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Der_Dude schrieb am 19.10.2016, 13:10 Uhr[/url]"]Boom am Häusermarkt rettet Chinas Wachstumszahlen chinaImmobilien
19.10.16 08:57
PEKING (dpa -AFX) - Um rund 50 Prozent haben sich Wohnungen in Deutschlands
größten Städten seit 2010 verteuert. Fang Yongbin lacht, als er diese Zahl
hört. "Und das halten die Leute bei euch in Deutschland schon für Wahnsinn?",
fragt er ungläubig. Der 38-Jährige kommt aus Hefei, der Hauptstadt der
ostchinesischen Provinz Anhui, und arbeitet seit zehn Jahren in einer
Werbeagentur in Peking.
Seit er in Chinas Hauptstadt ankam, versucht er gemeinsam mit seiner
Freundin genug Geld für eine kleine Wohnung am Stadtrand zu sparen. Doch die
Preise galoppieren davon und lassen dem Paar keine Chance, auch nur ansatzweise
genügend Eigenkapital zu sammeln. Seit 2010 sind die Wohnungspreise in der
20-Millionen-Metropole um 180 Prozent geklettert. Ein Eigenheim kostet nun im
Durchschnitt 55 000 Yuan pro Quadratmeter, rund 7400 Euro. Und das bei einem
durchschnittlichen Monatsverdienst von umgerechnet 900 Euro. "Das nenne ich
Wahnsinn", sagt Fang Yongbin.
Doch auch wenn die Preise schon viele Chinesen wie den Werbefachmann und
seine Freundin abgehängt haben, genügend Kaufwillige gibt es noch immer: Allein
in Peking sind die Preise in diesem Jahr erneut um 25 Prozent gestiegen. Noch
steiler bergauf ging es in Shanghai (44 Prozent) und in der südchinesischen
Metropole Shenzhen (55 Prozent). Stagnationen oder sogar Preisrückgänge
verzeichnen dagegen kleinere Städte, wo oft komplett am Bedarf vorbei gebaut
wurde und ganze Geisterstädte entstanden sind.
Die Regierung sieht den Beton-Boom mit gemischten Gefühlen. Einerseits ist
der gut laufende Immobiliensektor willkommen, weil er dabei hilft, das ins
Stocken geratene Wachstum des Landes zu stabilisieren. Rund die Hälfte der in
China getätigten Inventionen flossen laut Einschätzungen von Analysten in
diesem Jahr in den Immobiliensektor. Das meiste davon auf Pump. Wäre die Kauf-
und Spekulationslust am Häusermarkt nicht so groß, auch die am Mittwoch
vorgelegten Wachstumszahlen für das dritte Quartal wären weniger freundlich
ausgefallen. Mit einem Zuwachs von 6,7 Prozent lagen sie genau im Rahmen der
Regierungserwartungen.
Gleichzeitig ist der Immobilienboom auch ein Zeichen für die weiterhin
große Unsicherheit: "Die Menschen kaufen Häuser, weil sie eine weitere
Abwertung der Währung fürchten", sagt der Pekinger Ökonom Chen Donglin.
Für Peking ein Dilemma. Wenn die Preise außer Kontrolle geraten und die
Blase platzen sollte, ist neben dem wirtschaftlichen auch der politische
Schaden kaum zu ermessen. Nichts fürchten die stets um Stabilität bemühten
Kader mehr als Unruhen, die auch durch unzufriedene Hausbesitzer ausgelöst
werden könnten. Fallen die Preise, sind jene Bürger sauer, die schon Immobilien
besitzen. Steigen die Preise ins Unermessliche, frustriert das jene, für die
Wohneigentum ein unerreichbarer Traum bleibt.
Mehrfach schon hat Peking deshalb in den vergangenen Jahren versucht, am
Häusermarkt zu intervenieren und kontrolliert Luft aus der Blase zu lassen.
Jetzt greift sogar Präsident Xi Jinping persönlich ein. Laut eines Berichts der
"South China Morning Post" ermahnten er und sein Regierungschef Li Keqiang
große Städte, entschlossener gegen die astronomischen Häuserpreise vorzugehen.
Die Mahnung zeigte schnell Wirkung: In Peking zum Beispiel müssen
Erstkäufer von Häusern seit Anfang Oktober 35 statt 30 Prozent Eigenkapital
mitbringen. Für eine Zweitwohnung müssen 50 Prozent des Kaufpreises angezahlt
werden. Shenzhen kündigte derweil an, so schnell wie möglich 137 Hektar neues
Bauland zur Verfügung zu stellen. Andere Städte beschränken die Zahl der
Wohnungen, die pro Person gekauft werden können.
Ob das Fang Yongbin und seiner Freundin noch hilft? Er will nun so schnell
es geht zurück in die Heimat nach Hefei und dort eine Wohnung kaufen. "Wir
machen uns Sorgen, dass wir auch dort zu spät dran sind", sagt er.
Möglich wäre es: Die Wohnungspreise in der relativ armen Provinzhauptstadt
haben sich in nur fünf Jahren verdoppelt./jpt/DP/stb
--- Von Jörn Petring, dpa ---