26.01.2013 07:22 Uhr | Steve Saville
Die Grundursachen des Goldbullenmarktes
Es folgt ein Auszug aus einem Kommentar, der ursprünglich am 6. Januar 2013 auf www.speculative-investor.com veröffentlicht wurde.
Warum befindet sich Gold in einem Bullenmarkt? Die Antwort lautet nicht “Preisinflation”; die gibt es zwar, aber sie wird aktuell noch nicht generell als großes Problem wahrgenommen. Zudem gab es in den 1980ern und 1990ern - trotz unablässiger "Preisinflation" - einen Goldbärenmarkt. Monetäre Inflation ist Teil der Antwort, aber nicht der wichtigste Teil, weil es auch in den 20 Jahren, in denen sich Gold in einem Bärenmarkt befand, eine ganze Menge monetäre Inflation gab. Die langfristige Trendwende am US-Aktienmarkt im Jahr 2000 (von aufwärts zu abwärts) ist ebenfalls Teil der Antwort. Wenn man aber sagt, Gold befände sich in einem Bullenmarkt, weil sich der Aktienmarkt in einer langfristigen Verlustperiode befindet, so müsste man auch erklären warum. Warum muss ein langfristiger Goldbullenmarkt mit einem langfristigen Aktienbärenmarkt einhergehen?
Die Antwort auf die Frage “Warum befindet sich Gold in einem Bullenmarkt” steht im Zusammenhang mit der allgemeinen Sparneigung. Wenn die Unsicherheit und/ oder die gefühlten Wirtschafts- und Finanzmarktrisiken steigen, wollen die Menschen von Natur aus mehr sparen und weniger ausgeben. Das trifft besonders dann zu, wenn sich ein wirtschaftsweiter, inflationsgetriebener Boom schließlich zur Krise entwickelt. Denn dann sind die Schuldstände hoch; viele Investments, die erwartungsgemäß große Gewinne abwerfen sollten, stellen sich als schlecht durchdacht heraus, und es zeigt sich, dass vieles von dem, was man ganz allgemein über die wirtschaftliche Situation zu wissen glaubte, einfach völlig falsch war. Eigentlich würden solche Umstände dafür sorgen, dass die Menschen ihre Geldbestände generell erhöhen.
Allerdings reagieren die Zentralbanken auf jene Faktoren, die die Menschen zum verstärkten Sparen animieren, mit Maßnahmen, die den Wert des Geldes verringern. Die politischen Entscheidungsträger handeln damit nach keynesianischer Spielanleitung, die aber in fast jeder Hinsicht rückständig ist. In der realen Welt kommt ein Anstieg der Spartätigkeit zu Beginn wirtschaftlicher Wachstumsprozesse und ein Anstieg der Verbraucherausgaben kommt gegen Ende; in der keynesianischen Welt beginnen die wirtschaftlichen Wachstumsprozesse aber mit einem Anstieg der Verbraucherausgaben. In der spiegelverkehrten Fantasiewelt der keynesianischen Ökonomen wird ein Anstieg der Spartätigkeit darüber hinaus als etwas Schlechtes betrachtet, weil dieser zu unmittelbar sinkendem Konsum führt.
Also: Es passieren Dinge, die die Öffentlichkeit zu erhöhter Spartätigkeit animieren, die Zentralplaner sagen dann aber: "Wenn ihr mehr Geld spart, werden wir Euch bestrafen!" Sie sagen nicht wirklich “wir werden Euch bestrafen”, sie setzen stattdessen Maßnahmen durch, die einen Realverlust bei Bargeldersparnissen garantieren. Dennoch lassen diese Maßnahmen, mit denen die Attraktivität von Ersparnissen in Form des offiziellen Geldes gesenkt wird, das grundlegende Sparbedürfnis der Menschen nicht schrumpfen. In Wirklichkeit schwächen diese Maßnahmen in der Tendenz die Wirtschaft zusätzlich und schaffen noch mehr Unsicherheit; was das Sparbedürfnis noch weiter steigen lässt.
An dieser Stelle kommt Gold ins Spiel. Die Menschen wollen mehr sparen. In Form des offiziellen Geldes können sie aber nicht sparen, es sei denn, sie möchten am Ende negative Realgewinne. Sie entscheiden sich daher für die nächstbeste Sache: Gold. Gold ist fast so liquide und transportabel wie Geld, sein Angebot ist aber im Wesentlichen begrenzt. Gold hat zudem eine lange Tradition als Wertspeicher und Geld und ist deswegen eine gute Alternative zum Geld, obwohl es aktuell kein Geld ist.
Langfristige Goldbullenmärkte können als 10 bis 20 Jahre andauernde Perioden betrachtet werden, in denen die Öffentlichkeit eine erhöhte Sparneigung aufweist und in denen die Obrigkeit das Sparen des offiziellen Geldes zunehmend riskant macht.
Der große Goldtrend lässt sich unserer Meinung nach am besten mit den folgenden langfristigen Charts illustrieren 1.) der inflationsbereinigte Goldpreis, 2.) das Gold-Rohstoff-Verhältnis (Gold: Continuous Commodity Index, CCI) und 3.) das Gold-Dow-Verhältnis (oder Gold:SPX). Die ersten beiden Charts finden Sie unten:
"Preisinflation" wurde in den 1970ern als großes Problem angesehen. Wäre die "Preisinflation" aber die Haupttriebkraft des damaligen Goldbullenmarkts gewesen, so wäre der Goldpreis auf inflationsbereinigter Basis und im Vergleich zu fast allen anderen Inflationsabsicherungen (beispielsweise andere Rohstoffe) nicht so steil gestiegen. Das Metall hatte gewaltige Realgewinne zu verbuchen, weil es eine erhöhte Sparneigung gab und allgemein die Vorstellung herrschte, Sparen mit offiziellem Geld werde am Ende Realverlusten verursachen; es herrschte Unsicherheit hinsichtlich der zukünftigen Tragfähigkeit des gesamten Geldsystems.
In den letzten 10 Jahren wurde "Preisinflation" allgemein nicht als großes Problem wahrgenommen; vielen Menschen ist dennoch klar, dass die Fed Schindluder mit dem US-Dollar trieb und treibt. Natürlich gibt es auch Bedenken hinsichtlich der langfristigen Tragfähigkeit des Euros, der wichtigsten Alternativwährung zum US-Dollar. Gleichzeitig kühlt sich auch die Konjunktur ab, Investitionen in Aktien und Immobilien scheinen heute viel riskanter als noch vor einigen Jahren; die nominalen Zinssätze wurden zudem auf so niedrige Stände getrieben, dass die Realgewinne monetärer Ersparnisse mit Sicherheit im negativen Bereich liegen werden, selbst bei einer jährlichen "Preisinflation" von nur wenigen Prozentpunkten.
Solange die großen Wirtschaften der Welt nicht wie durch ein Wunder - also ungeachtet der Tatsache, dass die politischen Entscheidungsträger das Gegenteil dessen machen, was sie machen müssten - zu einem gesunden Zustand zurückfinden, oder aber gesunden, weil die politischen Entscheidungsträger anfangen, das zu machen, was sie machen müssten, solange wird auch die Sparneigung in einem langfristigen Aufwärtstrend verweilen; und die Sparer werden zwangsläufig liquide Alternativen zum offiziellen Geld in Betracht ziehen müssen. Das heißt auch, dass der langfristige Goldbullenmarkt intakt bleiben wird.
© Steve Saville
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