XETRA-SCHLUSS/Kapitalabzug und Putin-Drohung drücken DAX
DOW JONES--Der deutsche Aktienmarkt ist am Dienstag unter Abgabedruck geraten. Der DAX verlor 0,7 Prozent auf 19.060 Punkte. Dabei trübte sich die Marktbreite weiter ein, ein Zeichen für Kapitalabzug globaler Investoren. Obwohl der DAX nur knapp unter Jahreshoch steht, überstieg die Zahl der neuen Jahrestiefs die der neuen Jahreshochs zuletzt deutlich. "Aktienanlagen machen einen Bogen um Europa, sie werden derzeit auf die USA konzentriert", so ein Marktteilnehmer. Immerhin konnte der DAX dank einer stabilen Wall Street die Verluste im späten Geschäft eingrenzen und schloss deutlich über seinem Tagestief von 18.813 Punkten. Auf der Stimmung lasteten auch Medienberichte, nach denen Russland seine Atomwaffendoktrin angepasst habe und nun den Einsatz von Nuklearwaffen auch dann erwäge, wenn das Land mit konventionellen Raketen angegriffen werden sollte und dabei von einer Nuklearmacht unterstützt werde. Dabei handelt es sich offenbar um eine Reaktion darauf, dass am Wochenende der scheidende US-Präsident Joe Biden laut US-Regierungsvertretern den ukrainischen Streitkräften erstmals erlaubte, Langstreckenraketen aus westlicher Produktion für Angriffe auf russisches Territorium einzusetzen. An den Anleihemärkten ging es mit den Kursen zeitweise deutlicher nach oben, am späten Nachmittag notierten sie aber nur noch leicht im Plus. Der Euro lag im späten Aktienhandel deutlich über seinem Tagestief und eng am Schlussstand vom Montag. Das Gold konnte von Anschlusskäufen profitieren und lag weiter auf Erholungskurs.
Neue Mittelfristziele von Rheinmetall gefallen
Auf den DAX drückte vor allem das Index-Schwergewicht Siemens
mit einem Minus von 3,3 Prozent, die Bank of America hatte die Titel am Morgen auf Neutral von Kaufen abgestuft. Die Gewinnerseite wurde dagegen von Rheinmetall
mit ihrem Plus von 3,8 Prozent angeführt, eine Rheinmetall-Aktie kostete erstmals mehr als 600 Euro. Hier sorgten weniger die Entwicklung in Russland als vielmehr neue Mittelfristziele für Käufe. Die operative Ergebnismarge soll 2027 bei rund 18 Prozent liegen, stellte die scheidende Finanzvorständin Dagmar Steinert anlässlich des Kapitalmarkttags in Aussicht. Das Umsatzwachstum der vergangenen Jahre soll anhalten. In drei Jahren rechnet der Rüstungs- und Autozulieferer mit einem Konzernumsatz von rund 20 Milliarden Euro. Andere Rüstungsaktien wie vor allem Renk
(+3,6%) konnten sich der Schwäche des breiten Marktes ebenfalls entziehen. Alzchem
gewannen 4,2 Prozent, wobei hier zusätzlich ein höheres Kursziel durch die Analysten von Kepler stützte.
Thyssen mit Erholungsschub
Thyssenkrupp hat in seinem Schlussquartal bereinigt besser als erwartet abgeschnitten. Die Analysten von Citi sprachen von einem positiven Ende eines schwierigen Geschäftsjahres. Das bereinigte operative Ergebnis liege mit 151 Millionen Euro über dem Konsens von 120 Millionen, zugleich habe ein höherer Cashflow dazu geführt, dass die Nettoliquidität mit 4,4 Milliarden Euro über der Citi-Erwartung liege. Die Aktie machte einen Satz um 11,6 Prozent nach oben. Indikationen der Thyssenkrupp-Tochter Nucera
für das vierte Quartal sind nach Einschätzung der Citi-Analysten ebenfalls besser als erwartet ausgefallen. Sowohl das operative Ergebnis als auch die Umsätze lägen einen Tick über den Schätzungen, gestützt vom Auftragsbestand der Sparte alkalische Wasserelektrolyse. Für die SDAX-Aktie ging es ebenfalls kräftig um 3,1 Prozent nach oben. Ebenfalls im SDAX gewannen Kontron
nach dem Erhalt eines Großauftrags 1,4 Prozent. Nach Quartalszahlen verbilligten sich SFC Energy
um 5,4 Prozent und Springer Nature um 3,2 Prozent.