- Knaus Tabbert AG
Wohnmobilhersteller Knaus Tabbert stoppt Produktion
Bei einem der führenden Wohnmobilhersteller Deutschlands läuft es nicht. Nach zwei Gewinnwarnungen und einem Wechsel an der Unternehmensspitze wird die Produktion nun vorübergehend ausgesetzt. Das drückt auch mächtig auf den Aktienwert.
18.11.2024, 19.39 Uhr
Der Wohnwagen- und Wohnmobilhersteller Knaus Tabbert aus Jandelsbrunn, nähe Passau, will die Produktion am niederbayerischen Firmensitz sowie im ungarischen Nagyoroszi pausieren.„Der Vorstand der Knaus Tabbert AG hat heute entschieden, die Produktion an den Standorten in Jandelsbrunn und Nagyoroszi, Ungarn, ab 18. November 2024 bis zum Ende des Jahres einzustellen“, teilte das Unternehmen mit. In den beiden Werken ist der Großteil der rund 4000 Mitarbeiter beschäftigt.
Mottgers und Schlüsselfeld nicht betroffenZiel sei es, die Produktionsmengen zu reduzieren und damit die Lagerbestände auf Händlerebene auf ein wirtschaftlich nachhaltiges Niveau zu bringen sowie eigene Bestände abzubauen. Neben den beiden Werken in Ungarn und Niederbayern fertigt Knaus Tabbert noch Wohnwagen im hessischen Mottgers und Luxusreisemobile in Schlüsselfeld bei Bamberg (Oberfranken). Diese beiden Standorte seien nicht von der Produktionspause betroffen, sagte ein Unternehmenssprecher.
Das zuletzt ausgegebene und im Vergleich zum Jahresbeginn schon deutlich reduzierte Umsatzziel von 1,3 Milliarden Euro für 2024 werde somit deutlich verfehlt, hieß es weiter. Im vergangenen Jahr hatte das Unternehmen noch einen Umsatz von 1,4 Milliarden Euro erzielt.
Das Unternehmen hatte im laufenden Jahr bereits zwei Gewinnwarnungen herausgeben müssen. Der Vorstandsvorsitzende Wolfgang Speck verließ den Wohnmobilhersteller zum 31. Oktober. Seitdem führt Werner Vaterl das Unternehmen als Interims-Vorstandschef.
Aktie bricht einDie Aktien des Wohnmobilherstellers sind nach der Ankündigung der Produktionsstopps eingebrochen. Der Kurs sackte bis zum Handelsende um 33 Prozent auf 13,12 Euro ab. Damit setzte sich die Talfahrt der vergangenen Wochen und Monate fort. In diesem Jahr fiel der Kurs damit um etwas mehr als 70 Prozent.
Das Unternehmen ist seit September 2020 an der Börse notiert. Der Ausgabepreis hatte bei 58 Euro gelegen. In den ersten Monaten war die Aktie unter anderem wegen des Caravaning-Booms in der Coronazeit stark gefragt. Im April 2021 hatte der Kurs mit fast 74 Euro dann aber den Höhepunkt erreicht – seitdem geht es peu à peu abwärts.
Im Frühjahr 2021 wurde das Unternehmen noch mit fast 800 Millionen Euro bewertet. Das Niveau ist nach dem deutlichen Rückgang in diesem Jahr weit entfernt. Aktuell kommt das Unternehmen nur noch auf einen Börsenwert von etwas mehr als 130 Millionen Euro. 41 Prozent der Anteile gehören der niederländischen Investmentgesellschaft HTP. Ein Viertel der Aktien ist im Besitz der Gesellschaft Catalina Capital Partners.
So hatte das Unternehmen im Juli und Oktober die Prognose gesenkt und damit für deutliche Kursrückgänge gesorgt. Ende Oktober strich die Investmentbank Jefferies ihr Kaufvotum und sorgte damit für weitere Verluste.