metahase schrieb am 27.06.2010, 11:36 Uhr[/url]"]aus dem HANDELSBLATT vom 25.06.2010:
http://blog.handelsblatt.com/globalmarkets/2010/06/25/wie-amerika-ungeschminkt-aussieht/
Finanzmärkte, Obama, Schuldenkrise, USA
Wie Amerika ungeschminkt aussieht
Eine bemerkenswerte Woche geht zu Ende: Deutschland und die USA haben jeweils als Gruppensieger das Achtelfinale der Fußball-WM erreicht, so weit das Verbindende, das Positive. Ansonsten haben sich Deutschland und die USA in dieser Woche viel gestritten – vor allem in der Wirtschaftspolitik. In Paul Krugmans und Barack Obamas Welt ist Deutschland in der Lage, mit einem schwäbischen Sparkurs die gesamte US-Wirtschaft abzuwürgen. In Angela Merkels Welt ist Amerika drauf und dran, den Planeten mit immer neuen Schulden zu überfrachten. Zwei Welten, ein G20-Treffen: Das sieht nicht nach einem sonnigen Sommerfest in Toronto aus.
Aus amerikanischer Sicht besteht dazu auch kein Anlass, die Wirtschaftsmeldungen dieser Woche haben das ausdrücklich bestätigt. Der Immobilienmarkt zum Beispiel ist drauf und dran vorzumachen, wie ein klassischer „Double-Dip“ aussieht. Nach dem Auslaufen einer Steuervergünstigung für Hauskäufer ist die Zahl der verkauften neuen Eigenheime um mehr als 32 Prozent zurückgegangen, der stärkste Einbruch seit Beginn der Datenerhebung. Womit die These mal wieder dick unterstrichen wäre, dass Amerika ohne Steroide nicht laufen kann (siehe frühere blogs). Heute kam dann die – wenig überraschende - Nachricht, dass das US-Handelsministerium seine Konjunkturzahlen des ersten Quartals 2010 mal wieder nach unten korrigieren muss: von den einst 3,2 Prozent, die bereits auf 3,0 Prozent korrigiert werden mussten, sind jetzt laut Washington noch 2,7 Prozent übrig. Dabei zeichnen all diese Zahlen noch ein völlig verzerrtes Bild vom Zustand der US-Wirtschaft.
Wir haben heute in einem vierseitigen Handelsblatt-Schwerpunkt dargestellt, wie Nordamerika aus unserer Sicht ungeschminkt aussieht. Wem das zu lang ist, dem seien hier noch mal in Kürze zehn unangenehme Wahrheiten ans Herz gelegt. Sie unterstreichen, weshalb Nordamerika mit seinen Forderungen nach noch mehr Schulden zusehends isoliert da steht.
1.) 2010 nimmt die US-Regierung fast so viele Schulden auf wie der Rest derWelt zusammen. Washingtons Anteil liegt bei 45 Prozent, der deutsche bei fünf Prozent. (Quelle: International Monetary Fund)
2.) Die Gesamtverbindlichkeiten der Vereinigten Staaten (inklusive Firmen- und Privatschulden) haben 360 Prozent des Bruttoinlandsprodukts erreicht. (Quelle: Pimco)
3.) 33 von 50 US-Bundesstaaten sind nicht mehr in der Lage, Arbeitslosenunterstützung zu zahlen. Die Fonds sind aufgebraucht. (Quelle: National Employment LawProject)
4.) Die Krise im privaten Häusermarktweitet sich aus: Experten rechnen trotz milliardenschwerer Stützungsaktionen in diesem Jahr mit 3,8 Millionen Zwangsvollstreckungen, 36 Prozentmehr als im Vorjahr. (Quelle: Realty Trac)
5.) Die Preise von Gewerbeimmobilien sind seit 2007 ummehr als 40 Prozent gefallen, fast jedes fünfte Bürohaus im Land steht leer. 1,4 Billionen Dollar an Darlehen müssen bis 2014 refinanziert werden. (Quelle: Congressional Oversight Panel)
6.) Im ersten Quartal 2010 gab es 388000 Privatinsolvenzen, so viele wie noch nie seit Verschärfung des Konkursrechts 2005. Die Zahl der Anmeldungen liegt rund 15 Prozent höher als 2009. (Quelle: American Bankruptcy Institute)
7.) Offiziell wird die Arbeitslosenratemit 9,7 Prozent angegeben. Die Quote der erwerbsfähigen Amerikaner, die in der vergangenenWoche arbeitslos oder unterbeschäftigt waren, liegt jedoch bei 18,4 Prozent – also fast doppelt so hoch. (Quelle: Gallup)
8.) Knapp 40 Millionen Amerikaner sind auf Essensmarken des Landwirtschaftsministeriums angewiesen, etwa jeder achte Bürger. Experten erwarten einen Anstieg auf mehr als 43 Millionen in 2011. (Quelle: U.S. Department of Agriculture)
9.) Die Schere zwischen Arm und Reich klafft immer weiter auseinander: Zwei Drittel der Einkommenszuwächse zwischen 2002 und 2007 landeten bei einem Prozent der Bevölkerung: den Superreichen. (Quelle: Piketty/Saez-Studie, Universität Berkeley)
10.) In diesem Jahr wird das Sozialversicherungssystem zum ersten Mal mehr Beiträge auszahlen, als es an Steuern einnimmt. Das sollte eigentlich erst 2016 eintreten. (Quelle: US-Kongress)
2 Kommentare zu “Wie Amerika ungeschminkt aussieht”
Bernd Dose says:
26. June 2010 at 02:16
wenn dieser Artikel tatsaechlich auf Fakten beruht kann man nur noch zu dem Schluss kommen, dass fuer die USA kein Sparprogramm mehr in Frage kommt sondern nur noch die Flucht nach vorne: also die Gelddruckereien auf Hochtouren laufen zu lassen um mittels einer Hiperinflation die Schulden abzubauen und dem daraus resultierenden billigen Dollar wieder international wettbewerbsfaehig zu werden! Am Ende muesste vermutlich dann auch eine Waehrungsreform kommen! Die nun zu druckenden Geldscheine sollten fairerweise mit der Warnung versehen werden: \We trust in God but n o t in the dollar\
Ernüchterung says:
25. June 2010 at 17:23
Da nutzt wohl auch kein sparen mehr und ich kann die Amerikaner in der Situation noch besser verstehen, dass sie jetzt nicht sparen können.
Der Schuldendienst ist einfach zu groß für Amerika. Wenn man nur noch für den Schuldendienst spart, dann arbeitet man an der Vergangenheit.
Wir müssen aber an der Zukunft arbeiten, zusammen mit China, Europa und den USA. Es ist nur dieses verdammte (sorry) Aussenhandelsdefizit, das die Zusammenarbeit mit den Amis so schwierig macht. Nur mit den iPods und Windows der Amis ist kein Staat zu machen. Mit den Chinesen kommen wir ja noch gut ins Geschäft.
Irgendwie hat man den Eindruck, dass die USA aus dem internationalen Wirtschaftskreislauf raus sind. Das Konjunkturprogramm für Amerika kann nur Export bedeuten. Haben die Amis denn nicht irgendetwas zu verkaufen, was ein Dreiecksgeschäft zwischen Europa > China > USA ermöglicht?
Dollar haben die Chinesen ja genug. Die Chinesen könnten ja jedem Bürger ein iPod schenken
und dafür wandert der Dollar teilweise nach USA. Die USA kaufen dafür bei uns einen riesigen Transrapid und China stellt dafür die Statoren her. Wir verpflichten uns, die Triebwagen in den USA herzustellen und China verlängert seine Transrapidstrecke. Vielleicht bauen wir ja auch in Deutschland eine eigene Transrapidstrecke und bekommen unsere Triebwagen aus den USA.
Solche Geschäfte sind doch in den 70er und 80er Jahren massenhaft gelaufen. Warum geht das heute nicht mehr? Was ist es, dass es verhindert einfach mal wieder ein paar coole Geschäfte zu machen? Hey Jungs und Mädels, wie schaut’s aus? Wollen wir mal wieder richtig nachhaltig Geld verdienen?