Wertsichere Anlageklasse
Deutsche schichten in Immobilien um
Bundesbürger investieren wieder mehr in Wohnimmobilien. Die Finanzkrise hat Häuser und Wohnungen erneut interessant werden lassen. So füllt das Eigenheim den Freiraum, der durch den Rückzug vieler Anleger aus den verschiedensten Wertpapieren entstanden ist.
von Richard Haimann
Wegen der Turbulenzen an den Kapitalmärkten kaufen die Bundesbürger wieder verstärkt Eigenheime und Eigentumswohnungen. Allein die Immobiliengesellschaften der zehn Landesbausparkassen (LBS) vermittelten in den ersten sechs Monaten des Jahres rund 13.500 Objekte, das ist ein Plus von sieben Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum.
"Weite Teile der Bevölkerung haben die Bedeutung der Immobilie als wertsichere Anlageklasse in der aktuellen Finanzkrise erkannt", erläutert Jürgen Schick, Vize-Präsident des Immobilienverbands Deutschland (IVD). Bei einer Umfrage der Maklervereinigung sagten 43 Prozent der Käufer von Eigenheimen und Eigentumswohnungen, sie hätten eine Immobilie erworben, weil diese Anlageform den höchsten Schutz für ihr Kapital biete.
34 Prozent nannten das günstige Zinsniveau als wesentlichen Grund für ihre Kaufentscheidung. Das Interesse an Immobilien ist mit dem Kurseinbruch an den Börsen im Herbst des vergangenen Jahres gestiegen. "Als Aktienindizes wie Dax, Dow Jones, Nasdaq und Nikkei auf Talfahrt gingen, wurden Betongoldinvestments immer stärker nachgefragt", berichtet Christian Wittke, Immobilienanlageexperte der Berenberg Bank.
Run auf Immobilien dank Finanzkrise
(Ziemlich pervers, wenn man bedenkt, dass die allgemeine Finanzkrise durch den zusammengebrochenen US-Immomarkt und der Subprimeshice ausgelöst wurde)
Davon profitierten auch Wohnungsunternehmen, die seit dem vierten Quartal des vergangenen Jahres einen deutlichen Anstieg bei den Privatisierungserfolgen verzeichnen konnten. Bundesweit veräußerten die Gesellschaften im vergangenen Jahr rund 50.000 Wohnungen aus ihren Beständen an Mieter und Kapitalanleger, das sind 33 Prozent mehr als im Jahr davor.
"Die meisten Verkäufe erfolgten dabei während des Jahresendgeschäfts von Oktober bis Dezember", sagt Jürgen Kelber, Geschäftsführer der auf Wohnungsprivatisierungen spezialisierten Gesellschaft Alt & Kelber.
In diesem Jahr dürften die Absatzzahlen noch einmal deutlich zulegen. "Die Finanzkrise hat zu einem regelrechten Run in den Sachwert Immobilie geführt", stellt Kelber fest.
Auch die Abschlusszahlen für neue Bausparverträge schnellen deutlich in die Höhe. Schon im Jahr 2008 konnten die Landesbausparkassen 1,52 Millionen neuer Bausparverträge abschließen, das waren 12,5 Prozent mehr als noch im Jahr zuvor. Die 15 privaten Bausparkassen in Deutschland verzeichneten im Neugeschäft sogar einen Zuwachs von 15,4 Prozent auf rund 2,4 Millionen Verträge. Und für das laufende Jahr rechnet Andreas Zehnder, Vorstandsvorsitzender des Verbands der Privaten Bausparkassen, mit weiterem Wachstum: "Die Sicherheit steht bei Sparern hoch im Kurs."
Gründe für die Renaissance
In den vergangenen Jahren war die Nachfrage nach selbst genutzten Immobilien zurückgegangen. Insbesondere die Streichung der Eigenheimzulage mit Ablauf des Jahres 2005 hat das Interesse drastisch einbrechen lassen. Die Eigenheimzulage war die größte staatliche Subvention in Deutschland. 2004 hatte die Regierung noch rund 11,4 Mrd. Euro an Steuergeldern aufgewendet, um auf diese Weise den Erwerb von Eigenheimen und Eigentumswohnungen zu fördern.
Die Finanzkrise hat gleich aus mehreren Gründen zu einer regelrechten Renaissance der Immobilie geführt. Anleger suchen nicht nur Sicherheit. Sie profitieren beim Immobilienerwerb auch von der drastischen Senkung des Leitzinses auf aktuell ein Prozent durch die Europäische Zentralbank (EZB). "Die Baugeldkosten befinden sich derzeit nahe des historischen Tiefststandes", sagt Robert Haselsteiner, Vorstand des Immobilienkreditvermittlers Interhyp.
Die Bestsätze für Annuitätendarlehen mit zehnjähriger Laufzeit über maximal 60 Prozent des Immobilienwerts notieren aktuell knapp unter vier Prozent. Darlehen mit 25-jähriger Zinsfestschreibung gibt es schon für 4,69 Prozent. "Die Standardfinanzierung für ein gebrauchtes Eigenheim kostet meist nicht mehr als die Kaltmiete für ein vergleichbares Objekt", stellt LBS-Verbandsdirektor Hartwig Hamm fest.
Das liegt auch daran, dass die Preise von Einfamilienhäusern und Eigentumswohnungen in Deutschland in den vergangenen Jahren in den meisten Regionen nicht gestiegen sind, sondern seitwärts tendierten oder sogar fielen. "Eine Spekulationsblase wie in den USA, Großbritannien oder Spanien hat es in der Bundesrepublik seit der Jahrtausendwende nicht gegeben", sagt Günter Vornholz, Leiter Immobilienresearch bei der Nord/LB-Tochter Deutsche Hypo.
Nach der Statistik des Hypothekenkreditdienstleisters Hypoport verbilligten sich die Preise von Eigenheimen im Bestand von Anfang 2005 bis April dieses Jahres im Bundesschnitt von 1665 Euro pro Quadratmeter auf 1380 Euro je Quadratmeter. Seither stieg der Durchschnittspreis der veräußerten Bestandsobjekte bis Ende Juni wieder leicht auf 1389 Euro für den Quadratmeter.
Bei den Eigentumswohnungen fielen die Quadratmeterpreise von Anfang 2005 bis April dieses Jahres von 1686 Euro auf 1571 Euro und zogen bis Ende Juni wieder auf 1577 Euro an. Die Daten basieren auf der Auswertung von Hypothekendarlehen, die über die Hypoport-Plattform Europace abgewickelt werden. Das dortige Handelsvolumen entspricht rund zehn Prozent aller in Deutschland ausgereichten Immobilienkredite an Privatkunden.
Landflucht Immer mehr Menschen zieht es von ländlichen Regionen in Ballungszentren. Dieser Trend wird anhalten.
Eigenheimpreise Wertsteigerungen von Häusern und Eigentumswohnungen werden deswegen eher in Großstädten und deren Speckgürteln zu verzeichnen sein.
Deutsche-Hypo-Experte Vornholz warnt allerdings davor, nun voreilig eine Immobilie zu erwerben. "Durch die Bevölkerungswanderung werden die Preise von Eigenheimen und Eigentumswohnungen in zahlreichen Klein- und Mittelstädten sowie in ländlichen Regionen weiter fallen."
Seit Jahren ziehen immer mehr junge Menschen und Familien vom Land in die Ballungszentren, sagt auch Thomas Beyerle, Chefresearcher der Immobilieninvestmentgesellschaft Degi: "Häuser und Wohnungen in Hamburg, Frankfurt, München oder Stuttgart werden deshalb Wertsteigerungen erfahren - eine Immobilie in Hintertupfingen hingegen nicht.
Deutsche schichten in Immobilien um
Bundesbürger investieren wieder mehr in Wohnimmobilien. Die Finanzkrise hat Häuser und Wohnungen erneut interessant werden lassen. So füllt das Eigenheim den Freiraum, der durch den Rückzug vieler Anleger aus den verschiedensten Wertpapieren entstanden ist.
von Richard Haimann
Wegen der Turbulenzen an den Kapitalmärkten kaufen die Bundesbürger wieder verstärkt Eigenheime und Eigentumswohnungen. Allein die Immobiliengesellschaften der zehn Landesbausparkassen (LBS) vermittelten in den ersten sechs Monaten des Jahres rund 13.500 Objekte, das ist ein Plus von sieben Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum.
"Weite Teile der Bevölkerung haben die Bedeutung der Immobilie als wertsichere Anlageklasse in der aktuellen Finanzkrise erkannt", erläutert Jürgen Schick, Vize-Präsident des Immobilienverbands Deutschland (IVD). Bei einer Umfrage der Maklervereinigung sagten 43 Prozent der Käufer von Eigenheimen und Eigentumswohnungen, sie hätten eine Immobilie erworben, weil diese Anlageform den höchsten Schutz für ihr Kapital biete.
34 Prozent nannten das günstige Zinsniveau als wesentlichen Grund für ihre Kaufentscheidung. Das Interesse an Immobilien ist mit dem Kurseinbruch an den Börsen im Herbst des vergangenen Jahres gestiegen. "Als Aktienindizes wie Dax, Dow Jones, Nasdaq und Nikkei auf Talfahrt gingen, wurden Betongoldinvestments immer stärker nachgefragt", berichtet Christian Wittke, Immobilienanlageexperte der Berenberg Bank.
Run auf Immobilien dank Finanzkrise
(Ziemlich pervers, wenn man bedenkt, dass die allgemeine Finanzkrise durch den zusammengebrochenen US-Immomarkt und der Subprimeshice ausgelöst wurde)
Davon profitierten auch Wohnungsunternehmen, die seit dem vierten Quartal des vergangenen Jahres einen deutlichen Anstieg bei den Privatisierungserfolgen verzeichnen konnten. Bundesweit veräußerten die Gesellschaften im vergangenen Jahr rund 50.000 Wohnungen aus ihren Beständen an Mieter und Kapitalanleger, das sind 33 Prozent mehr als im Jahr davor.
"Die meisten Verkäufe erfolgten dabei während des Jahresendgeschäfts von Oktober bis Dezember", sagt Jürgen Kelber, Geschäftsführer der auf Wohnungsprivatisierungen spezialisierten Gesellschaft Alt & Kelber.
In diesem Jahr dürften die Absatzzahlen noch einmal deutlich zulegen. "Die Finanzkrise hat zu einem regelrechten Run in den Sachwert Immobilie geführt", stellt Kelber fest.
Auch die Abschlusszahlen für neue Bausparverträge schnellen deutlich in die Höhe. Schon im Jahr 2008 konnten die Landesbausparkassen 1,52 Millionen neuer Bausparverträge abschließen, das waren 12,5 Prozent mehr als noch im Jahr zuvor. Die 15 privaten Bausparkassen in Deutschland verzeichneten im Neugeschäft sogar einen Zuwachs von 15,4 Prozent auf rund 2,4 Millionen Verträge. Und für das laufende Jahr rechnet Andreas Zehnder, Vorstandsvorsitzender des Verbands der Privaten Bausparkassen, mit weiterem Wachstum: "Die Sicherheit steht bei Sparern hoch im Kurs."
Gründe für die Renaissance
In den vergangenen Jahren war die Nachfrage nach selbst genutzten Immobilien zurückgegangen. Insbesondere die Streichung der Eigenheimzulage mit Ablauf des Jahres 2005 hat das Interesse drastisch einbrechen lassen. Die Eigenheimzulage war die größte staatliche Subvention in Deutschland. 2004 hatte die Regierung noch rund 11,4 Mrd. Euro an Steuergeldern aufgewendet, um auf diese Weise den Erwerb von Eigenheimen und Eigentumswohnungen zu fördern.
Die Finanzkrise hat gleich aus mehreren Gründen zu einer regelrechten Renaissance der Immobilie geführt. Anleger suchen nicht nur Sicherheit. Sie profitieren beim Immobilienerwerb auch von der drastischen Senkung des Leitzinses auf aktuell ein Prozent durch die Europäische Zentralbank (EZB). "Die Baugeldkosten befinden sich derzeit nahe des historischen Tiefststandes", sagt Robert Haselsteiner, Vorstand des Immobilienkreditvermittlers Interhyp.
Die Bestsätze für Annuitätendarlehen mit zehnjähriger Laufzeit über maximal 60 Prozent des Immobilienwerts notieren aktuell knapp unter vier Prozent. Darlehen mit 25-jähriger Zinsfestschreibung gibt es schon für 4,69 Prozent. "Die Standardfinanzierung für ein gebrauchtes Eigenheim kostet meist nicht mehr als die Kaltmiete für ein vergleichbares Objekt", stellt LBS-Verbandsdirektor Hartwig Hamm fest.
Das liegt auch daran, dass die Preise von Einfamilienhäusern und Eigentumswohnungen in Deutschland in den vergangenen Jahren in den meisten Regionen nicht gestiegen sind, sondern seitwärts tendierten oder sogar fielen. "Eine Spekulationsblase wie in den USA, Großbritannien oder Spanien hat es in der Bundesrepublik seit der Jahrtausendwende nicht gegeben", sagt Günter Vornholz, Leiter Immobilienresearch bei der Nord/LB-Tochter Deutsche Hypo.
Nach der Statistik des Hypothekenkreditdienstleisters Hypoport verbilligten sich die Preise von Eigenheimen im Bestand von Anfang 2005 bis April dieses Jahres im Bundesschnitt von 1665 Euro pro Quadratmeter auf 1380 Euro je Quadratmeter. Seither stieg der Durchschnittspreis der veräußerten Bestandsobjekte bis Ende Juni wieder leicht auf 1389 Euro für den Quadratmeter.
Bei den Eigentumswohnungen fielen die Quadratmeterpreise von Anfang 2005 bis April dieses Jahres von 1686 Euro auf 1571 Euro und zogen bis Ende Juni wieder auf 1577 Euro an. Die Daten basieren auf der Auswertung von Hypothekendarlehen, die über die Hypoport-Plattform Europace abgewickelt werden. Das dortige Handelsvolumen entspricht rund zehn Prozent aller in Deutschland ausgereichten Immobilienkredite an Privatkunden.
Landflucht Immer mehr Menschen zieht es von ländlichen Regionen in Ballungszentren. Dieser Trend wird anhalten.
Eigenheimpreise Wertsteigerungen von Häusern und Eigentumswohnungen werden deswegen eher in Großstädten und deren Speckgürteln zu verzeichnen sein.
Deutsche-Hypo-Experte Vornholz warnt allerdings davor, nun voreilig eine Immobilie zu erwerben. "Durch die Bevölkerungswanderung werden die Preise von Eigenheimen und Eigentumswohnungen in zahlreichen Klein- und Mittelstädten sowie in ländlichen Regionen weiter fallen."
Seit Jahren ziehen immer mehr junge Menschen und Familien vom Land in die Ballungszentren, sagt auch Thomas Beyerle, Chefresearcher der Immobilieninvestmentgesellschaft Degi: "Häuser und Wohnungen in Hamburg, Frankfurt, München oder Stuttgart werden deshalb Wertsteigerungen erfahren - eine Immobilie in Hintertupfingen hingegen nicht.