First Solar setzt auf Asien - Unsicherheiten in Italien
Der US-Solarkonzern und Dünnschichtspezialist First Solar (Nasdaq: FSLR, WKN: A0LEKM) hat seine Gewinnprognose für das laufende Jahr 2011 noch einmal angehoben und geht nunmehr von einem Nettogewinn von 9,25 bis 9,75 Dollar je Aktie aus, nachdem man bislang einen Gewinn von 8,75 bis 9,50 Dollar je Aktie prognostizierte -dennoch gaben First Solar-Aktien zuletzt weiter deutlich nach.
Hintergrund sind Unsicherheiten über die aktuelle Nachfragesituation im Solarmarkt, insbesondere was die Entwicklung in Italien angeht. Anders als erwartet haben die Italiener in der vergangenen Woche zwar keine Kappung der Einspeisevergütung bei acht Gigawatt beschlossen, dennoch geht Barclays Capital Analyst Vishal Shah davon aus, dass die aktuelle Politik in Italien die Solarnachfrage im zweiten Quartal 2011 deutlich reduzieren wird. Nach wie vor stehe eine Absenkung der Einspeisevergütung von 30 bis 50 Prozent im zweiten Halbjahr 2011 im Raum, so der Analyst.
First Solar hofft auf weitere Aufträge aus Asien - Indien und China im Mittelpunkt
Um die Abhängigkeit vom europäischen Solarmarkt zu verringern, versucht First Solar derzeit seine Marktposition in Nordamerika und in der Asien-Pazifik-Region weiter auszubauen. Im Mittelpunkt stehen dabei die Märkte in Indien, China und Australien, so First Solar Chef Rob Gillette.
Bereits in diesem Jahr sollen acht Prozent der Auslieferungen in Asien nach Indien gehen, nachdem der Prozentanteil Indiens in 2010 nur bei einem Prozent lag, so Gillette. In diesem Jahr sollen rund 100 Megawatt an Solarprojekten in Indien installiert werden, wobei First Solar zudem mit dem Bau einer 30-Megawatt Solaranlage in China beginnen will. Gemeinsam mit dem Partner China Guangdong Nuclear Solar Energy Development soll die Anlage später auf zwei Gigawatt ausgebaut werden, heißt es.
Neben der Realisierung von großen Solarprojekten in Nordamerika und in Asien, will First Solar seine Produktionskapazitäten von 1,5 Gigawatt in 2010 auf 2,9 Gigawatt in 2012 ausbauen. Neben der Erweiterung bestehender Fabriken in Malaysia und in Deutschland, will First Solar zudem neue Produktionsstätten in Frankreich, den USA und in Vietnam errichten.
Suntech verdrängt First Solar von der Spitzenposition
Nachdem First Solar seine Produktionskosten zuletzt um weitere elf Prozent gegenüber dem Vorjahr auf 75 Cent je Watt senken konnte, dürfte der Aufbau weiterer Produktionsanlagen in Billiglohnländern wie Vietnam dazu führen, dass die Produktionskosten bei First Solar in 2014 auf 60 Cent pro Watt sinken, glauben Marktbeobachter. Ob dies allerdings reichen wird, um die Konkurrenz in Schach zu halten, bleibt fraglich.
In 2010 löste Suntech die Amerikaner zumindest wieder an der Spitze ab, wobei die Chinesen nach PV-Auslieferzahlen mit 1,57 Gigawatt nunmehr wieder als die weltweite Nummer eins gelten...
Kurzportrait
Die in Tempe/Arizona ansässige First Solar wurde im Jahre 1999 gegründet und gilt als einer der führenden Solarkonzerne in Amerika. Das Unternehmen hat sich auf die Produktion von Solarmodulen auf Basis der Dünnschichttechnologie spezialisiert und gilt in diesem Bereich als einer der weltweit führenden Anbieter.
Schon im Jahr 2002 nahm First Solar die Produktion von Solarmodulen auf Basis von Cadmium Telluride (CdTe) auf. First Solar hat sich bewusst für den Einsatz von CdTe entschieden, da CdTe ein Halbleiter mit direkter Bandlücke ist und somit in der Lage ist, Sonnenenergie effizienter in elektrische Energie zu wandeln. Darüber hinaus lassen sich durch den Einsatz von CdTe einfache Zellstrukturen und Prozesse auch Produktionskosten minimieren. So verfügt First Solar seit 2008 über die niedrigsten Kosten pro Watt in der Photovoltaik-Industrie. Zudem hat First Solar die Produktionskosten pro Watt unter die magische Marke von einem US-Dollar gedrückt. Zudem ist CdTe für die Produktion aufgrund der hohen Verfügbarkeit reichlich vorhanden, so dass das Material auch in der Massenproduktion zum Einsatz kommen kann.
First Solar hat mit zwölf Projektentwicklern in Europa langfristige Lieferverträge abgeschlossen. So wird der Großteil der Solarmodule in Ausland exportiert. Großabnehmer sitzen dabei vornehmlich in Deutschland. Zu den wichtigsten Kunden von First Solar zählen daher auch deutsche Unternehmen wie Blitzstorm, Pfalzsolar, Colexon Energy, Conergy, Gehrlicher Umweltschonende Energiesysteme, Juwi Solar und Phoenix Solar.
Ende 2007 verstärkte sich First Solar durch die Übernahme des US-Solarspezialisten Turner Renewable Energy LLC. Das Unternehmen entwickelt Solarprojekte im Auftrag für Kunden in den USA. Nach der Übernahme durch First Solar tritt das Unternehmen unter dem Namen First Solar Electric LLC auf. Anfang 2009 übernahm First Solar zudem ein 550-Megawatt Solarprojekt von OptiSolar und Edison Mission Group. Darüber hinaus will First Solar gemeinsam mit EDF Energies Nouvelles die größte Solarfabrik Frankreichs bauen. Im Frühjahr 2010 übernahm First Solar den US-Solarprojektierer NextLight Renewable Power für rund 285 Mio. Dollar.
Durch den Bau neuer Fertigungsanlagen in den USA, Europa (Frankfurt/Oder) und Asien (Malaysia) hat First Solar seine Produktionskapazitäten zuletzt stetig ausgebaut und seine Produktionskosten auf 75 Cent pro Watt drücken können.
Zahlen
Für das vergangene Dezemberquartal meldet First Solar einen Umsatzrückgang um 4,9 Prozent auf 609,8 Mio. US-Dollar, nach Einnahmen von 641 Mio. Dollar im Jahr vorher. Der Nettogewinn kletterte im jüngsten Quartal auf 155,9 Mio. US-Dollar oder 1,80 Dollar je Aktie, nach einem Profit von 141,6 Mio. Dollar oder 1,65 Dollar je Aktie im Jahr vorher.
Mit den vorgelegten Zahlen konnte First Solar zumindest die Gewinnerwartungen der Wall Street übertreffen. Analysten hatten im Vorfeld mit einem Nettogewinn von 1,76 Dollar je Aktie, aber mit Einnahmen von 647,8 Mio. Dollar kalkuliert.
First Solar konnte seine Produktionskosten im jüngsten Quartal um weitere elf Prozent gegenüber dem Vorjahr auf 75 Cent je Watt reduzieren, nachdem das Unternehmen weitere Produktionslinien in Betrieb genommen hat. Auch den Wirkungsgrad seiner Solarmodule konnte First Solar weiter steigern - von 11,1 Prozent im Jahr vorher, auf nunmehr 11,6 Prozent.
Insgesamt setzte First Solar im Jahr 2010 2,56 Mrd. US-Dollar um und konnte dabei einen Nettogewinn von 7,68 Dollar je Aktie ausweisen. Im vergangenen Jahr produzierte First Solar Solarprodukte mit einer Leistung von 1,4 Gigawatt.
Markt und Wettbewerb
Bereits im Jahr 2017 wird nach Schätzungen der Weltbank ein Marktvolumen für Solar-Energiesysteme von 100 Mrd. überschritten. Auch in 2011 dürfte die weltweite Solarnachfrage erneut zulegen.
Marktbeobachter gehen davon aus, dass insbesondere die Dünnschichttechnologie einen höheren Anteil an den produzierten Solarmodulen einnehmen wird. Mitte 2010 wurde First Solar allerdings von der Spitzenposition als weltgrößter Solarkonzern von Suntech verdrängt, so die Marktforscher aus dem Hause IMS Research. Suntech brachte im Jahr 2010 PV-Produkte mit einer Leistung von 1,57 Gigawatt zur Auslieferung, First Solar lieferte 1,4GW aus.
First Solar steht als Solarmodulehersteller zunächst im Wettbewerb mit den weltweit führenden Solarmoduleherstellern Suntech Power, Yingli Green und JA Solar aus China und Sharp aus Japan. Während die chinesische Suntech Power im Jahr 2007 die Führung als weltweit größter Hersteller von Solarmodulen übernommen hat, galt die japanische Sharp in den vergangenen Jahren als die Nummer zwei im Markt.
Ferner konkurriert First Solar mit weiteren Solarmoduleherstellern wie mit Kycera Solar oder der deutschen SolarWorld, SunPower, Q-Cells, General Electric, JinkoSolar, Trina Solar und weitere kleinere Solar- und Dünnschichtspezialisten.
Ausblick
Für das laufende Gesamtjahr 2011 revidiert First Solar seine Umsatzprognose leicht nach unten und erwartet nunmehr Erlöse zwischen 3,8 und 3,9 Mrd. US-Dollar. Der Nettogewinn soll sich zwischen 9,25 und 9,75 Dollar je Aktie bewegen, nachdem First Solar im Vorfeld einen Nettogewinn von 8,75 und 9,50 Dollar je Aktie prognostiziert hat. Im Vorfeld hatte das Unternehmen allerdings noch Einnahmen von 3,8 bis 3,9 Mrd. Dollar in Aussicht gestellt.
Den operativen Gewinn sieht das Unternehmen für 2011 zwischen 910 und 980 Mio. Dollar, wobei First Solar einen operativen Cashflow von 1,0 bis 1,1 Mrd. Dollar generieren will. Die gesamten Kapitalausgaben sieht der Dünnschichtspezialist zwischen 1,0 und 1,1 Mrd. Dollar.
Analysten rechnen bei First Solar auf Jahressicht mit einem Jahresumsatz von 3,77 Mrd. Dollar sowie mit einem Nettogewinn von 9,52 Dollar je Aktie. Im nachfolgenden Jahr 2012 sollen die Erlöse auf 4,82 Mrd. Dollar und der Nettogewinn auf 11,05 Dollar je Aktie klettern, wenn es nach den Prognosen der Analysten geht.
First Solar-Aktien präsentierten sich zuletzt uneinheitlich bei 143 US-Dollar an der New Yorker Nasdaq, womit sich damit ein Börsenwert von 12,3 Mrd. US-Dollar für den weltweit führenden Dünnschichtsolarspezialisten ergibt. Auf Basis aktueller Gewinnschätzungen für das laufende Jahr 2011 ergibt sich ein Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 15. Gleichzeitig wird First Solar mit dem 3,3-fachen des zu erwartenden Umsatzes für das laufende Jahr bewertet.
Die Analysten aus dem Hause Brean Murray sind zuversichtlich, was den Aktienkurs von First Solar angeht. Im Rahmen einer Ersteinschätzung empfehlen die Analysten First Solar-Aktien mit einem Kursziel von 181 Dollar zum Kauf.
Eine andere Meinung vertreten dagegen die Experten aus dem Hause Hapoalim Securities, die Anlegern weiter zum Verkauf der Papiere raten. Dabei erwarten die Analysten einen Kursrückgang auf bis zu 125 Dollar. Die Analysten begründen ihre negative Einschätzung mit einigen Schlüsselkennzahlen. So verweisen dabei auf sinkende durchschnittliche Verkaufspreise im Modulgeschäft. Daneben würde auch die Ausweitung des Rabatt-Programms weitere Kosten verursachen, merken die Analysten an.
Das US-Brokerhaus Goldman Sachs dagegen bekräftigte zuletzt nochmals seine Kaufempfehlung für den Wert, wobei die Analysten ein Kursziel von 190 US-Dollar für das Papier sehen.
Die Experten der Schweizer Großbank UBS stuften First Solar-Aktien dagegen von "kaufen" auf "neutral" zurück, wobei die Analysten gleichzeitig auch ihr Kursziel für das Papier von 180 auf 170 Dollar senkten.
Die US-Investmentbanker bei J.P. Morgan glauben dagegen an weiter sinkende Kurse. Dabei verweisen die Investmentexperten auf die durchwachsenen Zahlen für das vierte Quartal. Positiv heben die Analysten die Bruttomarge von 48,7 Prozent hervor - hier hatte man bislang nur mit einer Bruttomarge von 44,2 Prozent gerechnet. Dennoch bleiben die Analysten bei ihrer Einschätzung "untergewichten" und sehen ein Kursziel von lediglich 115 Dollar für die Papiere.