.2009 - 18:45 Uhr [http://www.zeit.de/online/2009/18/tribeca-american-casino]

Dokumentation
Mit der Kamera an der Kernschmelze


Von Eva Schweitzer
"American Casino" ist der erste Film über die Finanzkrise und ein Höhepunkt auf dem New Yorker Tribeca-Filmfestival

Eigentlich wurde das Tribeca-Filmfestival gegründet, um nach 9/11, als die Wall Street schwer kriselte, das Leben nach New York zurückzubringen. Nun hat die neuerliche Krise das Festival erreicht, mit American Casino.


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Das Tribeca-Filmfest hat sich zu einem Experimentierfeld für kritische Filme gemausert

In dem Dokumentarfilm von Leslie Cockburn geht es darum, wer die Täter und die Opfer der Wall-Street-Krise sind, eben jenes Casinos, das vor neun Jahren in Gang gesetzt wurde und das uns gerade um die Ohren fliegt.

American Casino beginnt mit dem "Herz der Kernschmelze", sagt Cockburn, mit Phil Gramm nämlich, dem republikanischen Finanzpolitiker und früheren Vorsitzenden des Finanzausschusses im Senat, der heute bei der Großbank UBS arbeitet.

Gramm brachte im September 2000 ein Gesetz ein, bestimmte Anlageformen von der Aufsicht in Washington und den Bundesstaaten auszunehmen. :eek:

Diese Anlagen – erzählt der Film spannend und präzise, ohne markschreierische Michael-Moore-Effekte – waren letztlich Wetten, ob Hausbesitzer in der Lage sind, ihre Hypotheken abzuzahlen.

Von da an waren die Banken daran interessiert, möglichst viele Kreditverträge zu unterzeichnen, egal, welche Bonität die Kunden hatten. Hypotheken im Wert von insgesamt 800 Milliarden Dollar wurden so vergeben, dafür kassierten die Banken Milliardenprovisionen.

"Die Broker, die die Verträge machten, kriegten sofort ihr Geld", sagt ein Banker der Investmanbank Bearn Stearns, der sein Gesicht verdunkeln ließ. Diese Subprime Loans, also Hochzinskredite an nicht so kreditwürdige Amerikaner – im Klartext: an Schwarze – wurden gebündelt und weiterverkauft. Und wer kauft so was? Ein ebenfalls anonymisierter Banker meint kurz und bündig: "Idioten". In einer internen E-Mail einer Ratingagentur heißt es: "Lasst uns hoffen, dass wir alle reich und in Rente sind, wenn das Kartenhaus zusammenbricht."

Nur die Broker verdienten, nicht die Investoren

Dann, 2007, gründeten fünf Investmentbanken den ABX-Index. Auf den gestützt konnten Investoren auf das Platzen von Hypotheken wetten. Verdient daran hat etwa Jeff Green aus Kalifornien, der Cockburn kühl erklärt, er habe so 500 Millionen Dollar gemacht. "Ich dachte erst, wo ist der Haken, warum macht das nicht jeder?", sagt er. "Aber es gab keinen Haken."

Wie hat es Cockburn geschafft, solche Leute vor die Kamera zu bekommen?

"Das war sehr schwierig", sagt sie. „Das dauerte Monate, wir haben uns mit ihnen getroffen, es gab endlose Gespräche, endlose Arbeitsessen, wir mussten sie davon überzeugen, dass wir wussten, wovon wir redeten." Waren die Banker von Schuldgefühlen geplagt? Nein, meint Cockburn. "Denen war es ein Bedürfnis, ihre Welt zu erklären."

So erzählt ein Broker, wie eine Bank aus Korea, wo niemand englisch sprach, übers Ohr gehauen wurde. Ihn zu diesem Auftritt zu überreden, habe neun Monate gedauert. "Aber er wusste, dass diese Collateralized Debt Obligations, die Fonds, in den die schlechten Hypotheken gebündelt waren, verrückt waren und dass nur die Broker daran verdienten, nicht die Investoren.“

Anderthalb Jahre hat Leslie Cockburn an American Casino gearbeitet.

Die Regisseurin hat ihr Handwerk in London bei NBC News gelernt, bei Stuart Schulberg, dem Bruder von Bud Schulberg, Autor des Antimafiastreifens On The Waterfront. Zuvor hat sie Filme über die Unterstützung der Roten Khmer in Kambodscha durch die CIA gemacht, das kolumbianische Kokainkartell und Ronald Reagans Rolle in der Iran-Contra-Affäre. Nun ist sie die Erste, die mit einem Streifen über die Finanzkrise auf den Markt kommt. "Dass sie solche Umfänge annehmen würde, das war Anfang 2008 schon abzusehen", meint sie.

Milliardenroulette mit den kleinen Leuten

Cockburn kontrastiert die Banker, die das Milliardenroulette drehen, mit kleinen Leuten, Pfarrern, Lehrern, Hausfrauen, die wegen 300 oder 500 Dollar ihr Häuschen verlieren und mit ihren Kindern auf der Straße sitzen.

Und sie zeigt die Auswirkungen auf die Städte:

Vernagelte Fenster, Vandalismus, Müll, Ratten, Moskitos in verlassenen Pools. Überproportional sind schwarze Bezirke betroffen, deren Bewohner keine Kredite zu normalen Konditionen bekommen und deshalb auf die Subprime Loans angewiesen sind.

Ist nun die Talsohle erreicht?

"Nein, da kommt noch einiges auf uns zu", sagt Cockburn.

Warum eigentlich gibt der Staat Milliarden von Dollar an Banken und Versicherungen, tut aber nichts für die Menschen, die aus ihren Häusern fliegen? "Die Kommunen haben dafür kein Geld", sagt Cockburn. "Und was Washington angeht, dort gibt es eine machtvolle Bankenlobby, die das nicht will.

Denn die verdienen ja viel Geld mit den Zwangsversteigerungen."

Tribeca hat sich mit dem Irakkrieg zum Experimentierfeld für politische Filme gemausert, für kritische Filme, die aber oft nicht in die Kinos gelangen. Zu dieser Kategorie zählen diesmal Defamation, in dem es um Antisemitismus in den USA geht, Rachel über die Friedensaktivistin Rachel Corrie, die von einem israelischen Panzer getötet wurde, In the Loop, in dem James Gandolfino einen amerikanischen General im Dr. Seltsam-Stil spielt, oder Steven Soderberghs The Girlfriend Experience über Call-Girls an der Wall Street. American Casino allerdings hat es geschafft: Der Film wird im September in die amerikanischen Kinos kommen, sagt Cockburn. Und das sei erst der Anfang. "Wir werden noch eine ganze Stampede von Filmen zur Krise sehen."
 
Ackermann verlängert
Deutsche Bank mit 1,2 Milliarden Euro Gewinn

28. April 2009 Die Deutsche Bank ist zum Jahresauftakt mit einem unerwarteten Milliardengewinn in die schwarzen Zahlen zurückgekehrt. Nach dem Rekordverlust im vergangenen Jahr meldet das Unternehmen nun für das erste Quartal einen Gewinn von 1,2 Milliarden Euro. Die Eigenkapitalrendite vor Steuern betrug den Angaben zufolge im ersten Quartal 2009 22 Prozent. Gemäß Zielgrößendefinition der Bank, bei der bestimmte signifikante Gewinne und Belastungen unberücksichtigt bleiben, lag die Eigenkapitalrendite vor Steuern bei 25 Prozent.

„Schlüsselquartal für die Deutsche Bank“

Schon am Montagabend war bekannt geworden, dass Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann seinen Vertrag überraschend um drei Jahre verlängert hat - und zwar bis zur Hauptversammlung im Mai 2013. Ackermann wird dann 65 Jahre alt sein. Nach Angaben der Deutschen Bank hat der Aufsichtsrat in seiner Sitzung am Montag einstimmig beschlossen, Ackermann eine Verlängerung seines Vertrages um weitere drei Jahre vorzuschlagen. Dieser Bitte hat der Schweizer entsprochen. Der Aufsichtsratsvorsitzende der Deutschen Bank, Clemens Börsig, erklärte in der Mitteilung, dass der Leistungsausweis der Bank für das erste Quartal 2009 ein eindrucksvoller Beleg dafür sei, wie Ackermann die Bank strategisch gut aufgestellt und erfolgreich durch die Krise geführt habe

Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann selbst sprach nun von einem „Schlüsselquartal für die Deutsche Bank“. Allerdings müsse das Institut mit anhaltenden Schwierigkeiten rechnen. Die Deutsche Bank werde aber nicht nur in der aktuellen Krise bestehen, sondern mittelfristig stärker als zuvor daraus hervorgehen, erklärte Ackermann.

Das Investmentbanking, das zuletzt für tiefrote Zahlen gesorgt hatte, erzielte vor Steuern einen Gewinn von 1,54 Milliarden Euro. Die sogenannten stabilen Geschäftsfelder - neben dem Geschäft mit Privat- und Firmenkunden auch die Vermögensverwaltung - mussten allerdings deutlich Federn lassen und blieben zusammengenommen nur knapp in den schwarzen Zahlen. Bei der Vermögensverwaltung fiel sogar ein Verlust an.

Institut benötigt bislang keine Staatshilfe
Im vergangenen Geschäftsjahr hatte die Deutsche Bank mit einem Fehlbetrag von 3,9 Milliarden Euro den ersten Verlust in ihrer Geschichte verzeichnet. Allein im vierten Quartal 2008 musste die Deutsche Bank einen Nettoverlust von 4,8 Milliarden Euro verbuchen. Das von Ackermann ausgegebene 25-Prozent-Ziel bei der Eigenkapitalrendite war im Zusammenhang mit der Finanzkrise vielfach als überzogen kritisiert worden. Ackermann hält beharrlich an dieser Marke fest, was ihm bei Kritikern den Ruf eines „gierigen Kapitalisten“ einbrachte. Für den Schweizer ist dieses Ziel dagegen ein Grund dafür, dass die Bank als eine der wenigen weltweit keine Staatshilfe braucht.

Mit der Vertragsverlängerung Ackermanns wurde aber auch deutlich, dass die Deutsche Bank mit der Suche nach einem geeigneten Nachfolger in Nöte geraten ist. Die Nachfolgersuche hatte nach Einschätzung aus Finanzkreisen nie einen eindeutigen Kandidaten hervorgebracht. Neben Börsig wurden auch Risikovorstand Hugo Bänziger, ebenfalls wie Ackermann Schweizer, Chancen eingeräumt. Zwar hatte sich Bänziger in Kreisen der Politik und der Finanzaufsicht bei den Rettungsaktionen für die vor der Verstaatlichung stehenden Hypo Real Estate einen Namen gemacht. Doch der Öffentlichkeit war er wenig bekannt. In den Vorstand der Deutschen Bank waren Anfang April vier weitere Mitglieder aufgerückt. Die Aufstockung des Gremiums von vier auf acht Mitglieder wurde auch damit begründet, den Kandidatenkreis für den Nachfolger Ackermanns zu vergrößern. In das Gremium rückten auch die beiden Londoner Investmentbanker Anshu Jain und Michael Cohrs. Vor allem der Inder Jain galt als der Spitzenverdiener in der Deutschen Bank. Doch die Finanzkrise und die hohen Verluste im Investment Banking sprachen gegen die Berufung eines Investmentbankers an die Spitze der Deutschen Bank.
http://www.faz.net/s/RubD16E1F55D21144C4AE3F9DDF52B6E1D9/Doc~EAE254B21EF2643299EB0F18973FE3E1E~ATpl~Ecommon~Scontent.html
 
Vorwurf der Regierung
Konjunkturforscher haben sich verrechnet
Von Andreas Mihm

Zwischen der Bundesregierung und den Wirtschaftsforschungsinstituten gibt es einen handfesten Krach über angebliche Rechenfehler im Frühjahrsgutachten. Dabei steht weniger das Ausmaß des erwarteten Wachstumseinbruchs im Zentrum als dessen Auswirkungen auf die Sozialversicherung. Die fallen nach Auffassung der Regierung bei weitem nicht so drastisch aus, wie es die Institute nahelegen. An diesem Mittwoch will Wirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) die Prognose der Regierung vorlegen. Er erwartet – wie die Institute – einen Wachstumsrückgang von 6 Prozent des Bruttoinlandsproduktes (BIP). Auch sonst werden sich die Daten der Regierung nicht stark von denen der Institute unterscheiden.

Die Bruttolöhne werden nach der Prognose der Regierung allerdings nicht um 3,6 Prozent sinken, wie es die Institute nahelegen, sondern um 1 Prozent steigen. Der Unterschied ist deshalb wichtig, weil sich die Höhe der Rentenzahlungen an der Entwicklung der Bruttolöhne orientiert. In den vergangenen Tagen hatte sich bereits eine heftige Debatte über mögliche Rentenkürzungen im kommenden Jahr entfaltete, weil mit sinkenden Bruttoeinkommen zu rechnen sei. Das Arbeitsministerium hatte angekündigt, die Rentenformel zu ändern, um sinkenden Renten auszuschließen. Das wäre nach der neuen Schätzung nicht mehr notwendig.

Vermeintliche oder tatsächliche „logische Fehler“

Die Bruttoeinkommen sind auch für die Einnahmen der Sozialversicherungen wichtig. Fallen sie, bedeutet das Beitragseinnahmeausfälle in der Renten-, Arbeitslosen- Kranken- und Pflegeversicherung. Gesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) hatte vor dem Hintergrund der Prognosen der Institute schon Ende vergangener Woche den Mehrbedarf für den Gesundheitsfonds, den bis auf weiteres der Finanzminister decken muss, auf 3 Milliarden Euro geschätzt. Nun dürfte der erwartet Zuschuss rechnerisch deutlich darunter bleiben.

Die Regierung hatte sich sich zu Wochenbeginn noch sehr wortkarg über etwaige Auswirkungen der Wachstumsschätzungen auf die Sozialversicherung geäußert und auf die Vorlage der Daten am Mittwoch verwiesen. Tatsächlich hatten Fachbeamte der Regierung mit den Instituten noch bis Dienstagnachmittag intensiv über die Daten und vermeintliche oder tatsächliche „logische Fehler“ bei dem komplexen Rechenwerk beraten.

Einmalige Kritik
Die Wirtschaftswissenschaftler wollten allerdings nichts von angeblichen Fehlern wissen und halten an ihren Berechnungen fest. Die – interne – Kritik an den Rechenergebnissen der Institute ist nach Einschätzung langjähriger Beobachter einmalig. Das nährt den Verdacht, sie könnte im Wahljahr „politisch“ begründet sein.

Für Außenstehende ist kaum festzumachen, ob die Interpretation der Regierung vor allem „politische“ oder rein fachliche Gründe hat. In Regierungskreisen wurde darauf hingewiesen, dass sich die interne Debatte um die Zahlen sofort nach der Vorlage des Gutachtens am Donnerstag entsponnen habe. Offen bleibt damit aber die Frage, warum etwa das Arbeitsministerium im Wissen um die Prognose Medienspekulationen über im nächsten Jahr drohende Rentenkürzungen nicht entschieden dementiert hatte.
http://www.faz.net/s/Rub0E9EEF84AC1E4A389A8DC6C23161FE44/Doc~EF24F8FE1EFB546E0B6328023D930CF14~ATpl~Ecommon~Scontent.html
 
Neuverschuldung
Bund erwartet Defizit von bis zu 80 Milliarden Euro

Finanzminister Peer Steinbrück (SPD) erwartet wegen der Wirtschaftskrise in diesem Jahr einen dramatischen Anstieg der Neuverschuldung des Bundes auf 70 bis 80 Milliarden Euro. Nach der Steuerschätzung Mitte Mai werde er daher „alsbald“ einen Nachtragshaushalt vorlegen, kündigte Steinbrück nach Angaben aus Regierungskreisen am Mittwoch in der Kabinettssitzung an.

Steinbrück berichtete seinen Kabinettskollegen am Ende der Tagesordnung unter „Verschiedenes“, dass Bund, Länder und Gemeinden 2009 zwischen 20 und 30 Milliarden Euro weniger an Steuern einnehmen würden als erwartet. In seiner Defizitschätzung hat Steinbrück die Schattenhaushalte für das Konjunkturpaket II und die Bankenrettung einberechnet.
http://www.faz.net/s/Rub0E9EEF84AC1E4A389A8DC6C23161FE44/Doc~E1DBD75B323CC439B863CF38CD77FD631~ATpl~Ecommon~Scontent.html
 
Frühjahrsprognose der EU
Rezession macht Deutschland zum Defizitsünder

Die Rezession in Europa ist schlimmer als zunächst angenommen. Die Wirtschaft der gesamten EU und der 16 Euro-Länder wird im laufenden Jahr um 4 Prozent schrumpfen, das ist doppelt so viel wie bisher erwartet, teilte die EU-Kommission am Montag in Brüssel in ihrem Frühjahrs-Konjunkturgutachten mit. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) werde im kommenden Jahr in beiden Gebieten um 0,1 Prozent zurückgehen.

Die Wirtschafts- und Finanzkrise schlägt sich massiv auf die Staatshaushalte nieder. Deutschland wird entgegen früherer Prognosen schon im laufenden Jahr wieder zum Defizitsünder. Die Neuverschuldung werde 3,9 Prozent vom Bruttoinlandsprodukt erreichen, im kommenden Jahr sogar 5,9 Prozent. Erlaubt sind höchstens 3 Prozent. Wegen der Milliarden-Ausgaben für Konjunkturprogramme und Banken-Rettungspakete werden in diesem Jahr voraussichtlich 20 der 27 EU-Staaten den Stabilitätspakt verletzen. Die Neuverschuldung werde 2009 durchschnittlich 6 Prozent des BIP erreichen, 2010 sogar 7,3 Prozent, schreibt die Kommission.
http://www.faz.net/s/Rub050436A85B3A4C64819D7E1B05B60928/Doc~EA60389CF310E45B7BA365279CFB0A3D3~ATpl~Ecommon~Scontent.html
 
Steinbrück: Steuerausfälle bis zu 350 Mrd Euro bis 2013

Berlin (Reuters) - Finanzminister Peer Steinbrück rechnet mit drastischen Steuerausfällen und einem massiven Anstieg der Neuverschuldung des Bundes in den nächsten Jahren.

Bei der nächsten Steuerschätzung kommende Woche werde man von Ausfällen bei den Gebietskörperschaften, also dem Gesamtstaat, von "wahrscheinlich 300, 350 Milliarden Euro" lesen können, sagte Steinbrück am Donnerstag in Berlin.

Die Nettokreditaufnahme des Bundes werde wahrscheinlich an die 80 Milliarden Euro heranreichen. Zuletzt waren knapp 37 Milliarden Euro vorgesehen.

Steuersenkungen seien daher nicht möglich. "Ich verspreche Ihnen nichts", sagte der SPD-Politiker. Zur Frage der Kreditklemme in Deutschland sagte er: "Makroökonomisch bisher keine Kreditklemme, mikroökonomisch ja".
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http://de.reuters.com/article/topNews/idDEBEE54608D20090507
 
Schlimmste Krisenfolgen stehen Deutschland noch bevor
BERLIN (Dow Jones)--Die schlimmsten Folgen der Wirtschaftskrise stehen Deutschland nach Einschätzung des Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) in der Hans-Böckler-Stiftung noch bevor. "Wir freuen uns über jeden Hoffnungsschimmer. Aber wir dürfen uns nicht darüber hinwegtäuschen: Die schlimmsten Auswirkungen der Krise, vor allem auf dem Arbeitsmarkt, sind noch gar nicht bei uns angekommen", sagte Gustav A. Horn, Wissenschaftlicher Direktor des IMK, am Donnerstag in Berlin bei der Vorstellung einer IMK-Studie zur Zwischenbilanz bei der Krisenbewältigung.

Mit den schon beschlossenen Konjunkturhilfen werde es wahrscheinlich gelingen, die Wirtschaft im kommenden Jahr "in Richtung Stagnation zu stabilisieren". Allerdings sei derzeit kein rasch folgender Aufschwung abzusehen. Die Konjunkturexperten befürchten angesichts der Tiefe der weltweiten Rezession ein längerfristiges Dahindümpeln der Wirtschaft bei weiter zunehmender Arbeitslosigkeit.

Insgesamt habe Deutschland noch nicht genug getan, um zu verhindern, dass auf den dramatischen Abschwung im laufenden Jahr ab 2010 eine hartnäckige wirtschaftliche Stagnationsphase folge. "Kurzfristig nötig sind ein drittes Konjunkturpaket, ein praktikables Konzept für Bad Banks, bei dem der Staat im Gegenzug für seine Hilfe Eigentumsrechte erhält, und eine befristete Verlängerung des Arbeitslosengeldes I," schreiben die Wissenschaftler in ihrer Analyse.

Das IMK empfiehlt, die öffentlichen Investitionen noch einmal deutlich um weitere 10 Mrd EUR im Jahr 2010 und um 15 Mrd EUR in 2011 aufzustocken. "Auf diese Weise werden langfristig ohnehin erforderliche Investitionen vorgezogen und mit kurzfristiger Stabilisierungspolitik verknüpft", schreiben die Ökonomen.

Da die investiven Teile des Konjunkturpakets überwiegend erst im Laufe des kommenden Jahres wirken werden, schlägt das IMK als Ergänzung rasch wirkende Impulse für den privaten Konsum vor. Die Forscher halten eine Ausweitung des Kinderbonus für sinnvoll.

Das IMK geht davon aus, dass die Arbeitslosenzahl ab dem Sommer rasant steigen wird. Damit würden 2010 Hunderttausende in Hartz IV abrutschen. Massive Einkommens- und möglicherweise Vermögensverluste wären die Folge, die Binnennachfrage würde dramatisch geschwächt, warnt das IMK. Deshalb schlagen die Ökonomen vor, das Arbeitslosengeld I für die Zeit der Krise auf einheitlich zwei Jahre zu verlängern.

Beim Regierungsmodell zu den "Bad Banks" hätten die IMK-Experten es für besser gehalten, eine Verpflichtung für die Banken festzuschreiben, ihre riskanten Wertpapiere in "Bad Banks" auszulagern. Auch die finanzielle Absicherung der Risiken bedürfe der Verbesserung. Eine Kompensation über Gebühren oder stimmrechtslose Vorzugsaktien - wie bislang geplant - sei weniger wirksam als die Ausstattung mit Stammaktien.

Die Gefahr einer Deflation ist nach IMK-Einschätzung weiterhin deutlich höher als das Risiko einer Inflation. In dieser Situation sei eine höhere Staatsverschuldung als Folge der Krisenbekämpfung "alternativlos, will man keine ökonomische und soziale Katastrophe riskieren", schreiben die Forscher in ihrer Untersuchung.

Wegen des weltweiten wirtschaftlichen Einbruchs sei es weiterhin möglich, dass die Preise nachhaltig sänken. Die Konjunkturforscher halten es deshalb für erforderlich, dass die Europäische Zentralbank (EZB) ihren Leitzins auf Null senkt und breitflächig Wertpapiere aufkauft, bis die Deflationsgefahr nachlässt.

Befürchtungen, in den kommenden Jahren drohten sehr hohe Inflationsraten, sind nach der IMK-Analyse überzogen. Die Zentralbanken hätten die notwendigen Instrumente, um die Liquiditätsausstattung und die Zinsen nach einem Ende der Krise rasch und kontrolliert anzupassen.
 
Deutsche verloren durch Finanzkrise 140 Mrd EUR Geldvermögen
BERLIN (Dow Jones)--Die Finanzkrise hat beim Geldvermögen der Bundesbürger deutliche Spuren hinterlassen. Im vergangenen Jahr büßten die Deutschen rund 140 Mrd EUR ein, das Geldvermögen sank auf 4,4 Bill EUR, wie der Bundesverband deutscher Banken (BdB) am Donnerstag mitteilte.

Vor allem das Aktienvermögen ging extrem kräftig zurück: Es betrug Ende 2008 nur noch 166 Mrd EUR. Ein Jahr zuvor verfügten die privaten Haushalte in Deutschland dagegen noch über Aktienbestände im Wert von 375 Mrd EUR.

Beim Sparen und Vorsorgen setzen die Deutschen auf Sicherheit. Gut 1,7 Bill EUR ruhen in Spar-, Sicht-, Termineinlagen und Bargeld. Die Geldanlagen bei Versicherungen einschließlich Pensionskassen und Pensionsfonds sowie berufsständischen Versorgungswerken betragen knapp 1,3 Bill EUR. Rund eine halbe Bill EUR sind in Investmentfonds angelegt.
 
Pimco-Gründer: Wirtschaftliche Umwälzungen dauern eine Generation
CHICAGO (Dow Jones)--Die wirtschaftliche Talfahrt wird sich womöglich zur "neuen Normalität" entwickeln, die eine Generation andauert. Dies sagte William H. Gross, Mitgründer und Co-Chief Investment Officer der Pacific Investment Management Co (Pimco). Die Tochter der Allianz SE ist mit Kundengeldern von 756 Mrd USD (Stand 31. März) einer weltgrößten Verwalter für Rentenfonds.

Gross sagte, die neue Normalität werde mit einer höheren Arbeitslosenquote, einer stärkeren staatlichen Regulierung und einem geringeren Wirtschaftswachstum einhergehen. Diese Phase könnte eine Generation lang dauern, wie Gross auf der Morningstar Investment Conference am Donnerstag sagte.

Die Arbeitslosenrate in den USA wird laut Gross in diesem Jahr bei 10% ihr Hoch markieren, um anschließend auf eine langfristige Quote von 7,5% bis 8% zurückzufallen. Das Wirtschaftswachstum sei auf jährlich 1% bis 2% "festgenagelt" nach den 2% bis 3% in den zurückliegenden Jahren.

Schließlich werde das Thema Inflation in den kommenden drei bis fünf Jahren ein Comeback erleben, sagte der Experte weiter. "Das sind nicht die Dinge, die von einem zyklischen Aufschwung beseitigt werden; das ist ein inhärenter Teil unserer künftigen Finanz- und Wirtschaftsmärkte," so Gross.

Zudem erklärte Gross die gängige Portfolio-Strategie, 60% in Aktien und 40% in Bonds zu investieren, für "tot". Es wird zu einer deutlichen Neubalancierung kommen, sagte Gross.

Eine Rendite von 3,7% bis 4% nannte Gross in einem nach der Konferenz aufgenommenen Interview mit dem Sender CNBC einen "interessanten Einstiegszeitpunkt für Treasurys. Am späten Donnerstagabend notierten zehnjährige US-Staatsanleihen mit einer Rendite von 3,65%.

Im Rückblick auf die Finanzkrise sagte Gross, dass der Abschwung von der Entwicklung des "Schattenbanken-Systems" mit stark Fremdkapital-gehebelten Derivativen ausgelöst wurde. "Wir haben zu viel Risiko auf uns genommen, zu stark Fremdkapital eingesetzt und uns zu sehr auf Provisionseinnahmen fokussiert," sagte er.
 
Baltic Dry 3,494.00 :eek:

Change 196.000 Change +5.943%
High 3,494.00 Low 3,494.00 Open3,494.00
[url=http://peketec.de/trading/viewtopic.php?p=615257#615257 schrieb:
Azul Real schrieb am 11.03.2009, 08:49 Uhr[/url]"]Baltic Dry seit dem Crashtief im Dezember 2008 bei 663 Dollar nunmehr
+ 1630 Dollar ( + 246%) zugelegt und liegt jetzt schon wieder mit 2.298,00 wesentlich über dem langjährigen Schnitt. von ca. 1500-1700 Dollar !!!!

BALTIC DRY INDEX

03/10 Currency: USD
Value 2,298.00 Change 36.000 Change 1.592 %
[url=http://peketec.de/trading/viewtopic.php?p=594996#594996 schrieb:
Azul Real schrieb am 11.02.2009, 07:30 Uhr[/url]"]aktuell
Value 1,974.00 Change 159.000 Change 8.760% :eek:
[url=http://peketec.de/trading/viewtopic.php?p=594972#594972 schrieb:
vip543900 schrieb am 10.02.2009, 23:26 Uhr[/url]"]War noch mal kurz pullern! :kichern:

New York (BoerseGo.de) -

Auffällig ist, dass der Shanghai Composite Index, der den Aktientrend in der Volksrepublik China abbildet, ebenfalls seit Tagen steigt und in den vergangenen 16 Tagen 14 Prozent gewann. Laut Bespoke bewegen sich Baltic Dry und Shanghai Composite traditionell tendenziell im Gleichschritt. Der Infodienst erklärt den engen Zusammenhang damit, dass die Wirtschaft Chinas - und damit der Shanghai Composite - stark vom Export abhängen. Beide Barometer stehen zwar noch tief unter ihren jeweiligen Höchstständen, die jüngste Entwicklung gibt aber immerhin einen Lichtblick.

Der Wall Street half das heute wenig. Der Dow Jones Industrial Average verlor 4,62 Prozent auf 7.888 Punkte, der - für den breiten US-Aktienmarkt repräsentative - S&P 500 rutschte 4,91 Prozent auf 827 Punkte und der technologielastige Nasdaq Composite Index sank 4,20 Prozent auf 1.524 Punkte.

:scratch:


[url=http://peketec.de/trading/viewtopic.php?p=593318#593318 schrieb:
Azul Real schrieb am 09.02.2009, 12:31 Uhr[/url]"]uuuppps sorry .. Anzeige im Arsch bei wiki ... aber

Value 1,642.00 Change 144.000 % Change 9.613

+ 330 Dollar seit Donnerstag :eek:
[url=http://peketec.de/trading/viewtopic.php?p=593308#593308 schrieb:
ratschi schrieb am 09.02.2009, 12:16 Uhr[/url]"]http://www.bloomberg.com/apps/quote?ticker=bdiy&exch=IND&x=15&y=11
[url=http://peketec.de/trading/viewtopic.php?p=593305#593305 schrieb:
Ollinho schrieb am 09.02.2009, 12:15 Uhr[/url]"]» zur Grafik

[url=http://peketec.de/trading/viewtopic.php?p=593301#593301 schrieb:
Azul Real schrieb am 09.02.2009, 12:11 Uhr[/url]"]BDI hoch auf 1.498 :eek:
[url=http://peketec.de/trading/viewtopic.php?p=591840#591840 schrieb:
Azul Real schrieb am 05.02.2009, 20:18 Uhr[/url]"]Guckst du BDI
seit dem Verlaufstief ~ 100% hoch - 52 WT war kürzlich war bei 663 Dollar, das hoch allerdings bei 11.771 :eek:

Baltic Dry Index (BDI)
Value 1,316.00 Change 168.000 Change 14.634%

http://www.wikinvest.com/stock/Baltic_Dry_Index_-_BDI_(BALDRY)/WikiChart
[url=http://peketec.de/trading/viewtopic.php?p=590796#590796 schrieb:
Azul Real schrieb am 05.02.2009, 08:05 Uhr[/url]"]Moin .... 8)

japanische Logistik- und Frachtunternehmen stark heute - aus dem Nilkkei 225 in den Top Ten - :eek: :scratch:
Code:
Time Price Change Change % Volume
KAWASAKI KISEN	396.00	29.00	7.90%	14,702,000	
NIPPON YUSEN	496.00	25.00	5.31%	15,963,000	
MITSUI OSK LINES	638.00	31.00	5.11%	53,414,000
[url=http://peketec.de/trading/viewtopic.php?p=591809#591809 schrieb:
zerberus schrieb am 05.02.2009, 19:59 Uhr[/url]"]aha woran siehts Du das?

[url=http://peketec.de/trading/viewtopic.php?p=591802#591802 schrieb:
Azul Real schrieb am 05.02.2009, 19:57 Uhr[/url]"]Also Logistik zieht doch schon wieder ... :juchu:
 
Moin 8)

Na ja, dann wissen wir ja wo die GoldJungs fett drin sind ... :lol:

Letztes Jahr, fast zur gleichen Zeit, bei ~ 130 Dollar hat GS noch die 200 Dollar-Prognose auf den Markt geworfen. Bei ~ 145 Dollar im Juni/Juli war dann Schluss, dann Hackfresse bis unter 38 :eek:


Wieder auflebender Optimismus

Auch die Opec gibt sich besorgt und glaubt, zumindest ein Teil der jüngsten Preisavancen sei angesichts der hohen Lagerbestände und der wenig optimistisch stimmenden Verbrauchsprognosen vorderhand auf spekulative Elemente zurückzuführen.

Dessen ungeachtet hat Goldman Sachs (GS) die Prognose für den Preis per Jahresende auf 85 $ pro Fass erhöht.

Den zurückhaltenden Stimmen zum Trotz weist neben GS etwa auch Barclays Capital darauf hin, dass der Abwärtstrend bei Rohwaren generell gebrochen sei: Optimismus sei wieder vorherrschend, und laut Angaben der amerikanischen Commodities Futures Trading Commission (CFTC) ist die Zahl jener Marktteilnehmer, die sich auf höhere bzw. steigende Preise einstellen, in der Tat deutlich gestiegen; sie hat dieser Tage den höchsten Stand seit vergangenem Juli erreicht.

http://www.nzz.ch/nachrichten/wirtschaft/boersen_und_maerkte/vom_dollar_getriebene_preisexplosion_1.2677517.html


Brent Crude 68,50 -0,31 %
instinformer.php
 
Wirtschaftsforscher erstellen mit Google Arbeitsmarktprognosen :eek:


Sibylle Gassner, Florian Kalenda 18.06.09, 11:04 Uhr

DIW: "Wir sind der Bundesanstalt für Arbeit vier Wochen voraus." Dazu werten die Forscher die Statistiken der Suchmaschine aus. Für Juni prognostizieren sie eine weitere Erholung des Arbeitsmarkts.

Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin kann Tendenzen auf dem Arbeitsmarkt jetzt angeblich früher erkennen als die zuständige Behörde, die Bundesagentur für Arbeit. Die Forscher haben eine Methode entwickelt, Daten aus dem Internet zu analysieren. Ihr wichtigstes Werkzeug ist die Websuche von Google. "Wenn der Chef der Bundesagentur für Arbeit, Frank-Jürgen Weise, verkündet, wie in diesem Monat die Arbeitslosigkeit gewesen ist, dann können wir schon sagen, was er vier Wochen später sagen wird", sagt DIW-Präsident Klaus Zimmermann.

Die DIW-Methode macht sich den Umstand zunutze, dass fast jeder Arbeitssuchende auch im Internet nach Stellen forscht - und dabei Spuren im Netz hinterlässt. Das DIW verwendet die Zugriffsstatistik der Suchmaschine Google und setzt die dort vertretenen Schlüsselwörter sowie ihre Häufigkeit mit Hilfe eines statistischen Verfahrens in Bezug zur monatlichen Arbeitslosenquote.

"Zu unserer Überraschung haben wir festgestellt, dass man mit wenigen Variablen-Gruppen die Entwicklung der Arbeitslosigkeit mit hoher Präzision erfassen kann", sagt Zimmermann. Die Internetmethode helfe aber bislang nur bei kurzfristigen Prognosen und sei nicht für langfristige Vorhersagen geeignet.

Die jüngste DIW-Vorhersage lautet: Die überraschende Erholung des deutschen Arbeitsmarkts im Mai wird sich im Juni weiter fortsetzen.

http://www.zdnet.de/news/digitale_wirtschaft_internet_ebusiness_wirtschaftsforscher_erstellen_mit_google_arbeitsmarktprognosen_story-39002364-41005453-1.htm
 
Euro stabiler als D-Mark

Der Euro hat sich in den ersten zehn Jahren seines Bestehens als überaus stabil erwiesen. Im langfristigen Vergleich sogar stabiler als die D-Mark. Während der Euro seit seiner Einführung 1999 im Jahresdurchschnitt eine Geldentwertung von 1,6 % aufweist, verlor die D-Mark im Laufe ihres Bestehens im Schnitt knapp 3 % Kaufkraft jährlich (siehe Grafik).

Derzeit ist die Inflation in Deutschland auf dem Rückzug. Im März 2009 sank die Inflationsrate auf nur noch 0,5 %. Angesichts der weltweit expansiven Geldpolitik keimen zwar immer wieder Inflationssorgen auf. Voraussetzung für eine höhere Inflationsrate wäre aber zunächst eine merkliche wirtschaftliche Erholung, denn im Abschwung sind Preiserhöhungen durch Unternehmen oder kräftige Lohn-steigerungen nur schwer durchzusetzen.

Stabiler_Euro_f.jpg

http://www.bankenverband.de/channel/111010/art/2695/index.html
 
Wirtschaftskrise - Harvard-Professor sagt deutschen Absturz voraus
Von Daniel Eckert und Holger Zschäpitz; 23. Juni 2009

Der Finanzhistoriker Niall Ferguson sieht für Deutschland schwarz: Die eigentliche Krise kommt erst noch, meint der Harvard-Professor. Er erklärt, warum es um die deutsche Wirtschaft schlechter als um die US-Ökonomie stehe – und wieso die Deutschen die Krise anderer Euro-Staaten mitbezahlen.

[...]
WELT ONLINE: Wie steht es um Deutschland?
Ferguson: Auf jeden Fall schlechter als um die USA. Was den deutschen Finanzsektor anbelangt, befinden wir uns auf dem Stand des Jahres 1931, also vor der spektakulären Pleite der Danat-Bank. Besondere Gefahren für die deutschen Geldhäuser kommen aus der Eurozone und aus Osteuropa. Wenn dort ein Land bankrottgehen sollte – und das nächste Argentinien sehe ich im Osten –, droht Deutschland ein neues Danat-Fiasko.

WELT ONLINE: Dabei ist doch Amerika das Epizentrum der Krise.
Ferguson: Die Krise ist von Amerika ausgegangen, aber sie trifft andere Staaten härter als die USA. Das hängt mit dem Kollaps des Welthandels nach der Lehman-Insolvenz zusammen. Deutschlands Industrie ist in hohem Maße mit der Weltwirtschaft verflochten, und der internationale Handel macht keine Anstalten, sich zu erholen. Aus diesem Grund dürfte die deutsche Wirtschaft dieses Jahr um sechs Prozent schrumpfen und damit mehr als doppelt so stark wie die amerikanische.
[...]

http://www.welt.de/finanzen/article3979428/Harvard-Professor-sagt-deutschen-Absturz-voraus.html
 
Energie- und Rohstoffe
Ist der Preisauftrieb realwirtschaftlich begründet?

http://www.faz.net/s/Rub58BA8E456DE...8EB60E3DA7E6B07A4D~ATpl~Ecommon~Sspezial.html

30. Juni 2009
Nach dem „krisenhaften“ Ausverkauf im vergangenen Jahr sind die Preise für viele Energie- und Rohstoffkontrakte an den Terminbörsen in den vergangenen Monaten wieder deutlich nach oben gelaufen.

Benzin ist in New York seit Jahresbeginn in Dollar 93 Prozent teurer geworden, Blei 85 Prozent, Kupfer 75,5 Prozent, Nickel 63 Prozent, Rohöl der Sorte WTI knapp 61 Prozent, Sojabohnen 60 Prozent und Zinn, Zucker, Platin, Zink sowie Palladium zwischen 30 und 50 Prozent. Die Preistrends zeigen vielfach weiter nach oben.

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Erdgas
„Der Preis dürfte seinen Tiefpunkt erreicht haben“

Von Hanno Mußler

Die Erdgaspreise sollen bald wieder steigen

30. Juni 2009
Erdgas steht vor einem großen Preisschub. Zumindest kann Heribert Müller „eine Fülle von markttechnischen Signalen“ entdecken, die dafür sprechen, dass der Erdgaspreis vor einer „Megawelle“ nach oben steht und in den kommenden Jahren den Höchststand aus dem Jahr 2005 übertreffen wird. In den Statistiken ist dagegen im Moment von einem hohen Erdgasangebot die Rede, das derzeit auf eine geringe Nachfrage trifft; die Erdgas-Lager sind voll und füllen sich weiter. Dies spricht eigentlich für weiter fallende Erdgas-Preise.
http://www.faz.net/s/Rub58BA8E456D...47A421C346A4F33AA9~ATpl~Ecommon~Scontent.html
 
Deutschland pumpt sich bis 2013 rund 507 Mrd EUR - HB
DÜSSELDORF (Dow Jones)--Bund, Länder und Gemeinden machen bis 2013 neue Schulden wie noch nie. Kommende Woche werden sie im Finanzplanungsrat beschließen, bis zum Jahr 2013 rund 507 Mrd EUR an neuen Krediten aufzunehmen, wie das "Handelsblatt" (HB - Donnerstagausgabe) aus Länderkreisen erfuhr.

In diesem Jahr sollen demnach 112 Mrd EUR aufgenommen werden, nächstes Jahr 132 Mrd EUR und in den folgenden drei Jahren 109 Mrd, 85 Mrd und 69 Mrd EUR. Hauptgrund seien Steuerausfälle infolge der Rezession. Für einen Kommentar gegenüber Dow Jones Newswires war am frühen Morgen im Finanzministerium zunächst niemand zu erreichen.

Während der gesamten nächsten Legislaturperiode werde Deutschland den Planungen zufolge den Maastricht-Vertrag brechen; erst 2013 könne das Defizit wieder in die Nähe von 3% des Bruttoinlandsprodukts (BIP) kommen, berichtete das Blatt weiter. In der Spitze solle es 2010 auf rund 6% steigen. Der Ökonom Michael Hüther fürchtet, der Schuldenstand des Staates werde die gesamte Dekade über 60% des BIP verharren.
 
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