--K+S-Aktie in freiem Fall
--Uralkali will Produktion künftig ausweiten
--Analysten befürchten Preisverfall bei Kali
(NEU: Analystenstimmen, Hintergrund)
Von Stefan Gosenheimer und Heide Oberhauser-Aslan
Sorgen um einen massiven Preisrückgang bei Kali haben zu einem Kurssturz der
Aktie des Düngemittelkonzerns K+S geführt. Auslöser der Talfahrt ist eine
Strategieänderung des Wettbewerbers Uralkali. Die Russen wollen künftig ihre
Kali- und Magnesiumenesiumprodukte nicht mehr über das Gemeinschaftsunternehmen
BPC mit dem Partner Belaruskali vertreiben. Stattdessen wollen sie ihre
Kaliexporte selber in die Hand nehmen und ihre Produktionskapazitäten voll
auszunutzen.
Beobachter fürchten nun, dass Uralkali einen Preiskrieg anzetteln könnte. Die
dürren Aussagen der Russen lassen diesen Schluss zumindest zu. Der
Uralkali-Chef Wladislaw Baumgertner erwartet, dass der Weltkalipreis, der
derzeit bei rund 400 Dollar je Tonne liegt, im zweiten Halbjahr unter die Marke
von 300 Dollar fallen könnte.
Für den Kasseler Düngemittel- und Salzkonzern K+S wäre das verheerend. Die
Gewinne des DAX-Konzerns sind stark abhängig vom Kalipreis. Analysten gehen
davon aus, dass Einbußen beim Kalipreis um etwa ein Prozent den operativen
Gewinn von K+S um rund zwei Prozent schmälern. Die Kasseler seien wesentlich
stärker vom Kalipreis abhängig, als Wettbewerber. Zur Begründung verweisen
Analysten darauf, dass der Konzern an seiner Kapazitätsgrenze arbeite und
rückläufige Preise nicht mit mehr Absatz ausgleichen könne. K+S hält sich noch
bedeckt, will sich aber am Dienstagnachmittag zu dem Thema äußern.
Anleger sind massiv verunsichert, die Aktie verliert fast ein Viertel ihres
Wertes. "Der Hebel ist schon enorm", sagt auch Analyst Ulle Wörner von der
LBBW. Die Kostenstruktur im Kaligeschäft sei zudem relativ Fixkosten lastig.
"Da wirkt sich jede Preisänderung massiv aus", erklärte der Analyst. Auch für
den Kalimarkt insgesamt sei es äußerst ungut, dass jetzt einer der großen
Produzenten offenbar ausschere und eine Preis-vor-Menge-Strategie fahren wolle.
In seinen Prognosen hat Wörner, ebenso wie andere Analysten, einen derartigen
Preisverfall für Kali nicht berücksichtigt. Analysten der NordLB haben das
Kursziel von K+S bereits auf 34 von zuvor 41 Euro gesenkt, die DZ-Bank
überprüft ihr zuletzt auf 41 Euro lautendes Kursziel wie auch die
Kaufempfehlung für die Aktie. Die WGZ hält zwar am Kursziel 35 Euro fest,
ebenso an der Kaufempfehlung. Die Analysten wollen aber nach einer
Stellungnahme von K+S die Prognosen und die Einschätzung zur Aktie
gegebenenfalls überarbeiten.
Die Gründe für die massive Verunsicherung ist die Strategieänderung der
Russen. Uralkali will das gemeinsam mit Belaruskali für den Kali-Export
betriebene Joint-Venture Belarus Potash Company verlassen. Die Kali-Ausfuhr
soll künftig über die in der Schweiz ansässige eigene Tochter Uralkali Trading
abgewickelt werden. Grund für den Rückzug ist, dass die weißrussische
Produktionsvereinigung Belaruskali bereits mehrfach auf eigene Faust Kalidünger
exportiert hat, seit das Monopol von BPC abgeschafft wurde.
Dieses Ausscheren ist aber nicht akzeptabel, erklärten die Russen. Deshalb
werde Uralkali seine Exportaktivitäten nun ebenfalls auf seinen eigenen Händler
Uralkali Trading übertragen. Als Reaktion darauf, das Joint-Venture zu
verlassen, könnte nach Einschätzung des Uralkali-Chefs Baumgertner der
Kalipreis von gegenwärtig 400 Dollar je Tonne innerhalb des zweiten Halbjahres
2013 auf unter 300 Dollar fallen.
Uralkali wolle sich stattdessen stärker auf die Steigerung des Absatzes
konzentrieren. Die eigenen Kaliverkäufe sollen von 10,5 Millionen Tonnen 2013
auf 14 Millionen Tonnen 2015 erhöht werden, wie die Analysten der NordLB
ausführen.
Das Verhalten von Uralkali mache strategisch auf den ersten Blick allerdings
keinen Sinn, erklärten Analysten. Das Unternehmen verderbe sich durch die
beabsichtigte Steigerung der Absatzmengen die Preise und dabei sogar noch einen
Preisrückgang um mehr als 25 Prozent selbst ankündige.
Analyst Lars Hettche von Metzler hält es für möglich, dass Uralkali mit
seinem Handeln versucht, künftige Konkurrenten vom Markt fern zu halten. Große
Minenkonzern wie BHP Billiton überlegen derzeit, mit großen Projekten in das
Kali-Geschäft einzusteigen. Diese Pläne befinden sich in der Entscheidungsphase
mit der Möglichkeit, die Produktion ungefähr bis zum Jahr 2020 aufzunehmen,
sagte der Analyst. Wenn jetzt ein Unternehmen wie Uralkali den Kali-Preis für
ein Jahr in den Keller schicke, dann könne dies mögliche künftige Konkurrenten
abschrecken, in den Markt einzusteigen, meinte er. Die Projekte großer
Minenbetreiber würden dann nicht mehr die Kapitalkosten liefern, die damit
erreicht werden sollten, so Hettche.
Allerdings seien das bisher nur Spekulationen, da aus den wenigen aus dem
russischen übersetzten Aussagen des Uralkali-Chefs nur wenige Details
hervorgingen.
Die starke Kursreaktion der K+S-Aktie auf die Meldung halten die
NordLB-Analysten für stark übertrieben. Die deutlichen Abschläge zeigten aber
auch, wie verunsichert die Anleger derzeit seien. Längerfristig blieben die
Trends, die für die Aktie sprächen, wie vermehrte Nachfrage nach höherwertigen
Nahrungsmitteln, die sich nur durch verstärkten Düngemitteleinsatz erzeugen
lassen, aber erhalten. Die NordLB bestätigt daher auch ihre Kaufempfehlung für
das Papier.
Kontakt zu den Autoren:
heide.oberhauser@dowjones.com,;maerkte.de@dowjones.com
Mitarbeit: Isabel Gomez, Britta Becks und Olga Razumovskaya
--Uralkali will Produktion künftig ausweiten
--Analysten befürchten Preisverfall bei Kali
(NEU: Analystenstimmen, Hintergrund)
Von Stefan Gosenheimer und Heide Oberhauser-Aslan
Sorgen um einen massiven Preisrückgang bei Kali haben zu einem Kurssturz der
Aktie des Düngemittelkonzerns K+S geführt. Auslöser der Talfahrt ist eine
Strategieänderung des Wettbewerbers Uralkali. Die Russen wollen künftig ihre
Kali- und Magnesiumenesiumprodukte nicht mehr über das Gemeinschaftsunternehmen
BPC mit dem Partner Belaruskali vertreiben. Stattdessen wollen sie ihre
Kaliexporte selber in die Hand nehmen und ihre Produktionskapazitäten voll
auszunutzen.
Beobachter fürchten nun, dass Uralkali einen Preiskrieg anzetteln könnte. Die
dürren Aussagen der Russen lassen diesen Schluss zumindest zu. Der
Uralkali-Chef Wladislaw Baumgertner erwartet, dass der Weltkalipreis, der
derzeit bei rund 400 Dollar je Tonne liegt, im zweiten Halbjahr unter die Marke
von 300 Dollar fallen könnte.
Für den Kasseler Düngemittel- und Salzkonzern K+S wäre das verheerend. Die
Gewinne des DAX-Konzerns sind stark abhängig vom Kalipreis. Analysten gehen
davon aus, dass Einbußen beim Kalipreis um etwa ein Prozent den operativen
Gewinn von K+S um rund zwei Prozent schmälern. Die Kasseler seien wesentlich
stärker vom Kalipreis abhängig, als Wettbewerber. Zur Begründung verweisen
Analysten darauf, dass der Konzern an seiner Kapazitätsgrenze arbeite und
rückläufige Preise nicht mit mehr Absatz ausgleichen könne. K+S hält sich noch
bedeckt, will sich aber am Dienstagnachmittag zu dem Thema äußern.
Anleger sind massiv verunsichert, die Aktie verliert fast ein Viertel ihres
Wertes. "Der Hebel ist schon enorm", sagt auch Analyst Ulle Wörner von der
LBBW. Die Kostenstruktur im Kaligeschäft sei zudem relativ Fixkosten lastig.
"Da wirkt sich jede Preisänderung massiv aus", erklärte der Analyst. Auch für
den Kalimarkt insgesamt sei es äußerst ungut, dass jetzt einer der großen
Produzenten offenbar ausschere und eine Preis-vor-Menge-Strategie fahren wolle.
In seinen Prognosen hat Wörner, ebenso wie andere Analysten, einen derartigen
Preisverfall für Kali nicht berücksichtigt. Analysten der NordLB haben das
Kursziel von K+S bereits auf 34 von zuvor 41 Euro gesenkt, die DZ-Bank
überprüft ihr zuletzt auf 41 Euro lautendes Kursziel wie auch die
Kaufempfehlung für die Aktie. Die WGZ hält zwar am Kursziel 35 Euro fest,
ebenso an der Kaufempfehlung. Die Analysten wollen aber nach einer
Stellungnahme von K+S die Prognosen und die Einschätzung zur Aktie
gegebenenfalls überarbeiten.
Die Gründe für die massive Verunsicherung ist die Strategieänderung der
Russen. Uralkali will das gemeinsam mit Belaruskali für den Kali-Export
betriebene Joint-Venture Belarus Potash Company verlassen. Die Kali-Ausfuhr
soll künftig über die in der Schweiz ansässige eigene Tochter Uralkali Trading
abgewickelt werden. Grund für den Rückzug ist, dass die weißrussische
Produktionsvereinigung Belaruskali bereits mehrfach auf eigene Faust Kalidünger
exportiert hat, seit das Monopol von BPC abgeschafft wurde.
Dieses Ausscheren ist aber nicht akzeptabel, erklärten die Russen. Deshalb
werde Uralkali seine Exportaktivitäten nun ebenfalls auf seinen eigenen Händler
Uralkali Trading übertragen. Als Reaktion darauf, das Joint-Venture zu
verlassen, könnte nach Einschätzung des Uralkali-Chefs Baumgertner der
Kalipreis von gegenwärtig 400 Dollar je Tonne innerhalb des zweiten Halbjahres
2013 auf unter 300 Dollar fallen.
Uralkali wolle sich stattdessen stärker auf die Steigerung des Absatzes
konzentrieren. Die eigenen Kaliverkäufe sollen von 10,5 Millionen Tonnen 2013
auf 14 Millionen Tonnen 2015 erhöht werden, wie die Analysten der NordLB
ausführen.
Das Verhalten von Uralkali mache strategisch auf den ersten Blick allerdings
keinen Sinn, erklärten Analysten. Das Unternehmen verderbe sich durch die
beabsichtigte Steigerung der Absatzmengen die Preise und dabei sogar noch einen
Preisrückgang um mehr als 25 Prozent selbst ankündige.
Analyst Lars Hettche von Metzler hält es für möglich, dass Uralkali mit
seinem Handeln versucht, künftige Konkurrenten vom Markt fern zu halten. Große
Minenkonzern wie BHP Billiton überlegen derzeit, mit großen Projekten in das
Kali-Geschäft einzusteigen. Diese Pläne befinden sich in der Entscheidungsphase
mit der Möglichkeit, die Produktion ungefähr bis zum Jahr 2020 aufzunehmen,
sagte der Analyst. Wenn jetzt ein Unternehmen wie Uralkali den Kali-Preis für
ein Jahr in den Keller schicke, dann könne dies mögliche künftige Konkurrenten
abschrecken, in den Markt einzusteigen, meinte er. Die Projekte großer
Minenbetreiber würden dann nicht mehr die Kapitalkosten liefern, die damit
erreicht werden sollten, so Hettche.
Allerdings seien das bisher nur Spekulationen, da aus den wenigen aus dem
russischen übersetzten Aussagen des Uralkali-Chefs nur wenige Details
hervorgingen.
Die starke Kursreaktion der K+S-Aktie auf die Meldung halten die
NordLB-Analysten für stark übertrieben. Die deutlichen Abschläge zeigten aber
auch, wie verunsichert die Anleger derzeit seien. Längerfristig blieben die
Trends, die für die Aktie sprächen, wie vermehrte Nachfrage nach höherwertigen
Nahrungsmitteln, die sich nur durch verstärkten Düngemitteleinsatz erzeugen
lassen, aber erhalten. Die NordLB bestätigt daher auch ihre Kaufempfehlung für
das Papier.
Kontakt zu den Autoren:
heide.oberhauser@dowjones.com,;maerkte.de@dowjones.com
Mitarbeit: Isabel Gomez, Britta Becks und Olga Razumovskaya