Herbstgutachten
Eiszeit für die Konjunktur
Deutschland steht am Rande einer Rezession. Die führenden Wirtschaftsforschungsinstitute rechnen in ihrem Herbstgutachten im kommenden Jahr nur noch mit einem Wachstum von 0,2 Prozent. In ihrem Frühjahrsgutachten waren sie noch von einem Anstieg des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 1,4 Prozent ausgegangen.
In einem "Risikoszenario" warnen die Experten davor, dass die Wirtschaftsleistung 2009 im Jahresschnitt sogar um 0,8 Prozent schrumpfen könnte. Dies sei zwar unwahrscheinlich. "Das Risiko, dass die geschilderte ungünstigere Entwicklung eintritt, hat sich in den vergangenen Wochen aber vergrößert", schreiben die Experten.
"Eine schwarze Null"
Unionsfraktionsvize Michael Meister betonte dagegen bei n-tv, das Herbstgutachten prognostiziere keine Rezession, sondern "eine schwarze Null". "Das bedeutet, dass wir eine Abschwächung des Wachstums haben, dass wir nicht weiter eine Aufwärtsentwicklung in der Beschäftigung und am Arbeitsmarkt haben werden. Aber das ist noch keine Rezession und wir sollten auch keine herbeireden."
Der Wirtschaftsweise Peter Bofinger sagte bei n-tv, positiv sei, "dass wir ja doch mit der Finanzmarktkrise den Boden erreicht haben, dass das Rettungspaket hier auch greift, dass das auch an den Börsen als positiv angesehen wird". Insofern sei "eine Bodenbildung da, die uns auch wieder etwas zuversichtlicher stimmen sollte".
Laut Gutachten läuft der Job-Boom im nächsten Jahr aus. Die schwächere Weltwirtschaft dürfte gerade den Exportweltmeister Deutschland treffen. "Am Jahresende werden rund 350.000 Menschen weniger beschäftigt sein als zu Jahresbeginn", heißt es im Herbstgutachten. Die Arbeitslosenquote werde 2008 und 2009 aber konstant bei 7,5 Prozent liegen.
Experten erwarten Banken-Stabilisierung
Für das laufende Jahr bleiben die Institute angesichts des starken ersten Halbjahrs bei ihrer Voraussage von 1,8 Prozent Wachstum. Die Prognosen beruhen auf der Annahme, dass es in den kommenden Monaten zu einer allmählichen Stabilisierung des Bankensektors kommen wird.
"Die Politik ist derzeit zu Recht darauf konzentriert, die Gefahren für die Stabilität des Finanzsystems abzuwenden", heißt es im Gutachten. Diese Aufgabe sei extrem schwierig. Einerseits müsse eine systemische Krise verhindert, die Belastungen für die Steuerzahler aber möglichst gering gehalten werden.
Staat muss an Gewinnen partizipieren
Zu einem Gesamtkonzept würde aus Sicht der Experten auch gehören, dass der Staat an den möglichen Gewinnen partizipiere, die aus der Überwindung der Krise entstünden. "Deutschland ist von der Abschwächung der internationalen Konjunktur im besonderen Maße betroffen, weil vor allem die Nachfrage nach Investitionsgütern zurückging, die im deutschen Exportsortiment eine überragende Rolle spielen", heißt es weiter in dem Herbstgutachten.
Die Belastungen durch die Finanzkrise würden immer spürbarer. Die Finanzierungskosten der Unternehmen seien gestiegen. Die Finanzkrise drücke zunehmend die Erwartungen der Unternehmen.
Die Experten schätzen, dass sich der Export zunächst deutlich abschwächen wird, zumal die Auftragseingänge aus dem Ausland schon seit Dezember 2007 fielen. In ihrem Basisszenario rechnen sie mit einem Exportanstieg von 4,4 Prozent in diesem und von nur noch 0,3 Prozent im kommenden Jahr.
Inflation rückläufig
Ferner gehen die Konjunkturexperten in ihrem Basisszenario davon aus, dass die Inflation im Prognosezeitraum zurückgehen wird. Für 2009 sagen sie einen Anstieg der Verbraucherpreise von jahresdurchschnittlich 2,3 Prozent voraus, nach einer Teuerung von 2,8 Prozent in diesem Jahr.
Negative Auswirkungen der Finanzkrise auf dem Arbeitsmarkt erwarten die Experten vorerst noch nicht. Sie rechnen im Durchschnitt der Jahre 2008 und 2009 mit jeweils 3,263 Mio. Personen, die arbeitslos gemeldet sind. Die Zahl der Erwerbstätigen wird den Instituten zufolge 2008 bei 40,303 Mio. Personen und 2009 bei 40,223 Mio. Personen liegen. Die privaten Konsumausgaben werden laut Prognose im laufenden Jahr um 0,4 Prozent zurückgehen, im kommenden Jahr steigen sie dann um 0,4 Prozent.
Der Finanzierungssaldo wird nach Einschätzung der Institute in diesem Jahr bei plus 0,2 Prozent des BIP liegen, für 2009 wird immer noch ein ausgeglichener Haushalt erwartet.
Absage an Konjunkturprogramme
Ein Konjunkturprogramm lehnen die Institute ab. Sie halten es "auch aus praktischen Gründen nicht für Erfolg versprechend". Stattdessen schlagen sie vor, rasch Steuer- und Abgabensenkungen umzusetzen, um auf diese Weise die Konjunktur anzukurbeln. Zudem könne erwogen werden, "ohnehin geplante, das Wachstum fördernde Investitionen in Bildung, Forschung und Infrastruktur zeitlich vorzuziehen". Das alles bedeute nicht, dass der Konsolidierungskurs grundsätzlich verlassen werden dürfe.
Erstellt wird das diesjährige Herbstgutachten vom Institut für Weltwirtschaft (IfW), dem Ifo Institut für Wirtschaftsforschung mit der Konjunkturforschungsstelle der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH), dem Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IHW) mit dem Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) und dem Österreichischen Institut für Wirtschaftsforschung (WIFO), sowie dem Rheinisch-Westfälischen Institut für Wirtschaftsforschung (RWI) mit dem Institut für Höhere Studien (IHS).
http://www.n-tv.de/1037534.html
Eiszeit für die Konjunktur
Deutschland steht am Rande einer Rezession. Die führenden Wirtschaftsforschungsinstitute rechnen in ihrem Herbstgutachten im kommenden Jahr nur noch mit einem Wachstum von 0,2 Prozent. In ihrem Frühjahrsgutachten waren sie noch von einem Anstieg des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 1,4 Prozent ausgegangen.
In einem "Risikoszenario" warnen die Experten davor, dass die Wirtschaftsleistung 2009 im Jahresschnitt sogar um 0,8 Prozent schrumpfen könnte. Dies sei zwar unwahrscheinlich. "Das Risiko, dass die geschilderte ungünstigere Entwicklung eintritt, hat sich in den vergangenen Wochen aber vergrößert", schreiben die Experten.
"Eine schwarze Null"
Unionsfraktionsvize Michael Meister betonte dagegen bei n-tv, das Herbstgutachten prognostiziere keine Rezession, sondern "eine schwarze Null". "Das bedeutet, dass wir eine Abschwächung des Wachstums haben, dass wir nicht weiter eine Aufwärtsentwicklung in der Beschäftigung und am Arbeitsmarkt haben werden. Aber das ist noch keine Rezession und wir sollten auch keine herbeireden."
Der Wirtschaftsweise Peter Bofinger sagte bei n-tv, positiv sei, "dass wir ja doch mit der Finanzmarktkrise den Boden erreicht haben, dass das Rettungspaket hier auch greift, dass das auch an den Börsen als positiv angesehen wird". Insofern sei "eine Bodenbildung da, die uns auch wieder etwas zuversichtlicher stimmen sollte".
Laut Gutachten läuft der Job-Boom im nächsten Jahr aus. Die schwächere Weltwirtschaft dürfte gerade den Exportweltmeister Deutschland treffen. "Am Jahresende werden rund 350.000 Menschen weniger beschäftigt sein als zu Jahresbeginn", heißt es im Herbstgutachten. Die Arbeitslosenquote werde 2008 und 2009 aber konstant bei 7,5 Prozent liegen.
Experten erwarten Banken-Stabilisierung
Für das laufende Jahr bleiben die Institute angesichts des starken ersten Halbjahrs bei ihrer Voraussage von 1,8 Prozent Wachstum. Die Prognosen beruhen auf der Annahme, dass es in den kommenden Monaten zu einer allmählichen Stabilisierung des Bankensektors kommen wird.
"Die Politik ist derzeit zu Recht darauf konzentriert, die Gefahren für die Stabilität des Finanzsystems abzuwenden", heißt es im Gutachten. Diese Aufgabe sei extrem schwierig. Einerseits müsse eine systemische Krise verhindert, die Belastungen für die Steuerzahler aber möglichst gering gehalten werden.
Staat muss an Gewinnen partizipieren
Zu einem Gesamtkonzept würde aus Sicht der Experten auch gehören, dass der Staat an den möglichen Gewinnen partizipiere, die aus der Überwindung der Krise entstünden. "Deutschland ist von der Abschwächung der internationalen Konjunktur im besonderen Maße betroffen, weil vor allem die Nachfrage nach Investitionsgütern zurückging, die im deutschen Exportsortiment eine überragende Rolle spielen", heißt es weiter in dem Herbstgutachten.
Die Belastungen durch die Finanzkrise würden immer spürbarer. Die Finanzierungskosten der Unternehmen seien gestiegen. Die Finanzkrise drücke zunehmend die Erwartungen der Unternehmen.
Die Experten schätzen, dass sich der Export zunächst deutlich abschwächen wird, zumal die Auftragseingänge aus dem Ausland schon seit Dezember 2007 fielen. In ihrem Basisszenario rechnen sie mit einem Exportanstieg von 4,4 Prozent in diesem und von nur noch 0,3 Prozent im kommenden Jahr.
Inflation rückläufig
Ferner gehen die Konjunkturexperten in ihrem Basisszenario davon aus, dass die Inflation im Prognosezeitraum zurückgehen wird. Für 2009 sagen sie einen Anstieg der Verbraucherpreise von jahresdurchschnittlich 2,3 Prozent voraus, nach einer Teuerung von 2,8 Prozent in diesem Jahr.
Negative Auswirkungen der Finanzkrise auf dem Arbeitsmarkt erwarten die Experten vorerst noch nicht. Sie rechnen im Durchschnitt der Jahre 2008 und 2009 mit jeweils 3,263 Mio. Personen, die arbeitslos gemeldet sind. Die Zahl der Erwerbstätigen wird den Instituten zufolge 2008 bei 40,303 Mio. Personen und 2009 bei 40,223 Mio. Personen liegen. Die privaten Konsumausgaben werden laut Prognose im laufenden Jahr um 0,4 Prozent zurückgehen, im kommenden Jahr steigen sie dann um 0,4 Prozent.
Der Finanzierungssaldo wird nach Einschätzung der Institute in diesem Jahr bei plus 0,2 Prozent des BIP liegen, für 2009 wird immer noch ein ausgeglichener Haushalt erwartet.
Absage an Konjunkturprogramme
Ein Konjunkturprogramm lehnen die Institute ab. Sie halten es "auch aus praktischen Gründen nicht für Erfolg versprechend". Stattdessen schlagen sie vor, rasch Steuer- und Abgabensenkungen umzusetzen, um auf diese Weise die Konjunktur anzukurbeln. Zudem könne erwogen werden, "ohnehin geplante, das Wachstum fördernde Investitionen in Bildung, Forschung und Infrastruktur zeitlich vorzuziehen". Das alles bedeute nicht, dass der Konsolidierungskurs grundsätzlich verlassen werden dürfe.
Erstellt wird das diesjährige Herbstgutachten vom Institut für Weltwirtschaft (IfW), dem Ifo Institut für Wirtschaftsforschung mit der Konjunkturforschungsstelle der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH), dem Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IHW) mit dem Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) und dem Österreichischen Institut für Wirtschaftsforschung (WIFO), sowie dem Rheinisch-Westfälischen Institut für Wirtschaftsforschung (RWI) mit dem Institut für Höhere Studien (IHS).
http://www.n-tv.de/1037534.html