Jim Rogers glaubt weiter an Rohstoff-Hausse
Fundresearch.de (15.01.08) - Ob Öl, Gold oder Weizen – die Preise für Rohstoffe erklimmen immer neue Höhen. Dieser Trend dürfte langfristig anhalten. Den zittrigen Börsen zum Trotz. "Alle Rohstoffe sind für ein weiteres Jahrzehnt sehr knapp", sagt Rohstoff-Guru Jim Rogers.
Guter Riecher und perfektes Timing
Eines kann man Jim Rogers nicht absprechen: sein Gespür für exzellente Geschäfte. Im Dezember vergangenen Jahres etwa verkaufte der Investmentguru sein Stadthaus in New York, für das er 1977 knapp 100 000 Dollar hinblättern musste. Der Erlös 30 Jahre später betrug mit 16 Millionen Dollar das 160-Fache.
Einen ähnlich guten Riecher bewies der 65-jährige US-Amerikaner, als er vor sieben Jahren das Comeback der Rohstoffe ausrief. Zu einer Zeit, als die Branche am Boden lag. Das Timing war beinahe perfekt.
Seit 2001 sind die Notierungen für Öl, Gold und Weizen in die Höhe geschossen. Seither personifiziert Rogers wie kein Zweiter den Boom der Bodenschätze. Produkte auf Rohstoffindizes mit seinem Namen sind zu Verkaufsschlagern avanciert.
Früher Außenseitermeinung, heute Tatsache
Was der ehemaligen Hedgefondsmanager vor Jahren noch als Außenseitermeinung propagiert hat, ist heute längst Tatsache. Die steigenden Preise bei Lebensmitteln und Energie sind inzwischen für jedermann im Geldbeutel spürbar.
In den vergangenen Wochen erreichten gleich mehrere Rohstoffe historische Preisrekorde, die auch auf den Ansturm von institutionellen wie Privatanlegern zurückzuführen sind.
Angelockt durch die Unsicherheiten auf dem Aktien- und Anleihemarkt, erliegen immer mehr Investoren dem Reiz der Rohstoffe. Für die Anlageklasse spricht, dass sie langfristig mehr Stabilität ins Depot bringt, da sie sich relativ unabhängig vom Aktien- und Anleihemarkt entwickelt.
Aber auch fundamental gibt es gute Gründe, sich bei Bodenschätzen zu engagieren. Denn egal, ob bei Industrie- oder Edelmetallen, bei Öl oder Nahrungsmitteln, die Nachfrage steigt, angetrieben durch die Schwellenländer, langfristig an.
"Wir sind erst am Beginn eines Zyklus"
In vielen Bereichen kann das Angebot mit dem Bedarf nicht mithalten, ein Ende des Booms ist laut Rogers erst einmal nicht in Sicht: "Alle Rohstoffe sind für ein weiteres Jahrzehnt sehr knapp."
Deutlich wird dies bei den Agrarrohstoffen, die trotz eines Preisschubs von 31 Prozent im vergangenen Jahr laut Rogers erst am Anfang einer mehrjährigen Rally stehen.
Mit seiner Meinung steht der Amerikaner keineswegs mehr allein da. "Inflationsbereinigt notieren die Preise der Agrarrohstoffe immer noch weit unter ihren historischen Höchstständen", erklärt auch Michael Lewis, Chef für Rohstoffresearch bei der Deutschen Bank.
"Wir glauben, dass die Rally bei Soft Commodities noch in den Kinderschuhen steckt." Und sein Kollege Eugen Weinberg von der Commerzbank stimmt zu: "Wir sind erst am Beginn eines Zyklus."
Chinesen und Inder essen mehr Fleisch
Denn der Bedarf steigt zugleich bei Lebensmitteln, Viehfutter und Biotreibstoff an. Die Produktion von Biosprit aufgrund der Bemühungen der Industriestaaten, den CO2-Ausstoß und die Abhängigkeit von den Ölländern zu senken, wird weltweit kräftig nach oben gefahren.
Allein in den USA soll sich die Herstellung von Treibstoff aus Futtermais in den kommenden drei Jahren auf 90 Millionen Tonnen verdoppeln. Dies allein würde den Markt noch nicht in Schieflage versetzen, doch gleichzeitig wächst auch der Bedarf an Viehfutter und Lebensmitteln deutlich.
"Aufgrund des gestiegenen Einkommens in den Schwellenländern hat sich das Ernährungsverhalten der Menschen vor Ort deutlich geändert", erklärt Ralf Oberbannscheidt, der den DWS Invest Global Agribusiness managt.
Proteinhaltigere Nahrung wie Fleisch werde etwa in China und Indien immer beliebter. Das schlägt wiederum auf den Futtermittelmarkt durch, da für jedes Kilo Fleisch zwischen sieben und zehn Kilogramm Getreide verfüttert werden muss.
"In der EU sind inzwischen alle Butterberge abgebaut"
Engpässe bei Sojabohnen, die sowohl für Viehfutter als auch für Biotreibstoffe verwendet werden, sind daher keine Seltenheit mehr. In diesem Jahr erwartet die Investmentbank Goldman Sachs eine große Angebotslücke bei Sojabohnen, die die Preise um knapp 50 Prozent in die Höhe treiben könnte.
Auch bei Weizen und Mais ist die Situation derzeit angespannt, nicht zuletzt durch viele Missernten weltweit. Gemessen am Verbrauch, befinden sich die Vorratsbestände daher auf dem niedrigsten Stand seit vier Jahrzehnten. Eine Tendenz, die sich auch bei anderen Lebensmittelsektoren zeigt.
"In der Europäischen Union sind inzwischen alle Milchseen sowie Fleisch- und Butterberge abgebaut", sagt Oberbannscheidt. Der Druck wird angesichts der wachsenden Weltbevölkerung zunehmen, die von derzeit sieben Milliarden bis 2050 auf rund zehn Milliarden Menschen zunehmen wird.
Klimawandel macht Preise für Agrarrohstoffe schwankungsanfälliger
Gleichzeitig lassen sich die Anbauflächen nicht beliebig vergrößern. Im Gegenteil: In den vergangenen Jahren haben die Ackerflächen wegen der Ausbreitung von Wüsten und durch Verstädterung pro Jahr um ein halbes Prozent abgenommen.
Unklar ist allerdings, inwieweit moderne Anbaumethoden und besseres Saatgut diesen Effekten entgegenstehen können. Ohnehin sollten sich Anleger über eines bewusst sein: Die Preise für Agrarrohstoffe werden "in Zukunft noch schwankungsanfälliger, als sie es heute schon sind", sagt Oberbannscheidt.
"Die Wetterkapriolen werden durch den Klimawandel deutlich zunehmen." Studien gehen davon aus, dass der Klimawandel bis zu 30 Prozent der Getreideernte weltweit bedrohen könnte.
Gold ist ein Krisengewinner
Zweiter großer Favorit für Kursgewinne sind Goldinvestments. Erst vergangene Woche knackte der Goldpreis zum ersten Mal die 900-Dollar-Marke je Feinunze (31 Gramm). Zuletzt notierte das Edelmetall im Jahr 1980 mit 850 Dollar ähnlich hoch.
Damals war die UdSSR in Afghanistan einmarschiert, der Ölpreis in die Höhe geschossen und der US-Dollar wegen Rezessionsängsten unter Druck.
Knapp 27 Jahre später sind es wieder wirtschaftlich wie politisch unsichere Zeiten, in denen Gold seinem Ruf als sicherer Investmenthafen gerecht wird.
"Die Hauptgründe für die Rally sind die Dollarschwäche, die Turbulenzen auf dem Finanzmarkt und der weltweite Anstieg der Inflation", erklärt Graham Birch, Manager des Fonds Black Rock Merrill Lynch World Gold, einem der besten Goldfonds der vergangenen Jahre.
"Gold-ETFs sind die Zentralbank der kleinen Leute"
Immer mehr Investoren legen sich daher das Edelmetall ins Portfolio. Neben physischem Gold haben Anleger Exchange Traded Funds für sich entdeckt. Insgesamt ist der Absatz der mit Gold unterlegten, börsengehandelten Papiere allein im vergangenen Jahr um 34 Prozent gestiegen.
Inzwischen halten ETF-Investoren über 865 Tonnen Gold. Damit sind sie die siebtgrößte Investorengruppe. "Gold-ETFs sind inzwischen die Zentralbank der kleinen Leute geworden", sagt David Davis, Rohstoffanalyst bei der Credit Suisse.
Doch auch in Form von Schmuck erfreut sich Gold wachsender Beliebtheit vor allem in Indien und China. Gleichzeitig stockt die Produktion des Edelmetalls, da die Abbaukosten stärker zulegen als der Goldpreis.
Gold wird knapper – und damit teurer
Ein großes Problem für viele kleine Minen, die schließen müssen. Ein Trend, der vor allem in Südafrika, dem größten Goldproduzenten der Welt, zu beobachten ist. Immer tiefer muss gebohrt werden, um das gelbe Metall ans Tageslicht zu bringen.
Am Kap ist der Ausstoß inzwischen auf das Niveau von 1931 zurückgefallen, weltweit ist die Produktion seit 2001 um sieben Prozent gesunken. "Wir glauben, dass es einen deutlichen Preisanstieg geben muss, damit sich der Trend umkehrt", erklärt Birch.
China beim Ölverbrauch gleich hinter den USA
Versorgungsprobleme und fallende Lagerbestände sind entscheidend für die künftige Entwicklung auf dem Rohölmarkt. Vor wenigen Tagen übersprang die Notierung eines Barrels (159 Liter) der Sorte Brent erstmals die 100-Dollar-Marke. Bis zu 200 Dollar sind nach Angaben von Experten in den kommenden zehn Jahren durchaus vorstellbar.
Der wichtigste Antreiber hierfür ist ebenfalls China. Seit sich das Milliardenreich in einem wirtschaftlichen Rausch befindet, wächst der Energiehunger des Landes immens an. Hinter den USA ist China schon auf Platz 2 der Länder mit dem höchsten Ölverbrauch vorgerückt.
Unklar ist, ob die Förderung mit dem Wachstumstempo in den Schwellenländern noch mithalten kann. Dennoch ist für Anleger Vorsicht geboten.
"Es wieder exzellente Gelegenheiten zum Kauf geben"
Derzeit mehren sich Stimmen, die angesichts der um sich greifenden Rezessionsangst in den Industrienationen zumindest kurzfristig von einer sinkenden Nachfrage und fallenden Preisen warnen.
Auch für Industriemetallen gilt trotz langfristig guter Aussichten: wegen der nachlassenden Wirtschaftsdynamik könnten kurzfristig die Kurse erst einmal nachgeben.
Jim Rogers wittert aber selbst in diesem Sektor das große Geschäft. Zwar kaufe er derzeit keine Industriemetalle, so Rogers, "aber in den nächsten ein oder zwei Jahren wird es wieder exzellente Gelegenheiten zum Kauf geben".
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Rohstoffe
Weizen: Missernten und die boomende Nachfrage haben den Weizenpreis in zwölf Monaten um 80 Prozent verteuert.
Gold: Die Feinunze Gold notierte vergangene Woche zum ersten Mal im Handelsverlauf bei knapp über 900 Dollar.
Öl: Nachdem die Rekordmarke von 100 Dollar je Barrel gefallen ist, halten Rezessionsängste den Ölpreis unter Druck.
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Rohstoff-Investments
DWS Invest Global Agribusiness: Hunger auf Rendite
Ob Anbau, Ernte oder Verarbeitung – Oliver Kratz und Ralf Oberbannscheidt, die Fondsmanager des DWS Invest Global Agribusiness, investieren weltweit in Firmen, die vom Boom der Agrarrohstoffe profitieren. So finden sich neben dem US Saatgutspezialisten Monsanto auch der israelische Pflanzenschutzhersteller Makhteshim-Agan im Portfolio. "Wir investieren in die gesamte Wertschöpfungskette des Agrargeschäfts", erklärt Oberbannscheidt. Und das mit Erfolg, wie der Wertzuwachs von über 16 Prozent in 2007 zeigt. Klar ist aber auch, dass der Fonds nicht allein von Agrarrohstoffpreisen, sondern auch von der Stimmung an den Aktienmärkten beeinflusst wird. Dennoch ein guter Weg, um vom Aufschwung am Agrarmarkt zu profitieren.
JP Morgan Global Natural Resources: Mit Kleinen ganz groß
Der JP Morgan Global Natural Resources investiert nicht nur in Goldminen, er ist auch eine. Sowohl über ein als auch über drei Jahre gehört der Fonds zu den besten in seiner Kategorie. In den vergangenen zwölf Monaten legte der Fonds um über 30 Prozent zu. Neben Firmen aus der Edelmetallbranche kann Manager Ian Henderson auch in Unternehmen aus den Bereichen Industriemetalle und Energie investieren. Dabei gilt: Eine einzelne Branche darf höchstens 60 Prozent des Portfolios ausmachen. Das sorgt trotz des Rohstoff-Fokus für eine gewisse Risikostreuung. Derzeit sind Goldminenbetreiber mit rund einem Drittel im Fonds gewichtet. Henderson setzt im Fonds vor allem auf kleine und mittelgroße Unternehmen, die kurz vor der Produktionsaufnahme stehen. Diese Explorationsunternehmen bergen ein besonders hohes Gewinnpotenzial, werden sie auf ihrer Suche nach Rohstoffvorkommen fündig. Daneben befinden sich aber auch Branchenriesen wie der britisch-australische Bergbaugigant Rio Tinto im Portfolio. So profitiert Henderson von der derzeit ablaufenden Konsolidierungswelle, die die Minenbranche erfasst hat.
Lyxor Gold Bullion Securities: Goldiges Investment
Mit dem Lyxor Gold Bullion Securities (Lyxor GBS) können Privatanleger eine mit physischem Gold unterlegte Schuldverschreibung an der Frankfurter Börse handeln. Das ETF bietet die extrem kostengünstige Möglichkeit, Anteile am Goldbarren zu kaufen und so von der Entwicklung des Goldpreises 1:1 zu partizipieren. Die Wertpapiere sind dabei jeweils mit knapp 0,1 Unzen realem Gold unterlegt. Der Kurs beträgt daher ein Zehntel des in Euro umgerechneten Preises von einer Unze Gold auf dem Spotmarkt. Das Gold wird in den Tresorräumen der britischen Großbank HSBC in London aufbewahrt.
RICI-Enhanced-Indizes: Rogers Ideen im Paket
Da er mit den angebotenen Rohstoffindizes nicht zufrieden war, kreierte Börsenguru Jim Rogers seine eigenen, in die Anleger über Zertifikate investieren können. Eine besonders breite Produktpalette bietet ABN Amro an. Um Rollverluste beim Austausch der enthaltenen Terminkontrakte so gut wie möglich zu vermeiden, kamen jüngst die verbesserten Rogers-International-Commodity-Indizes, kurz RICI-Enhanced, auf den Markt. Neben dem Zertifikat auf den optimierten Gesamtindex (ISIN: DE000AA0QL44) erscheint derzeit vor allem das Produkt auf den Landwirtschafts-Subindex (RICI-Agriculture, DE000AA0QL51) interessant. Der Index enthält neben Weizen, Mais, Zucker und Sojabohnen unter anderem auch einen Anteil Holz, Reis und Lebendvieh, was in vielen vergleichbaren Rohstoffbarometern fehlt. Beide Zertifikate gibt es auch in währungsgesicherter Form (Gesamtindex: DE000AA0QL85, Agrarindex: DE000AA0QL93).
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Rohstoff-Fonds: Performance seit 1.1.2007 (in %)
1. DB Platinum Commodity Euro R1C: 42,3
2. DWS Gold Plus: 31,1
3. GS Commodities Enhanc. € Hed.: 30,8
4. UBS (Lux) Rog. Int.Commodity €; 30,0
5. J. Bär Commodity (EUR) B: 26,4
Fonds: WKN
1. DB Platinum Commodity Euro R1C: A0D97Z
2. DWS Gold Plus: 973246
3. GS Commodities Enhanc. € Hed.: A0HMQU
4. J. Bär Commodity (EUR) B: A0JJUP
5. UBS (Lux) Rog. Int.Commodity €: A0H1ED
Rohstoff-Aktienfonds: Performance seit 1.1.2007 (in %)
1. VCH Expert Natural Res.B: 43,5
2. Merrill L. Wld Mining A2 USD: 41,1
3. First State Global Resources A: 40,9
4. FORTIS Equity Resources World C: 40,2
5. Pioneer Aktien Rohstoffe A € ND: 31,7
Fonds: WKN
1. First State Global Resources A: 728498
2. FORTIS Equity Resources World C: 987510
3. Merrill L. Wld Mining A2 USD: 986932
4. Pioneer Aktien Rohstoffe A € ND: 977988
5. VCH Expert Natural Res.B: A0BL7N