- Volvo AB B
Bei den Ermittlungen zum größten Betrugsfall der Automobilgeschichte gerät nun Volvo ins Visier der Behörden!
Fast zehn Jahre nachdem der Dieselskandal bei Volkswagen aufgedeckt wurde, macht das Kraftfahrtbundesamt (KBA) in Flensburg dem schwedischen Hersteller Volvo (gehört zum chinesischen Geely-Konzern) schwere Vorwürfe. Nach Recherchen von BILD droht im schlimmsten Fall bis zu 130.000 Volvo-Dieseln in Deutschland der Entzug der Zulassung. Im Klartext: Straßenverbot!
Die Bundesbehörde hat Volvo am vergangenen Montag einen ersten Rückruf-Bescheid geschickt. Wie BILD erfuhr, untersucht das KBA den Fall bereits seit 2023. Ergebnis: Beim Dieselmodell XC60 2.0 D (Euro 5) ist die Abgasbehandlung von der Außentemperatur abhängig. Nur in einem schmalen Fenster zwischen 15 und 30 Grad funktioniere das System. Ansonsten sei der Stickoxidausstoß wesentlich höher. Dies stelle eine „unzulässige Abschalteinrichtung“ dar, so das KBA.
KBA-Sprecher: „Volvo wurde angeordnet, die Fahrzeuge zurückzunehmen“
Da Volvo und sein chinesischer Eigentümer im Anhörungsverfahren stur blieben und eine Beseitigung der mutmaßlichen Manipulation ablehnten, wies die deutsche Behörde nun an, zunächst 1700 Fahrzeuge aus dem Verkehr zu ziehen. Ein KBA-Sprecher sagt auf Anfrage: „Volvo wurde angeordnet, die Fahrzeuge zurückzunehmen.“
Brisant: Weitere Untersuchungen haben aber schon jetzt ergeben, dass noch viel mehr Volvo-Autos betroffen sind. Nach BILD-Informationen geht das KBA sogar davon aus, dass bei allen Dieselmodellen illegale Tricks genutzt wurden. In diesem Falle wären insgesamt 130.000 Diesel-Fahrzeuge von Volvo in Deutschland betroffen. Eine europaweite Zahl ist nicht bekannt.
Theoretisch hat Volvo noch 18 Monate Zeit, die mutmaßliche Betrugssoftware zu entfernen und die Fahrzeuge in einen regulären Zustand zu versetzen. Allerdings gibt es dafür keinerlei Anzeichen.
Volvo bestreitet Abgas-Betrug
Ein Volvo-Sprecher erklärt auf BILD-Anfrage: „Wir bestreiten die Ergebnisse der routinemäßigen Abgasuntersuchung des Kraftfahrtbundesamtes (KBA)“. Alle Fahrzeuge seien gemäß den gesetzlichen und behördlichen Anforderungen zertifiziert und zugelassen.
Der China-Konzern kündigt an, sich gegen den KBA-Hammer juristisch zu wehren. Solange dieser Rechtsstreit laufe, müssten „die Kunden in Deutschland nicht tätig werden“, sagt ein Unternehmenssprecher.
Volvo steht allerdings vor einem Dilemma:
▶︎ Entweder der Hersteller geht gegen den Behörden-Bescheid in den einstweiligen Rechtsschutz und klärt die Sache in wenigen Wochen. Dies hat in der Diesel-Affäre aber noch kein Unternehmen gewagt. Grund: Die Aussichten sind schlecht. Und sollte Volvo unterliegen, müssten die Autos sofort von der Straße.
Oder Volvo geht – wie andere Hersteller zuvor auch – in das langwierige Hauptsacheverfahren. Das Problem: Währenddessen müsste die mutmaßliche Abgasmanipulation dennoch entfernt werden. Tut Volvo das nicht, kann das KBA die 18-monatige Frist streichen und die Fahrzeuge auch sofort stilllegen.
Pikant: Eigentlich wollte Volvo das Diesel-Kapitel hinter sich lassen. Seit 2024 baut der Hersteller keine Selbstzünder mehr. Es fehlen demnach wohl auch Experten, die das Diesel-Problem mit dem KBA schnell lösen könnten.
Ein erzwungener Rückkauf der Fahrzeuge könnte zum Milliarden-Risiko für Volvo werden. Halter haben in solchen Fällen nämlich Anspruch auf den Neupreis der Fahrzeuge abzüglich einer Nutzungsentschädigung pro gefahrenen Kilometer.