Differenziertes Bild an den Metallmärkten
23.10.2013 | 8:40 Uhr | Weinberg, Eugen, Commerzbank AG
An den Metallmärkten wird derzeit die spezifische Marktsituation durch allgemeine Makro-Daten und politische Unwägbarkeiten überlagert. Die Fundamentaldaten sollten aber nicht unbeachtet bleiben. So gaben die Herbsttagungen der diversen Branchenverbände Einblick in die Lage an den jeweiligen Metallmärkten - mit höchst unterschiedlichen Tendenzen: Während das Angebot von Kupfer und Nickel ausgeweitet wird, spitzt sich die Situation bei Zink und vor allem bei Blei zu.
Trotz besserer Konjunkturdaten vor allem in China und den USA und Anzeichen einer Wirtschaftserholung in Europa sowie eines schwachenUS-Dollars haben sich die Metallpreise von ihren hohen Verlusten im ersten Halbjahr 2013 bislang nur wenig erholt. Gemessen am LME-Industriemetallindex steht seit Beginn des zweiten Halbjahres lediglich ein Plus von 6,6% zu Buche. Dem gegenüber stehen Verluste von 14,9% in den ersten sechs Monaten des Jahres (Grafik 1). Die Metallpreise bewegen sich zudem mit wenigen Ausnahmen seit rund zwei Monaten in einer engen Handelsspanne seitwärts.
Der nach wie vor nicht final gelöste Haushaltsstreit in den USA und die nur temporäre Aussetzung der Schuldenobergrenze bis Februar 2014 dürften weiter wie ein Damoklesschwert über den Preisen hängen und merklichen Preissteigerungen entgegenstehen. Erst eine nachhaltige Lösung bzw. Einigung dürfte den Preisen Auftrieb verleihen. Denn dann würden sich wohl auch die Finanzinvestoren wieder optimistischer zeigen, die zwischenzeitlich enorme Short-Positionen (am Beispiel Kupfer betrachtet) aufgebaut hatten. In der Vergangenheit folgte einer solch pessimistischen Marktpositionierung ofteine Phase merklicher Preisanstiege in den Wochen und Monaten danach.
Aus fundamentaler Sicht sind zuletzt Angebot und Nachfrage wieder verstärkt in den Fokus der Marktteilnehmer gerückt. Während solide Konjunkturdaten und der bei vielen Metallen zu beobachtende Lagerabbau auf eine robuste Nachfrage hindeuten, wird derzeit insbesondere über die Angebotsentwicklung viel diskutiert.
Anfang des Monats hatten die jeweiligen Branchenverbände, die sog. International Study Groups, ihre Sicht der Dinge im Rahmen ihrer Herbsttagungen hierzu veröffentlicht. Im Folgenden fassen wir die Aussagen der Verbände für die Kupfer-, Nickel-, Blei- und Zinkmärkte zusammen.
Kupfer:
Laut Einschätzung der International Copper Study Group (ICSG) dürfte es am globalen Kupfermarkt in diesem Jahr erstmals seit vier Jahren wieder einen Angebotsüberschuss geben. Diesen beziffert die ICSG auf 387 Tsd. Tonnen und bleibt damit nur geringfügig unter ihrer April-Schätzung. Im nächsten Jahr soll sich der Überschuss auf 632 Tsd. Tonnen erhöhen (Grafik 2).
Dies hört sich zwar im ersten Moment viel an, setzt man die Überschüsse allerdings in Relation zur erwarteten Nachfrage, relativieren sich die Zahlen wieder. Denn 2013 macht der Überschuss nur 1,9% der weltweiten Nachfrage aus, 2014 sind es 2,9%. Generell betrachtet kommen die Überschüsse durch eine deutliche Ausweitung des Angebots zustande. So ist erstmals seit vielen Jahren wieder eine Reihe von neuen Minenprojekten in Betrieb genommen worden.
Darüber hinaus wurde die Produktion in bestehenden Minen ausgeweitet. Das höhere Angebot hat sich zuletzt nicht mehr in steigenden Lagerbeständen widergespiegelt. Im Gegenteil, die LME-Kupfervorräte werden seit Mitte des Jahres kontinuierlich abgebaut und befinden sich aktuell auf einem 7½-Monatstief. Und auch die Bestände in den Lagerhäusern der SHFE wurden in den letzten Monaten stark reduziert.
In den kommenden zwei Jahren wird es zu weiteren Mineneröffnungen kommen. Hierbei handelt es sich zum Großteil um Projekte, die während der Finanzkrise 2008 aufgrund stark gefallener Preise verschoben wurden. Wir gehenallerdings nicht davon aus, dass es am globalen Kupfermarkt zu strukturellen Angebotsüberschüssen über viele Jahre hinweg kommen wird. Denn das größte Sorgenkind der Minenunternehmen bleiben die fallenden Metallgehalte in den Kupfererzen.
Als die Kupferpreise im Sommer zudem deutlich unter die Marke von 7.000 USD je Tonne fielen, wurden abermals geplante Minenprojekte verschoben oder auf Eis gelegt. Dies könnte bedeuten, dass dem Kupfermarkt nach 2015 wieder dringend benötigtes Angebot fehlt.
Während sich die Lage am globalen Kupfermarkt kurzfristig betrachtet also entspannt, dürfte sie sich mittel- bis langfristig wieder merklich anspannen. Dies sollte perspektivisch gesehen zu höheren Kupferpreisen beitragen. Zum Jahresende 2013erwarten wir Kupferpreise von 7.500 USD je Tonne. Im nächsten Jahr erwarten wir einen durchschnittlichen Kupferpreis von 8.100 USD je Tonne.
Nickel:
Die International Nickel Study Group (INSG) hat ihreSchätzung aus dem Frühjahr zum Angebotsüberschuss in diesem Jahr merklich nach obenrevidiert und erwartet nun, dass am globalen Nickelmarkt das Angebot die Nachfrage um rekordhohe 140 Tsd. Tonnen übersteigen wird. Der Überschuss soll sich im nächsten Jahr zudem nur geringfügig auf 120 Tsd. Tonnen verringern (Grafik 3).
Das Ausmaß der Überschüsse wird gerade im Vergleich zur relativ kleinen Größe des Nickelmarktes mit einer Jahresproduktion von knapp 2 Mio. Tonnen deutlich. Hierzu trägt vor allem die massive Ausweitung der Nickelroheisenproduktion (Nickel Pig Iron, NPI) in China bei, die in diesem Jahr Industriekreisen zufolge auf 450 Tsd. Tonnen steigen könnte.
Im Gegensatz zu Kupfer hat das Überangebot die LME-Nickelvorräte in den letzten zwei Jahren förmlich nach oben katapultiert. Seit Ende 2011 sindsie um 170% gestiegen und liegen mit über 230 Tsd. Tonnen so hoch wie nie zuvor.
http://www.rohstoff-welt.de/news/artikel.php?sid=45692&seite=2
23.10.2013 | 8:40 Uhr | Weinberg, Eugen, Commerzbank AG
An den Metallmärkten wird derzeit die spezifische Marktsituation durch allgemeine Makro-Daten und politische Unwägbarkeiten überlagert. Die Fundamentaldaten sollten aber nicht unbeachtet bleiben. So gaben die Herbsttagungen der diversen Branchenverbände Einblick in die Lage an den jeweiligen Metallmärkten - mit höchst unterschiedlichen Tendenzen: Während das Angebot von Kupfer und Nickel ausgeweitet wird, spitzt sich die Situation bei Zink und vor allem bei Blei zu.
Trotz besserer Konjunkturdaten vor allem in China und den USA und Anzeichen einer Wirtschaftserholung in Europa sowie eines schwachenUS-Dollars haben sich die Metallpreise von ihren hohen Verlusten im ersten Halbjahr 2013 bislang nur wenig erholt. Gemessen am LME-Industriemetallindex steht seit Beginn des zweiten Halbjahres lediglich ein Plus von 6,6% zu Buche. Dem gegenüber stehen Verluste von 14,9% in den ersten sechs Monaten des Jahres (Grafik 1). Die Metallpreise bewegen sich zudem mit wenigen Ausnahmen seit rund zwei Monaten in einer engen Handelsspanne seitwärts.
Der nach wie vor nicht final gelöste Haushaltsstreit in den USA und die nur temporäre Aussetzung der Schuldenobergrenze bis Februar 2014 dürften weiter wie ein Damoklesschwert über den Preisen hängen und merklichen Preissteigerungen entgegenstehen. Erst eine nachhaltige Lösung bzw. Einigung dürfte den Preisen Auftrieb verleihen. Denn dann würden sich wohl auch die Finanzinvestoren wieder optimistischer zeigen, die zwischenzeitlich enorme Short-Positionen (am Beispiel Kupfer betrachtet) aufgebaut hatten. In der Vergangenheit folgte einer solch pessimistischen Marktpositionierung ofteine Phase merklicher Preisanstiege in den Wochen und Monaten danach.
Aus fundamentaler Sicht sind zuletzt Angebot und Nachfrage wieder verstärkt in den Fokus der Marktteilnehmer gerückt. Während solide Konjunkturdaten und der bei vielen Metallen zu beobachtende Lagerabbau auf eine robuste Nachfrage hindeuten, wird derzeit insbesondere über die Angebotsentwicklung viel diskutiert.
Anfang des Monats hatten die jeweiligen Branchenverbände, die sog. International Study Groups, ihre Sicht der Dinge im Rahmen ihrer Herbsttagungen hierzu veröffentlicht. Im Folgenden fassen wir die Aussagen der Verbände für die Kupfer-, Nickel-, Blei- und Zinkmärkte zusammen.
Kupfer:
Laut Einschätzung der International Copper Study Group (ICSG) dürfte es am globalen Kupfermarkt in diesem Jahr erstmals seit vier Jahren wieder einen Angebotsüberschuss geben. Diesen beziffert die ICSG auf 387 Tsd. Tonnen und bleibt damit nur geringfügig unter ihrer April-Schätzung. Im nächsten Jahr soll sich der Überschuss auf 632 Tsd. Tonnen erhöhen (Grafik 2).
Dies hört sich zwar im ersten Moment viel an, setzt man die Überschüsse allerdings in Relation zur erwarteten Nachfrage, relativieren sich die Zahlen wieder. Denn 2013 macht der Überschuss nur 1,9% der weltweiten Nachfrage aus, 2014 sind es 2,9%. Generell betrachtet kommen die Überschüsse durch eine deutliche Ausweitung des Angebots zustande. So ist erstmals seit vielen Jahren wieder eine Reihe von neuen Minenprojekten in Betrieb genommen worden.
Darüber hinaus wurde die Produktion in bestehenden Minen ausgeweitet. Das höhere Angebot hat sich zuletzt nicht mehr in steigenden Lagerbeständen widergespiegelt. Im Gegenteil, die LME-Kupfervorräte werden seit Mitte des Jahres kontinuierlich abgebaut und befinden sich aktuell auf einem 7½-Monatstief. Und auch die Bestände in den Lagerhäusern der SHFE wurden in den letzten Monaten stark reduziert.
In den kommenden zwei Jahren wird es zu weiteren Mineneröffnungen kommen. Hierbei handelt es sich zum Großteil um Projekte, die während der Finanzkrise 2008 aufgrund stark gefallener Preise verschoben wurden. Wir gehenallerdings nicht davon aus, dass es am globalen Kupfermarkt zu strukturellen Angebotsüberschüssen über viele Jahre hinweg kommen wird. Denn das größte Sorgenkind der Minenunternehmen bleiben die fallenden Metallgehalte in den Kupfererzen.
Als die Kupferpreise im Sommer zudem deutlich unter die Marke von 7.000 USD je Tonne fielen, wurden abermals geplante Minenprojekte verschoben oder auf Eis gelegt. Dies könnte bedeuten, dass dem Kupfermarkt nach 2015 wieder dringend benötigtes Angebot fehlt.
Während sich die Lage am globalen Kupfermarkt kurzfristig betrachtet also entspannt, dürfte sie sich mittel- bis langfristig wieder merklich anspannen. Dies sollte perspektivisch gesehen zu höheren Kupferpreisen beitragen. Zum Jahresende 2013erwarten wir Kupferpreise von 7.500 USD je Tonne. Im nächsten Jahr erwarten wir einen durchschnittlichen Kupferpreis von 8.100 USD je Tonne.
Nickel:
Die International Nickel Study Group (INSG) hat ihreSchätzung aus dem Frühjahr zum Angebotsüberschuss in diesem Jahr merklich nach obenrevidiert und erwartet nun, dass am globalen Nickelmarkt das Angebot die Nachfrage um rekordhohe 140 Tsd. Tonnen übersteigen wird. Der Überschuss soll sich im nächsten Jahr zudem nur geringfügig auf 120 Tsd. Tonnen verringern (Grafik 3).
Das Ausmaß der Überschüsse wird gerade im Vergleich zur relativ kleinen Größe des Nickelmarktes mit einer Jahresproduktion von knapp 2 Mio. Tonnen deutlich. Hierzu trägt vor allem die massive Ausweitung der Nickelroheisenproduktion (Nickel Pig Iron, NPI) in China bei, die in diesem Jahr Industriekreisen zufolge auf 450 Tsd. Tonnen steigen könnte.
Im Gegensatz zu Kupfer hat das Überangebot die LME-Nickelvorräte in den letzten zwei Jahren förmlich nach oben katapultiert. Seit Ende 2011 sindsie um 170% gestiegen und liegen mit über 230 Tsd. Tonnen so hoch wie nie zuvor.
http://www.rohstoff-welt.de/news/artikel.php?sid=45692&seite=2