Die Lage spitzt sich zu - Armageddon als Dauerzustand
von Harald Weygand
Freitag 02.09.2011, 20:19 Uhr
Meine Damen und Herren, die Ereignisse überschlagen sich, die Verschuldungskrise in Europa
verläuft foudroyant. Griechen, Portugiesen, Briten, aber auch Italiener und Franzosen verordnen
sich radikale Spaßmaßnahmen, dennoch steigen die Risikoprämien (CDS Level) auf Staatsanleihen
dieser Volkswirtschaften beängstigend, ebenso die europäischer Banken. Anbei eine
beeindruckende Grafik aus einem Researchreport der Danske Bank. Die 5 Jahres Credit Spreads
einiger Geldhäuser bewegen sich teilweise auf höheren Niveaus als 2008. Daran läßt sich ablesen,
dass der Markt die Lage der Banken extrem kritisch einschätzt. Insofern kein Wunder, dass die
Kurse des Bankensektors seit Juli bereits einbrechen. Und das in Europa und den USA.
Die Finanzkrise 2007/2008 wurde zunächst dadurch gelöst, dass durch die "Bailouts" das Risiko von
den Banken auf die Staaten überging. Jetzt sehen sich letztere in Europa und den USA zum Sparen
gezwungen und das Risiko kehrt wieder zu den Banken zurück. Die verheerenden Folgen der
Lehman Insolvenz auf die Realwirtschaft sind noch allgegenwärtig. Können klamme Staaten ihren
Banken überhaupt noch im Notfall zur Seite springen ? Ein Circulus vitiosus.
Es mehren sich Analystenstimmen, die abermals ein Übergreifen der Verschuldungskrise auf die
Realwirtschaft befürchten. Der Status quo ist der, dass es bereits erhebliche
Wachstumsverlangsamungen gibt. Gerade auch in den USA hat sich Obama nach langer Diskussion
unter dem Druck der Republikaner dazu verpflichtet, in den kommenden Jahren sage und schreibe
2,4 Billionen $ einsparen zu wollen. Diesbzgl. gibt es keinen Weg zurück. Wenn doch, wäre dies der
totale Gesichtsverlust des von den Republikanern kontrollierten US-Kongresses. Kostspielige
Konjunkturprogramme sind demzufolge keine Option mehr.
Werfen Sie einen Blick auf die folgende imposante Grafik. Veranschaulicht ist die Wirkung des von
der US Notenbank FED initiiertem Quantitave Easing (QE) auf S&P 500 Index (blau) und die Zinsen
der 10jährigen US Staatsanleihen (rot). Es ist gut zu erkennen, dass während des Easings,
also während des Ankaufs von Staatsanleihen, der S&P 500 Index eine rallyartige Anstiegsphase
ausbildete. Zeitgleich stiegen die Renditen der Staatsanleihen tendenziell an. Ein Ende der
geldpolitischen Lockerung führte zu einem Ende der Aktienmarktrally; und die Renditen fielen
wieder. Ende Juni dieses Jahres lief QE2.0 aus. Und siehe da, Anfang Juli startete der mehrwöchige
Sell Off in DOW Jones, S&P 500 Index, DAX etc. Gut, wie geht es weiter ? Ist der Aktienmarkt ohne
QE nicht "überlebensfähig" ? Wird es QE3.0 oder ein Äquivalent geben ? Am 20. September tagt der
Offenmarktausschuß der US Notenbank. Dann wissen wir mehr. Bereits im Vorfeld wird Bernanke
den einen oder anderen Vertreter vorschicken und medienwirksam das Thema diskutieren lassen.
Angesichts schwacher Konjunkturdaten, anhaltend hoher Arbeitslosigkeit, schlechter US
Hausmarktdaten stellt sich die Frage, ob QE3.0, wenn es denn kommen sollte, nochmals eine
solche Strahlkraft auf die Aktienmärkte haben wird wie bei den ersten beiden Gängen.
Kursmustern. Es handelt sich um keine Bodenmuster! Trotz des angekündigten 5 Mrd $
Engagements Warren Buffets in Banc of America (BAC) imponiert der US Bankensektor durch
enorme technische Schwäche. Es ist nachvollziehbar, dass sich US-amerikanische Banken nicht
von ihren europäischen Pendants abkoppeln können.